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Die AWO schult sieben Frauen zu Seniorenberaterinnen

Fulda (mb). „Wie wird das sein, wenn ich keine Treppen mehr gehen kann?“, „Wo finde ich eine geeignete Haushaltshilfe“, „Zahlt die Kasse etwas zu, wenn ich nach meinem Schlaganfall die Wohnung umbauen lassen muss?“ Viele Fragen ergeben sich, wenn man selbst oder die Angehörigen ein Alter erreichen, in dem sie nicht mehr so ohne weiteres allein zurecht kommen. Das muss noch nicht heißen, dass Menschen in dieser Situation in ein Altenheim oder in ein Pflegestift umziehen müssen. Im Gegenteil: Viele Senioren möchten so lange, wie es irgend geht, in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und selbstbestimmt leben.

Um ihnen dabei zu helfen, hat die AWO Nordhessen ein Weiterbildungsprogramm entwickelt, das sich vor allem an Menschen wendet, die häufig mit älteren Menschen in Kontakt kommen, die in ihrem Umfeld bekannt und daher für die Senioren greifbar sind. Ihnen soll mit der Schulung all das Hintergrundwissen rund um das fortgeschrittene Alter vermittelt werden, das sie benötigen, um auf die meisten Fragen der Rentner eine Antwort parat zu haben oder wenigstens zu wissen, an wen man sich wenden kann, wenn sie selbst nicht direkt helfen können. Jörg-Michael Scharf vom Bezirksverband der AWO Nordhessen: „Ein großer Arbeitsschwerpunkt der AWO ist ohnehin die Altenbetreuung. Aber wir wollen auch schon vor der professionellen Betreuung tätig werden. Eher im Sinne der Nachbarschaftshilfe. Und dazu müssen wir die betreffenden Ansprechpartner qualifizieren.“ „Alles Ehrenamtliche“, wie der Kreisvorsitzende der AWO Fulda, Werner Krah, ergänzt.

Für den Landkreis Fulda fand dieser Kurs nun zum ersten Mal statt. 7 Frauen nahmen daran teil und lernten an einem Kompakt Wochenende alles über Patientenverfügungen, Pflegestufen, Wohnraumanpassung, staatliche Beratungsstellen, aber auch über Selbsthilfegruppen und Freizeitangebote für Senioren. Ansässig in verschiedenen Stadtteilen Fuldas, bzw. in umliegenden Dörfern, kannten sich die meisten der Teilnehmerinnen schon vor dem Kurs über ihre Aktivitäten im Bürgerzentrum Aschenberg, wo sie sich in verschiedenen Projekten einbringen.

Ilona Götz beispielsweise initiierte den Mini-Club und bietet schon seit Jahren eine Tanzgruppe in den Räumen des BZ an. Krimhilde Lörcher ist eine ihrer Kursteilnehmerinnen im Tanzkurs. Sie hat ihrerseits den Bastel- und Spielkreis für Senioren im BZ organisiert. Auch Hanne Sader ist seit 10 Jahren auf dem Aschenberg tätig. Sie ist Leiterin der Seniorengruppe. Olga Lichtermann ist gelernte Physiotherapeutin, deren russischer Berufsabschluss aber nicht in Deutschland anerkannt wird und die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten daher in einer Senioren-Gymnastikgruppe einbringt. Auch Sophia Khanina stammt aus Russland. Sie sieht einen riesigen Bedarf an Fragen, die vor allem die Situation von älteren Migrantinnen betreffen, und möchte helfen. Ingrid Eichler ist die einzige, die nicht nur ehrenamtlich, sondern auch professionell mit Senioren zu tun hat: Sie arbeitet in einem Pflegeheim und ist in der Bahnhofsmission aktiv. Schließlich Edith Becker, die als Geschäftsführerin des Kreisverbandes der AWO und Initiatorin des „Büro aktiv“, das Ehrenamtliche vermittelt, selbst wissen wollte, wie die Seniorenberatung funktioniert. Für sie war in der Schulung vor allem wichtig, alle betreffenden Fachstellen und ihre persönlichen Ansprechpartner kennen gelernt zu haben, während Sophia Khanina betont, dass der Rückhalt der Seniorenberaterinnen untereinander und der regelmäßige Austausch untereinander ein wesentlicher Faktor für sie ist, sich zu engagieren. Auch die permanente Auffrischung des Hintergrundwissens ist ihr wichtig.

Dass der Bedarf für Seniorenberater vorhanden ist, ist für die sieben Frauen schon jetzt deutlich. Und er wird zweifellos noch wachsen, denn der demographische Wandel hin zu einer älter werdenden Gesellschaft ist bereits in vollem Gange. Woher aber sollen die Senioren, die bisher noch nie etwas von Seniorenberatern gehört haben, erfahren, dass es solche Ansprechpartner für Ihre Fragen gibt und wo man sie findet? „Zunächst einmal setzen wir natürlich auf die Mundpropaganda in den verschiedenen Seniorengruppen“, so Jörg-Michael Scharf, „aber es werden natürlich auch Flyer mit allen Informationen zum Seniorenberater gedruckt.“ Vermerkt ist dort neben der Erklärung, was ein Seniorenberater leisten kann, auch die Telefonnummer der Geschäftsstelle der AWO. Hier können sich die Senioren oder ihre Angehörigen melden. Dann werden sie weiterverwiesen an die passende Beraterin, die dann einen persönlichen Termin vereinbart.

Die Schulung zum Seniorenberater ist von der Organisation „Weiterbildung Hessen e.V.“ zertifiziert und wird von der „Glückspirale“ gefördert. Bis zum Sommer werden alle nordhessischen Landkreise die Schulung mindestens einmal durchgeführt haben. Doch das soll nur der Anfang sein. Im Herbst sollen weitere Schulungen angeboten werden, an denen alle Interessierten teilnehmen können. „Das Beste wäre, wenn es in jedem Stadtteil und in jedem Dorf mindestens einen Seniorenberater gäbe“, formuliert Jörg-Michael Scharf seine Wunschvorstellung und Werner Krah ergänzt: „Und mindestens einen speziell für die älteren türkischen Migranten und Migrantinnen.“

Nähere Infos zur AWO gibt es in der Geschäftsstelle, in der Langebrückenstraße 14, telefonisch unter: 0661 – 480 045-0, Email: info@awo-fulda.de, Langebrückenstraße 14, oder im Internet: www.awo-fulda.de.

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