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Helfen mit Herz – Neujahrsempfang der AWO Fulda im Bürgerhaus Aschenberg

Fulda. „Put A Little Love In Your Heart,“ sang der Chor „Inspiration“ unter der Leitung von Theo Sauer und fasste damit nicht nur das Logo der Arbeiterwohlfahrt in eine mitreißende Melodie, sondern traf auch den Anspruch der Wohlfahrtsorganisation auf den Punkt, mit Herz für andere da zu sein. Ein Anspruch, der in vielerlei Hinsicht in die Realität umgesetzt wird, denn dass eine große Portion „Herz“ in der Art und Weise, wie viele Menschen in Fulda ihre Aufgaben ehrenamtlich oder hauptamtlich für die AWO erfüllen, zu entdecken ist, konnte man im Verlauf des Neujahrsempfangs im nahezu voll besetzten Bürgerzentrum Aschenberg erfahren. Ja, der Chor „Inspitation“ selbst zeigte Herz und spendete für Wiederaufbauprojekte in Haiti 2.500 Euro an die „AWO-International“.

Zunächst jedoch ging es um die Zahlen des Kreisverbandes Fulda. Der Kreisvorsitzende, Werner Krah, trug eine Auswahl vor. Ganz oben auf seiner Liste stand die Steigerung der Mitgliedszahlen der AWO um 30% in 2010. Das ist ganz gegen den allgemeinen Trend und daher umso bemerkenswerter. Schließlich finanzieren neben Zuschüssen und projektgebundenen Fördergeldern auch die Mitgliedsbeiträge das breite soziale Angebot der AWO. Wenn diese Mitglieder dann auch noch selbst aktiv werden, z.B. im „Büro aktiv“, das die ehrenamtlichen Aufgaben koordiniert und organisiert, dann ist das ein doppelter Gewinn für den Kreisverband. Derzeit sind es 60 Menschen, die auf diese Weise unentgeltlich einen sinnvollen Dienst am Menschen tun.

Besonders stolz ist man in Fulda auf Neuerungen im Angebot wie die Schulung zum ehrenamtlichen Seniorenberater, Schuldenprävention bei Schülern oder unterstützte Jobsuche, aber auch auf die Kontinuität, mit der beispielsweise die Beratungsstelle Islamischer Kulturkreis oder die Schuldnerberatung nun schon seit etlichen Jahren für die Menschen da ist. Stetiges Engagement findet man auch im Jugendwerk der AWO, das neben der seit 12 Jahren erfolgreichen Jugendberufshilfe („Lohn & Brot) regelmäßig Freizeitangebote macht, u.a. Kultur- und Musikveranstaltungen im Café Panama wie z.B. den Poetry Slam, der vierteljährlich stattfindet und inzwischen weit über die Region hinaus bekannt ist.

Doch nicht nur das Angebot und die Motivation stimmt offensichtlich bei der AWO Fulda, auch die Bilanzen spiegeln neben einer sauberen Buchführung die Führungsqualitäten der Geschäftsführerin Edith Becker und das reibungslose Zusammenspiel der Verwaltung mit den Mitarbeitern wider. Erneut geht die AWO finanziell kerngesund in das neue Jahr. Ein Rating nach Basel II Kriterien bescheinigt dem Kreisverband in allen Bereichen Bestnoten.

Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU) ergänzte diese statistische Bewertung, indem der die AWO als „verlässlichen und professionellen Partner“ bezeichnete. „Die Arbeiterwohlfahrt hat Erfahrungen im sozialen Bereich, auf die die Stadt Fulda gern zurückgreift,“ so Möller, denn es sei eine Illusion zu glauben, die Stadt könne alles alleine erledigen. Margarete Ziegler-Raschdorf (CDU), Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, bescheinigte der AWO, speziell dem Bürgerzentrum Aschenberg, dass die Begeisterung und das Engagement, das hier in allen Bereichen zu spüren ist, geradezu mitreißend wirkt und ein Beispiel für Viele abgeben sollte. „Fulda ist Standort für viele positive Maßnahmen und das wird auch weit über die Region hinaus gesehen und anerkannt,“ so Ziegler-Raschdorf.

Wermutstropfen fand Werner Krah angesichts so vieler positiver Meldungen kaum. Nur z.B. dass der Auftrag, die Spielplätze der Stadt zu reinigen in 2011 nicht mehr an die Jugendberufshilfe der AWO vergeben wurde, die schwierige finanzielle Situation, unter der der Betreuungsverein gerichtlich angeordnete Betreuungen durchführt und die Sparzwänge der Kommunen, die in den nächsten Jahren auch bei günstigen Wirtschaftsdaten, sicher für Kürzungen im sozialen Bereich führen werden.

