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„Lerchenfenster“ sollen Mangel an Brutplätzen in Kulturlandschaft beheben

Fulda-Oberrode. Hoch oben in der westlich von Fulda gelegenen Flur trällern Feldlerchen von der Morgendämmerung an bis zum Abend und sie erfreuen damit das Herz manchen Naturbeobachters und Spaziergängers. Man bezeichnet die Zugvögel als den Charaktervogel der offenen Kulturlandschaft.

Doch steht der Bodenbrüter in Deutschland seit 2007 auf der Roten Liste. Auch europaweit nehmen die Brutpaare ab. Das Problem liege im Mangel an geeigneten Brutplätzen, sagen Experten, denn Brachflächen und Saatlücken in Getreidefeldern seien für die Feldlerche unverzichtbar und würden immer seltener. Das Problem der mangelnden Brutplätze lässt sich jedoch relativ einfach beheben durch sogenannte Lerchenfenster als “bewusst angelegte Fehlstellen” in Wintergetreideschlägen. 15 Landwirte im Landkreis Fulda beteiligen sich in 2011 am Projekt “1000 Äcker für die Feldlerche”. Mit ihren auf den Äckern angelegten “Fenstern” nehmen sie an der vom Naturschutzbund Hessen, dem Hessischen Bauernverband und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gestarteten Aktion “Lerchenfenster für Hessen” teil.Dabei handelt es sich um rund 20 Quadratmeter große “künstliche Störstellen” inmitten von Äckern, in die kein Getreide eingesät wurde. Nach Erkenntnissen in England seien bereits zwei dieser Fenster pro Hektar ausreichend, um den Bruterfolg der Feldlerche deutlich zu erhöhen, und dies bereits im ersten Jahr. Die “Fenster” wirkten sich aber auch positiv auf viele weitere Niederwildarten wie das Rebhuhn und den Feldhasen aus, beide ebenfalls bedrohte Spezies.

Der beim Landkreis Fulda angesiedelte Fachdienst Natur und Landschaft hatte die Aktion federführend in die Hand genommen. Mittels Informationstafeln wurden nunmehr Flächen ausgewiesen. Eine erste Tafel überreichte Fachdienstleiter Martin Seuring an Landwirt Peter Bleuel in Fulda-Oberrode. Mit dabei waren Kreisbauernverbands-Vorsitzender Lothar Röder, Martin Müller (Vorsitzender des Naturschutzbeirates Landkreis Fulda), Martin Sudbrock (Fachdienstleiter Landwirtschaft), Kreislandwirt Emil Funk sowie Lothar Helfrich (Fachdienst Natur und Landschaft).

Die von Landwirten und Naturschützern in Großbritannien entwickelte Idee wurde damit auch im Kreisgebiet umgesetzt, wobei Naturschützer und Agrarier aufeinander zugingen. Kritik gab es an der EU, die den Schutz und die Förderung von Zugvögeln als positiv erachte, zugleich aber nichts gegen deren Bejagung wie etwa in Frankreich, Italien oder Spanien unternehme.

Naturschützer Matthias Müller räumte ein, dass sich im Zuge des Strukturwandels in der Landwirtschaft Ackerflächen veränderten. Hier müsse man Kompromisse finden, um Natur und Landbewirtschaftung in Einklang zu bringen. Die Agrar-Vertreter stellten heraus, dass die Landwirte schon sehr lange Naturschutz betrieben. Die Bevölkerung müsse aber auch Verständnis für Bewirtschaftungsvorgänge haben, die nötig seien, um die Ernährungsgrundlagen zu sichern. Der Dialog zwischen Verbrauchern, Erholungssuchenden und Landwirten sollte gefördert werden. Die Aufstellung der Infotafeln könne dazu beitragen.

 

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