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AOK und Barmer GEK starten Befragung zu Ärzten in Hessen

Bad Homburg. Unter den Adressen www.aok-arztnavi.de bzw. http://arztnavi.barmer-gek.de können die Versicherten von AOK und Barmer GEK in Hessen jetzt ihre Ärzte beurteilen und die Beurteilungen durch andere bei ihrer eigenen Arztwahl nutzen. Das Portal soll so allen Interessierten zwischen Erbach im Süden und Hofgeismar im Norden Schritt für Schritt eine kostenlose und gleichzeitig fundierte Suche nach einem geeigneten Arzt ermöglichen.

„Wir rufen unsere Versicherten auf, sich zu beteiligen und dadurch anderen Patienten auf Arztsuche zu helfen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Hessen, Fritz Müller, am Dienstag in Bad Homburg. „Unser Ziel ist es, eine verlässliche Orientierungshilfe für Patienten aufzubauen.“ Die AOK hat das neue Internetportal gemeinsam mit der Weissen Liste entwickelt, einem Projekt der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Als weiterer Partner ist die BARMER GEK am neuen Arztnavigator beteiligt. Die Beurteilungen der zusammen rund 2,2 Millionen Versicherten von AOK und BARMER GEK in Hessen fließen in eine gemeinsame Datenbank ein, die als Basis für die Online-Arztsuche dient.

„Wir haben festgestellt, dass bei unseren Versicherten ein großer Bedarf an verlässlichen Informationen über die Qualität und das Angebot von Ärzten besteht“, sagt Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Hessen. „Diesen Menschen wollen wir eine Orientierungshilfe geben – und zwar mit einem Portal, in dem die Ärzte fair beurteilt werden, das vor Manipulationen geschützt ist und den Datenschutz für alle Beteiligten gewährleistet“.

An der Befragung können sich alle AOK-Versicherten und alle Versicherten der BARMER GEK ab 15 Jahren beteiligen. Sie registrieren sich mit den Daten auf ihrer Versichertenkarte (Versicherten-nummer und Kassennummer). Dadurch wird sichergestellt, dass jeder Nutzer nur eine Beurteilung je Arzt abgeben kann. Die Befragung erfolgt anonym. Weder die beteiligten Krankenkassen noch der Portalbetreiber Bertelsmann Stiftung erfahren, wer teilgenommen hat. Der Fragebogen ist in einem mehrstufigen wissenschaftlichen Verfahren zusammen mit Patienten- und Ärztevertretern entwickelt worden. Er umfasst insgesamt 33 Fragen, bei denen soziale und kommunikative Aspekte der Arzt-Patienten-Beziehung im Vordergrund stehen. Alle niedergelassenen Ärzte in Hessen sind in der neuen Arztsuche verzeichnet. Die Beurteilungen zu einem Arzt werden allerdings erst veröffentlicht, wenn mindestens zehn vorliegen. So soll Verzerrungen durch Extrembewertungen wirksam begegnet werden. Im Portal sind bereits heute erste Ergebnisse aus den drei Pilotregionen Berlin, Hamburg und Thüringen abrufbar. Hier war die Befragung der AOK-Versicherten bereits im Mai 2010 gestartet.

Kostenfreie Info-Hotline für Versicherte und Ärzte: 0800- 15 15 175 (geschaltet vom 3. bis zum 6. Mai, täglich von 8 bis 20 Uhr).

Interview zum Thema „Arztnavigator“

Warum ist die neue Arztsuche notwendig?

Fritz Müller: Patienten und Versicherte wünschen sich fundierte und verlässliche Informationen zu Erkrankungen und Behandlungsmethoden, aber auch zum Angebot und zur Qualität von Gesundheitsanbietern. Dieser hohe Informationsbedarf ist jedoch weitgehend ungedeckt. Zwei Drittel der Bevölkerung äußern, dass das Informationsangebot zu Ärzten – zumindest teilweise – verbesserungswürdig ist. Patienten gründen ihre Arztwahl gerne auf soziale und kommunikative Aspekte – genau zu diesen Punkten sind derzeit aber keine oder kaum Informationen verfügbar. An dieser Stelle schließt der Arztnavigator eine Lücke und schafft mehr Transparenz.

Es gibt aber bereits eine Reihe von Arztbewertungsportalen im Internet. Warum ein weiteres?

Fritz Müller: In einer Studie der Universität Nürnberg-Erlangen (2009) wurden verschiedene existierende Arztbewertungsportale untersucht. Dort wurde gezeigt, dass die Portale derzeit nur eingeschränkt in der Lage sind, Patienten bei der Arztsuche zu unterstützen – zum Beispiel, weil sie anfällig für Manipulationen und Missbrauch etwa durch Falsch- und Mehrfachbewertungen sind. Zudem reichen die meisten Fragenkataloge nicht aus, um der Komplexität der Bewertung eines Arztes gerecht zu werden. Anspruch des neuen Arztnavigators ist es, ein nicht-kommerzielles Informationssystem neuer Qualität bereitzustellen. Das betrifft die Qualität des Fragenkatalogs genauso wie die Manipulationssicherheit des Verfahrens.

Können Patienten ihre Ärzte denn überhaupt beurteilen?

Fritz Müller: Ja! Studien zeigen, dass Patienten und Versicherte sich bei der Auswahl eines Arztes insbesondere für soziale und kommunikative Aspekte interessieren. So geben mehr als 95 Prozent der Befragten einer Studie des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung an, dass es ihnen wichtig oder sehr wichtig ist, inwieweit Ärzte auf Fragen eingehen, ob ihre Erklärungen verständlich sind und ob ein freundlicher Umgangston herrscht. Zudem ist es Patienten besonders wichtig, wie sehr Ärzte sie in Entscheidungen einbeziehen. Vor allem diese Aspekte können von Patienten sehr gut beurteilt werden; letztlich ist dafür niemand besser geeignet als die Patienten selbst, da sie die Situation in der Arztpraxis direkt erleben.

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