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Unterstützung auf Augenhöhe: Die Projekte TAFF und Stadtteilmütter

Fulda. Seit 6 Jahren läuft das Programm der Stadtteilmütter und seit einem Jahr die TAFF Förderkurse für Familien. Beides sind beispielhafte Projekte, denn sie helfen Familien mit Migrationshintergrund, besser in der deutschen Gesellschaft zurechtzukommen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dabei stehen die Mütter im Fokus. Denn sie befinden sich unmittelbar an der Schnittstelle zwischen Familie und Gesellschaft. Sie sind der entscheidende Hebel für Veränderungen. Aber man muss sie dazu motivieren, ihnen die Vorteile einer Veränderung zeigen, sie unterstützen und oft genug auch erst einmal das Selbstvertrauen wecken, dass sie das überhaupt schaffen.

Beide Projekte, sowohl die TAFF-Kurse, als auch die Stadtteilmütter erreichen diese Ziele, weil sie es den Frauen leicht machen teilzunehmen, sich direkt am Bedarf der Familien orientieren und allen, die da kommen, mit Respekt begegnen. Keine muss sich schlecht fühlen, weil es Probleme in der Kindererziehung gibt, weil sie mit dem deutschen Sozial- oder Gesundheitssystem nicht zurechtkommt oder sich schämen, weil sie auch nach langer Zeit in Deutschland immer noch kein Deutsch spricht. Im Gegenteil, sowohl die TAFF-Kurse als auch die Stadtteilmütter wenden sich gerade an die Menschen, die aus verschiedenen Gründen noch nie echte Unterstützung in Anspruch genommen und erfahren haben. Sie sind diejenigen, die erreicht werden sollen, damit sie sich nicht in Parallelgesellschaften zurückziehen und sich und ihren Kindern die Integration noch schwerer machen als sie ohnehin ist.

Doch was sind TAFF-Kurse überhaupt? Das im Rahmen des Projektes „Eltern stärken“ durch die Stadt Fulda und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aus dem Europäischen Integrationsfond finanzierte und durch der Arbeiterwohlfahrt in Fulda durchgeführte Angebot beinhaltet 10 Trainingseinheiten à 2 Stunden in der Woche. Innerhalb der 10 Kurstage bearbeiten die 10 bis maximal 12 Teilnehmerinnen verschiedenen Themen, die von Ernährung über Fernsehkonsum, über Regeln und Chancen des deutschen Schulsystems, bis zu Regeln und Grenzen und dem Umgang mit Aggression und Wut reichen. Die Frauen lernen gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe mit ihren Trainerinnen. Ein Nebeneffekt: Auch die Motivation deutsch zu lernen steigt bei den Teilnehmerinnen in erheblichem Maße. Viele besuchen anschließend einen Sprachkurs.

Aus den TAFF-Kursen wiederum gewinnen die Mitarbeiterin des Bürgerzentrums, Tatjana Hirsch, ausgewählte Frauen, die das Wissen der Kurse nicht nur für sich selbst nutzen, sondern sich auch als Multiplikatoren eignen. Sie können nach einer entsprechenden Schulung und einer praktischen Einführung Stadtteilmütter, d.h. Ansprechpartner für Mütter in ihrem Viertel werden. Die Stadtteilmütter sind eine Art erste Anlaufstelle für sie. Sie geben Auskunft, wo man für ein bestimmtes Problem Hilfe bekommt und stehen den Frauen manchmal auch ganz praktisch zur Seite. Ihre Hilfe ist persönlich, verbindlich, unbürokratisch und leicht zu erreichen. Ohne die Stadtteilmütter würden viele Frauen z.B. auch gar nicht von den TAFF-Kursen oder den Deutsch-Kursen am Bürgerzentrum Aschenberg wissen. In diesen Kreisen läuft alles über Mundpropaganda.

Wie sehr diese Konzepte ins Schwarze treffen, zeigt die Tatsache, dass die Kurse immer gut  besucht sind. Es zeigt sich auch in der regen Nachfrage aus anderen Stadtteilen, so dass ab August TAFF Kurse auch in den Kindergärten St. Blasius, Marthin Luther, Ziehers Nord und im Kreidekreis stattfinden werden, und es zeigt sich in den kleinen, täglich zu erlebenden Fortschritten, von denen die Kursleiter, aber auch die Projektleiterin, Adriana Oliveira zu berichten wissen: „Ein Mann, der sich endlich nach Jahren in den Alkoholentzug begibt, ein Paar, das sich nach Jahren häuslichen Kriegs zur Eheberatung traut, eine alleinerziehende Mutter, die endlich wieder Arbeit gefunden hat. Solche Geschichten gibt es hier so viele, dass man ein Buch schreiben könnte.“ Doch dazu wird die agile Frau – selbst Mutter von zwei Kindern und gebürtig aus Brasilien – vorerst nicht kommen. Mit viel Herzblut und Engagement, das weit über ihre Stelle hinaus geht, widmet sie sich der Hilfe zur Selbsthilfe. Zum Glück hat die Arbeiterwohlfahrt des Landkreises Fulda und die Stadt erkannt, wie viel kostbare Präventionsarbeit hier geleistet wird, so dass die Projekte TAFF-Kurse und die Stadtteilmütter 2011 gesichert und für 2012 bereits beantragt sind.

Nähere Infos zu den TAFF-Kursen und den Stadtteilmüttern gibt es telefonisch unter Tel. 0661/24 29 793 oder 0661/24 28 70 59  im Bürgerzentrum Aschenberg.

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