Dass der Arbeiterwohlfahrt die Aufgaben ausgehen könnten, befürchtet indes niemand. Im Gegenteil. Der Bedarf an Menschen, die sich für Schwächere, Ältere, Benachteiligte einsetzen, wächst stetig, wie auch Jonathan Wulff, der stellvertretende Unterbezirksvorsitzende der SPD bestätigte, und die politischen Aufgaben anmahnte, die in diesem Bereich noch zu erledigen seien, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Edith Bing, die stellvertretende Vorsitzende der Stadtverordnetenfraktion der SPD, erinnerte außerdem daran, dass stets alles teurer würde, nur die Vergütung sozialer Leistungen nicht.

Wie die Benachteiligten jedoch selbst aktiv werden und ihre Situation eigenverantwortlich verbessern können, das zeigte die Projektleiterin des Bürgerzentrums Aschenberg, Adriana de Oliveira, in ihrer Präsentation. Sie stellte stellvertretend für das umfangreiche Angebot im Bürgerzentrum Aschenberg (das die AWO gemeinsam mit der Diakonie betreibt) drei ausgewählte Projekte vor.

Sie begann mit dem Miniclub. Dreimal wöchentlich treffen sich hier Mütter mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren. Sie singen und spielen mit den Kleinen, tauschen sich aus und knüpfen Kontakte. Der Miniclub ist an sich ein Angebot, wie man es bei den verschiedensten Trägern auch findet. Der einzige Unterschied ist, dass das Angebot im BZ Aschenberg ausschließlich von Frauen wahrgenommen wird, die alle nicht aus Deutschland stammen. Nachdem der Miniclub einige Zeit lief, stellten die Leiter und Initiatoren fest, dass die Frauen immer wiederkehrende Fragen hatte, die weit über das hinausgingen, was man in einem Mütter-Kind-Treff bearbeiten kann.

Daher wurde 2007 in einem nächsten Schritt das LOS-Projekt „Stadtteilmütter“ ins Leben gerufen, das durch die Unterstützung der Stadt bis Ende 2010 lief. Idee dieses Projektes war, einzelne Mütter weiterzubilden und zu kompetenten Ansprechpartnerinnen zu qualifizieren, die anderen Müttern bei Erziehungsfragen, aber auch bei Ämtergängen, Alltagsproblemen und anderen Fragen zur Seite zu stehen. Die großen Vorteile dieser „Stadtteilmütter“ gegenüber deutschen Sozialarbeitern oder gar offiziellen Amtspersonen: die Erreichbarkeit und persönliche Bindung. Sie leben selbst in den Vierteln, in denen sie arbeiten, sie sind vertraute Gesichter und nicht zuletzt sind sie selbst Migrantinnen, kennen also aus eigener Erfahrung die Situation der Hilfe- oder Ratsuchenden. Die Frauen haben also, auch wenn sie schlecht oder gar kein Deutsch sprechen, keine Angst sich an die Stadtteilmütter mit ihren Fragen zu wenden.

Aus dem Projekt der Stadtteilmütter und dem großen Bedarf, den sie rückmeldeten, ergab sich wiederum die Idee, Kurse speziell für Mütter mit Migrationshintergrund in ihrem gewohnten Umfeld anzubieten. So werden seit 2010 nun schon zum vierten Mal TAFF-Kurse durchgeführt. Sie fanden je nach Viertel im BZ Aschenberg, im Kindergarten Gallasiniring und in der Fuldaer Moschee statt. TAFF steht dabei für „Training, Anleitung, Förderung von und für Familien“. Es geht also nicht um autoritäre Vermittlung von Patentrezepten für Erziehungsfragen, sondern – ausgehend von der Erkenntnis, dass alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollen – um die gegenseitige Stärkung der Mütter in ihrer Erziehungskompetenz.

Dazu gehört natürlich auch Vermittlung von Wissen, aber auch die Erfahrung, dass andere Mütter dieselben oder ähnliche Probleme haben und dass man sich gegenseitig helfen kann oder sogar von außen Hilfe holen kann. Für viele ist gerade letzteres eine ganz neue Erfahrung. Ebenso wichtig wie die Inhalte ist für die Frauen aber auch die Verleihung eines Zertifikates, das ihnen ihre Kompetenzen bescheinigt. Es stärkt ihr Selbstwertgefühl und ermutigt sie in manchen Fällen sogar, nächste Schritte zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu unternehmen. Dazu gehört auch die Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse.

Stärkt man die Mütter, geht es den Kindern besser. Erfahren die Kinder in ihrem familiären Umfeld Unterstützung, erhöht man ihre Chancen auf schulischen und in der Folge auf beruflichen Erfolg. Letztlich zeigt sich die AWO Fulda mit diesen Projekten also absolut auf der Höhe der Zeit und am Puls der aktuell heiß diskutierten gesellschaftlichen Probleme. Es zeichnet sie besonders aus, dass sie hier nicht nur einen Diskussionsbeitrag liefert, sondern echte Lösungsansätze.

Nähere Infos zur AWO gibt es in der Geschäftsstelle, in der Langebrückenstraße 14, telefonisch unter: 0661 – 480 045-0, Email: info@awo-fulda.de, Langebrückenstraße 14, oder im Internet: www.awo-fulda.de.

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