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Pflegestützpunkt berät Angehörige von Demenzerkrankten

Fulda. Wenn Menschen an Demenz erkranken, dann ist das nicht nur für den Betroffenen eine schwierige Situation, sondern stellt auch die Angehörigen vor Herausforderungen und Probleme. Der Erkrankte wird unselbstständiger und ist in immer mehr Lebensbereichen auf die Hilfe von Pflegediensten oder Familienmitgliedern angewiesen. Für Ehepartner oder Kinder ist dies keine einfache Situation. Um Angehörigen von Demenzerkrankten aufzuzeigen, welche Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten es gibt, bietet der Pflegestützpunkt des Landkreises Fulda, der sich in gemeinsamer Trägerschaft des Landkreises und der AOK befindet, eine kostenlose Beratung an. Hierzu gehört auch eine Information der Angehörigen über niedrigschwellige Betreuungsleistungen für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, die von den Pflegekassen gewährt werden können.

Foto: Max Colin Heydenreich

„In erster Linie richtet sich dieses Beratungsangebot an Angehörige von Demenzerkrankten; zu den Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz zählen aber auch geistig und seelisch behinderte Personen“, erläutert der 53-jährige Diplom-Sozialarbeiter Martin Kersting, der gemeinsam mit dem Altenpfleger und Pflegeberater Andreas Heinz den Pflegestützpunkt leitet. Während Martin Kersting Mitarbeiter des Landkreises Fulda ist, handelt es sich bei Andreas Heinz, der zeitweise von Astrid Blome und Sandra Pusch vertreten wird, um einen Beschäftigten der AOK Hessen. „Wir beraten aber trägerneutral“, betont Kersting.

Für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz und deren Angehörige kann eine professionelle Beratung zu möglichen Pflege- und Hilfsleistungen – besonders zu Beginn der Erkrankung – eine große Hilfe darstellen. Denn neben der Pflege benötigen demente Personen ein hohes Maß an Betreuung und Beaufsichtigung. Deshalb stehen dieser Personengruppe gemäß dem Sozialgesetzbuch zusätzliche Betreuungsleistungen zu – unter Umständen auch wenn die Voraussetzungen für eine Pflegestufe noch nicht vorliegen. „Viele Angehörige wissen dies nicht“, bedauert Kersting. Die zusätzlichen Betreuungsleistungen von 100 oder 200 Euro monatlich werden als Sachleistungen von den Pflegekassen gewährt; das bedeutet, dass beispielsweise ein Betreuungsdienst oder eine Tagespflegeeinrichtung im Umfang der gewährten Leistung in Anspruch genommen werden kann oder diese Leistungen bei der Nutzung einer Kurzzeit- oder Verhinderungspflege mit einfließen können.

„Wir als Pflegestützpunkt beraten und vermitteln erforderlichenfalls Kontakte. Wir können Möglichkeiten aufzeigen, die Angehörigen entscheiden aber alleine, welche Leistungen sie nutzen wollen“, betont der erfahrene Sozialarbeiter. Denn eine Demenzerkrankung ist für die betreuenden Angehörigen eine Zeit und Kräfte raubende Aufgabe. „Mein wichtigster Rat an Angehörige ist deshalb, nicht alleine zu bleiben und sich frühzeitig Hilfe zu holen“, appelliert Kersting. Der Leiter des Pflegestützpunktes weiß aus Erfahrung, dass die Angehörigen von Demenzerkrankten in Gefahr stehen, sich selbst zu überfordern und ihre eigenen Interessen immer mehr aufzugeben, um sich um ihren kranken Ehepartner oder die Eltern zu kümmern.

Besonders erfreulich ist deswegen, dass Angehörige regelmäßig von einer Entlastung durch die Pflege- und Hilfsdienste berichten. „Wir erhalten viel positive Resonanz. Die Angehörigen fühlen sich durch unsere Beratung und die Hilfsangebote entlastet und erzählen auch, dass sich die Demenzerkrankten beispielsweise auf ihren wöchentlichen Besuch in einer Tagespflegeeinrichtung oder die Zeit mit einer Betreuungskraft freuen“, berichtet Sandra Pusch. Den Erkrankten stehen nicht nur Pflegeleistungen im engeren Sinne, sondern auch Betreuung und Beschäftigung wie Spaziergänge oder Besuche zu.

Für die Familienmitglieder sei dies eine wichtige Hilfe, denn letztlich würden sie häufig mehr als die Demenzerkrankten leiden, so Kersting. „Demenzerkrankte verändern sich in ihrer Persönlichkeit, das kann für die Angehörigen eine psychisch sehr belastende Situation darstellen“, erzählt der Sozialarbeiter und empfiehlt, sich neben Hilfs- und Beratungsangeboten auch in Selbsthilfegruppen für Angehörige von Demenzerkrankten Rat und Hilfe zu holen. „Angehörigengruppen sind sehr wichtig, denn zum einen erhält man dort praktische Tipps und zum anderen können Gespräche über den Umgang mit den eigenen Gefühlen entlastend wirken“, resümiert Kersting, der seit zwölf Jahren eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenzerkrankten begleitet.

Fragen beantworten die Mitarbeiter des Pflegestützpunktes Landkreis Fulda, Gerloser Weg 20, Zentrum Vital, 36039 Fulda, Telefon 0661/6006-693 (Andreas Heinz) und 0661/6006-692 (Martin Kersting).

Sprechzeiten: Dienstag und Donnerstag 10 bis 12 Uhr, Mittwoch 14 bis 17 Uhr. (Eine telefonische Terminvereinbarung ist empfehlenswert, bei Bedarf können auch Hausbesuche erfolgen).

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