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Hausaufgabenhilfe der Caritas arbeitet seit 40 Jahren erfolgreich

Fulda. Viele lobende Worte waren bei der Jubiläumsveranstaltung der Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa e.V. im Dompfarrzentrum in Fulda zu hören. Die Arbeit ist heute noch genau so wichtig ist wie vor 40 Jahren, so der Tenor der Grußworte. Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Vorsitzende des regionalen Caritasverbandes, Dechant  Dr. Dagobert Vonderau, neben den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders Herrn Weihbischof, Prof. Dr. Karlheinz Dietz , Herrn Oberbürgermeister Gerhard Möller, den 1. Kreisbeigeordneten des Landkreises Fulda, Dr. Heiko Wingenfeld, das Mitglied des Bundestages Michael Brand und den Festredner Oberbürgermeister a. D. Dr. Wolfgang Hamberger begrüßen können.

Bei der Hausaufgabenhilfe handele es sich um ein nicht kommerzielles ergänzendes Bildungsangebot, das für zahlreiche einkommensschwache und sozial benachteiligte Familien mit Migrationshintergrund aus ihrem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken sei, so der Vereinsvorsitzende. Eltern, deren eigener schulischer Werdegang mühsam gewesen sei, seien dankbar, dass im Blick auf die Talente und Stärken ihrer Kinder Potentiale geweckt, deren Selbstwertgefühl gestärkt und das auffangende soziale Netz erweitert werde. Familie und Bildung würden so den erforderlichen Rahmen erhalten, den es brauche, um eine positive schulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sicher zu stellen. Trotz ihrer hohen Lern- und Leistungsbereitschaft würden solche Kinder ohne die zusätzliche Förderung auf der Strecke bleiben.

Diese Grundaussage wurde auch in der anschließenden Chronik der 40 Jahre deutlich, die von der Koordinatorin Helga Dietz vorgetragen wurde. Aus einer Initiative der verstorbenen Stadträtin Ria Warmuth im Jahre 1971 am alten Domgymnasium mit 6 Schülern und 2 Helfern habe sich bis heute ein Angebot an 5 Fuldaer Schulen sowie an der Johannes-Hack-Schule , Petersberg und der Wendelinusschule Steinau / Steinhaus mit 282 Kindern aus 25 Nationen, die von 59 Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreut werden, etabliert.

„Man hat Arbeitskräfte gerufen und es sind Menschen gekommen“, mit diesem Satz von Max Frisch eröffnete Dr. Wolfgang Hamberger seinen Festvortrag. Mit den Zitaten aus einer Rede vom Februar 1971, einem Bericht der Fuldaer Zeitung zur gleichen Zeit und einer Telefonnotiz vom 09.02.1971 zeigte Hamberger, dass Frau Ria Wahrmut eine weitsichtige Frau gewesen ist, die mit ihrer Initiative ein wichtiges Projekt ins Leben gerufen hatte. Das so viele Ehrenamtliche bei der Caritas im Bereich der Hausaufgabenhilfe tätig seien, sei lobens- und anerkennungswert. Denn in dieser Aufgabe würden die gebraucht und gesucht, die aus der tiefen Überzeugung leben würden, dass Beruf und Broterwerb nicht alles seien, wenn Leben gelingen solle. Wer nur Ehre suche, der sei in der Hausaufgabenhilfe fehl am Platz, so Dr. Wolfgang Hamberger.

In seinem zweiten Punkt ging er darauf ein, dass die Angesehenen und Erfolgreichen heute nicht nach ihrem Gemeinwohlengagement sondern nach ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit und ihrem gesellschaftlichem Status definiert würden. Ich-Bezogenheit, Selbstverwirklichung, Fernseh- und Freizeitgesellschaft, Verlust an religiöser Verwurzelung, mangelnde Bindungsfähigkeit, notleidendes Familienleben, mangelndes Erlernen sozialer Kompetenz, falsch verstandene Freizeitideale sowie defizitärer Eigenantrieb und Versorgungsmentalität seien ein um sich greifendes Gift. Dem entgegenwirken könne man nur, wenn die die Gesellschaft prägenden Institutionen und Organisationen, Kommunen, Verbände, Wirtschaft, Gewerkschaften und Parteien, Staat und Kirchen nachhaltig neu und umdenken würden. Der Weg sei weg vom Ich hin zum Wir. In Bezug auf Schule ergebe sich daraus die Frage, ob unser Schulsystem heute den Anforderungen des 21.Jahrhunderts gewachsen sei. Hamberger vertrat die Auffassung, dass Lehrerausbildung und Schulsystem neu ausgerichtet werden müssten. So lange dies nicht erfolgen würde, wäre die Hausaufgabenhilfe, wie sie die Caritas sie anbiete, dringend erforderlich.

In seinem Grußwort unterstrich Michael Brand, MdB, die Wichtigkeit der Hausaufgabenhilfe der Caritas als Baustein zur Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher. Er habe sich selbst von dieser Arbeit in der Cuno-Raabe-Schule überzeugt und festgestellt, dass Sprache ein wichtiger Schlüssel für die Bildungschancen aller sei. Die Caritas bezeichnete er als „Teil des sozialen Gewissens unserer Region“. Oberbürgermeister Gerhard Möller, der auch für den 1. Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld sprach, gratulierte im Namen von Stadt und Landkreis. Die Hausaufgabenhilfe trage mit dazu bei, dass den ausländischen Mitbürgern in unserer Region nicht nur ein Wohnort angeboten werde, sondern auch die Beheimatung in der Region. Dafür sei Sprache und Schulbildung wichtig. Die Caritas gliedere sich mit ihrem Angebot in das Netzwerk der staatlichen, kommunalen Anstrengungen ein, junge Menschen an Schulen zu fördern, zu begleiten und ihnen damit eine größere Chance für ihre Zukunft einzuräumen.

Achim Schomberg und Franz Meyer sprachen für den Diözesancaritasverband und die Koordinationsstelle „Hausaufgabenhilfe in Hessen“. Die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis Fulda betonte der Geschäftsführer Winfried Möller, der für die ideelle und finanzielle Unterstützung dankte. Sein Dank galt auch den Sponsoren, besonders der Sparkasse Fulda und Förstina, die es ermöglicht hatten, dass ein drittes Projektbuch veröffentlicht werden konnte. Außerdem ehrte er für 20 Jahre mit der Silbernen Caritasnadel Anneliese Schnorr und für 30 Jahre mit einer Ehrenurkunde Gerda Krug und Karin Jacob für ihren selbstlosen ehrenamtlichen Dienst in der Caritas. Ein beredendes Zeugnis für gelungene Hausaufgabenhilfe und Integration gaben Meyrem Öztürk, Sehzade Özkaya, Safak Holyst und Albulena Tafolli, die von Doris Freydank, seit 35 Jahren selbst in der Hausaufgabenhilfe koordinierend tätig, interviewt wurden. Sie haben sich mittlerweile eine eigenständige berufliche Existenz aufgebaut und waren teilweise ehrenamtlich in der Hausaufgabenhilfe tätig. Den Schlusspunkt setzte mit „We are the world“ gesungen und am Klavier Lukas Kout, Hünfeld, der die Festveranstaltung auch musikalisch umrahmt hatte.

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