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Maßnahmen für scheuen Waldbewohner – Schwarzstorch ist als besonders schützenswert eingestuft

Rhön. Der scheue Schwarzstorch mit seinem metallisch glänzenden Gefieder und seinen zwei Metern Flügelspannweite ist ein beeindruckender Vogel. Mit großem Eifer hatte daher eine Gruppe behinderter Menschen der Lebenshilfe Fulda-Hünfeld unter Anleitung von Arnold Will vom Biosphärenreservat Rhön und Norbert Kircher vom Forstamt Burghaun 2010 in der Nähe von Mackenzell einen Tümpel frei geschnitten, um ihn für das in der Nähe lebende Schwarzstorchpaar als Nahrungsbiotop attraktiver zu gestalten. Doch die beiden Schwarzstörche sind in diesem Jahr nicht zu ihrem Horst zurückgekehrt. Eine Enttäuschung für die ehrenamtlichen Naturschützer, aber auch für Jörg Burkard, der sich als Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Fulda seit vielen Jahren mit dem Schutz dieser Tierart befasst.

Der Schwarzstorch ist sehr selten: Während es weltweit 230.000 Weißstorchpaare gibt, beläuft sich der Weltbestand des Schwarzstorchs auf nur 12.000 Brutpaare, davon 330 bis 390 in Deutschland, davon wiederum rund 80 in Hessen. Im Landkreis Fulda wurden 1979 erstmals wieder Schwarzstörche beobachtet, nachdem sie seit 1909 in Hessen ausgestorben waren, damals aufgrund direkter menschlicher Verfolgung. Sehr schnell entwickelte sich insbesondere die Population im Ulstertal zur wahrscheinlich größten Schwarzstorchdichte Deutschlands: Auf den Ruheplätzen wurden mitunter 20 Störche gleichzeitig beobachtet. Mittlerweile leben im gesamten Landkreis nur noch fünf Brutpaare, nachdem es im vergangenen Jahr noch sieben gewesen waren. „Das zeigt, wie sensibel die Tiere sind“, meint Jörg Burkard. Er führt den Rückgang vor allem auf Störungen durch Freizeitnutzung, Waldarbeiten während der Brutzeit und Bejagung auf den Zugwegen nach und von Afrika zurück.

Der Schwarzstorch ist in der Europäischen Vogelschutzrichtlinie als besonders erhaltens- und schützenswert eingestuft. „Die Region Osthessen, und insbesondere die Rhön, haben eine verstärkte Verantwortung für diese Vogelart“, sagt Burkard. Deswegen werden seit einigen Jahren Maßnahmen zur Förderung des Schwarzstorchbestands ergriffen. Als Erfolg wertet Jörg Burkard, dass die verbliebenen fünf Paare in diesem Sommer für 21 Jungtiere gesorgt haben, obwohl der Durchschnitt eigentlich bei knapp drei Jungen pro Paar liegt. 15 künstliche Horstplattformen waren errichtet worden, von denen drei besetzt sind. Auch Teiche als künstliche Nahrungsquellen sind von der Naturschutzbehörde in Waldgebieten von Hessen-Forst für Schwarzstörche angelegt worden. „Zum Schutz der Jungen vor Waschbären haben Waldarbeiter kürzlich Blechmanschetten an Horstbäumen angebracht“, berichtet David Nöllenheidt, Leiter des Forstamtes Fulda.

Dieses hat für den Schwarzstorch eine Artenpatenschaft übernommen. Aber auch mit den beiden anderen Forstämtern im Landkreis Fulda, Hofbieber und Burghaun, arbeite die Naturschutzbehörde sehr gut zusammen, betont Burkard. Das heimische Energieversorgungsunternehmen ÜWAG lobt er ebenfalls für die Kooperationsbereitschaft bei der Entschärfung der für Vögel lebensgefährlichen Hochspannungsleitungen. Einen besonderen Status genießt der Schwarzstorch im Biosphärenreservat Rhön: Im Artenschutzkonzept ist er als Zielart definiert. Das bedeutet, dass mit seinem Schutz zugleich zahlreichen anderen Tierarten gedient ist, die ähnliche Lebensbedingungen (große und beruhigte Waldgebiete mit entsprechenden Nahrungsgewässern) benötigen, also zum Beispiel Uhu, Rotmilan, Waldschnepfe, Grauspecht sowie Molche und einige Fischarten.

Doch mitunter werden die Mühen der Artenschützer mutwillig zunichte gemacht, etwa im vergangenen Jahr, als bei Altenfeld ein Schwarzstorch geschossen wurde, oder im Tanner Raum, wo ein Schwarzstorch in einer Schnappfalle verendete und ein Horstbaum gefällt wurde. Ein neues großes Problem sieht  Jörg Burkard beim Thema Windkraft. „Ich hoffe, dass bei der Genehmigung der Anlagen auf Landkreisebene wichtige Vogelbrutgebiete und -zugrouten ausgespart werden.“

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