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Kinderkrankheiten können auch Erwachsene treffen – Mediziner raten: Impfstatus regelmäßig überprüfen lassen

Fulda. Masern, Mumps, Röteln, Windpocken oder Keuchhusten – jeder kennt sie, die klassischen „Kinderkrankheiten“. Sie sind hoch ansteckend, keineswegs ungefährlich und werden doch unterschätzt. Vor allem von Erwachsenen, die ihren eigenen Impfschutz oft vernachlässigen und damit nicht nur sich, sondern unter Umständen auch die Kleinsten in Gefahr bringen können.

Während Schutzimpfungen für Säuglinge und Kinder inzwischen fast selbstverständlich sind – in 2010 konnten nach Angaben des Hessischen Gesundheitsministeriums 92,6 Prozent der Schulanfänger einen vollständigen Impfstatus aufweisen – beobachten Mediziner bei Erwachsenen ein mangelndes Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen. Die Folge: immer mehr Jugendliche und Erwachsene bekommen Kinder-krankheiten.

„Von den virusbedingten Kinderkrankheiten ist Masern die gefährlichste. Denn der Verlauf wird komplikationsreicher, wenn man die Krankheit erst im höheren Alter bekommt“, weiß Prof. Dr. Reinald Repp (Foto), Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Fulda. Eine der meist gefürchteten Komplikationen sei die Gehirnentzündung.

Sorge bereitet den Medizinern ebenfalls der seit 2005 sprunghafte Anstieg der Keuchhusten-Erkrankungen. Dabei handelt es sich um eine hoch ansteckende und zum Teil tödlich verlaufende Infektionskrankheit der Atemwege. Neugeborene und junge Säuglinge sind hier besonders gefährdet. Weltweit erkranken jedes Jahr schätzungsweise bis zu 40 Millionen Menschen an Keuchhusten, rund 290.000 Kinder sterben an der Krankheit.

Weil weder die Impfung im Säuglings-/Kindesalter noch eine überstandene Keuchhusten-Erkrankung zu einer lebenslangen Immunität führen, können Erwachsene, bei denen die Erkrankung in der Regel harmloser verläuft und sehr oft gar nicht als Keuchhusten erkannt wird, Babys anstecken. Denn die Grundimmunisierung beginnt erst im dritten Lebensmonat. In den ersten Lebenswochen ist der Säugling ungeschützt, da bei Keuchhusten auch der mütterliche Leihschutz nicht greift. „Wir brauchen deshalb eine Art Generationenvertrag, indem wir diejenigen impfen, die es eigentlich nicht mehr so nötig haben, mit dem Ziel, die zu schützen, die wir mit der Impfung selbst noch nicht schützen können“, betont Prof. Dr. Repp.

Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut inzwischen allen Erwachsenen eine Keuchhusten-Impfung in Kombination mit der Impfung gegen Tetanus und Diphtherie, wenn diese alle zehn Jahre erforderliche Auffrischimpfung wieder ansteht. Zudem empfiehlt die STIKO allen, die nach 1970 geboren sind und noch keinen ausreichenden Impfschutz haben, die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Empfohlen werden ebenfalls die jährliche Influenza-Impfung sowie die Pneumokokken-Impfung für ältere Personen und chronisch Kranke.

„Alle von der Kommission empfohlenen Impfungen werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen erstattet“, darauf macht der in Fulda niedergelassene Internist Dr. Jörg Simon (Foto) aufmerksam, der bei Impffragen auf die zentrale Rolle der Hausärzte verweist. „Hier besteht oft ein langjähriges Vertrauensverhältnis“, weiß Dr. Simon und rät den Patienten, „beim nächsten Arztbesuch, bevorstehenden Auslandsreisen oder Vorsorgeuntersuchungen den Impfschutz einfach mit überprüfen zu lassen.“ (Dorit Heydenreich)

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