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Wenn die Tage kürzer werden…Der Herbstdepression entgegenwirken – Kraftquellen Licht & Bewegung

Bad Säckingen. Ein wenig Trauer fühlen wohl die meisten von uns, wenn der Sommer zu Ende geht – und uns viele kalte Monate bevorstehen, in denen wir nur noch dick eingepackt nach draußen können. Doch nicht selten wird aus diesem leichten Blues eine ernstzunehmende Störung der seelischen Gesundheit: die Herbstdepression.

Ob sie uns oder eines unserer Familienmitglieder „erwischt“ hat, können wir an mehreren Symptomen ablesen: „Erstes Alarmzeichen sind oft Schlafstörungen, nicht selten fühlen Betroffene sich tagsüber wenig erholt und ständig müde“, erklärt Prof. Dr. Mathias Berger, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg und wissenschaftlicher Beirat der Rhein-Jura-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Bad Säckingen. Als weitere Symptome kämen dann häufig eine allgemeine Antriebslosigkeit, das Gefühl, bei allen Aktivitäten gegen einen inneren Widerstand ankämpfen zu müssen und ein Gefühl von Lust- und Freundlosigkeit hinzu. In manchen Fällen sei auch ein erhöhter Appetit auf kohlehydrathaltige Lebensmittel zu beobachten.

Eine der möglichen Ursachen für das seelische Tief ist auch ein Mangel an Tageslicht: Wie stark uns dieser einschränkt, fühlen wir oft selbst – nicht umsonst charakterisieren wir Herbst und Winter landläufig ja auch meist als ,dunkle Jahreszeit‘. Tatsächlich werde der Hormonhaushalt aller Menschen durch Menge und Intensität des zugeführten Sonnlichts beeinflusst, erklärt Professor Berger: „Wer besonders sensibel reagiert, den kann die geringe Lichtmenge regelrecht krank machen“, so der Autor des Standardwerks „Psychische Erkrankungen – Klinik und Therapie“.

Zahlreiche Studien belegen, dass die sogenannte „Winter-“ in Wahrheit auch eine „Lichtmangeldepression“ ist: So treten die typischen Beschwerden vor allem nordischen Ländern wie Norwegen und Finnland auf, wo es im Winter nur wenige Stunden hell ist, während sie im sonnigen Südeuropa so gut wie unbekannt sind. In Deutschland, das von den Tageslichtstunden im Winter her etwa in der Mitte liegt, sind besonders alle jene gefährdet, die ihren Arbeitsweg morgens und abends im Dunkeln zurücklegen und die Zeit dazwischen ausschließlich im Büro verbringen.

Denn: Normales Lampenlicht kann den Mangel nicht ausgleichen. Und auch die sogenannten Tageslichtlampen helfen nur bedingt: „Selbst an dunklen Tagen ist das Sonnenlicht stärker und effektiver als jede Lampe“, sagt Dr. med. Michael Berner, Chefarzt der Bad Säckinger Rhein-Jura-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Er rät dazu, dem Risiko einer Herbstdepression von Anfang an entgegenzuwirken: „Nehmen Sie möglichst viele Stunden Sonnenlicht pro Tag mit, etwa in der Mittagspause, – und verschaffen Sie sich reichlich Bewegung.“ Diese beiden natürlichen Kraftquellen zählten, neben eventuell erforderlichen Medikamenten, psychotherapeutischen Gesprächen und der Lichttherapie, auch in der Rhein-Jura-Klinik zu den wichtigsten Bausteinen bei der Behandlung einer Depression.

Wer das Gefühl habe, seine Probleme selbst nicht in den Griff zu bekommen, sollte sich nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen, sagt der Dr. Michael Berner. Oft sei es auch hilfreich, wenn der Partner oder die Familie dazu den entscheidenden Anstoß gebe. Denn wer sich erst einmal in einem seelischen Tief befände, dem falle es naturgemäß besonders schwer, sich um Hilfe zu bemühen, so der Psychiater und Psychotherapeut.

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