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Fulda und ein sensationeller Münzfund in Bayern

Fulda. Ein sensationeller Münzfund lenkt die Aufmerksamkeit auf den in Fulda bestatteten König. Anlass gibt die kürzlich durch Prof. Dr. Wolfgang Hahn, Vorstand des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien, erfolgte Bestimmung des Fundstücks: Bei der auf einem Acker in Bayern ans Tageslicht gekommenen Münze handelt es sich um eine im Namen von Konrad I. erfolgte Prägung.

Fotos (2): Josef Schönwetter

Über einen der bis dahin bekannten, wenigen konradinischen Denare verfügt das Vonderau Museum Fulda [Fotos unten: Gregor Stasch]. Er stammt aus der königlichen Prägestätte zu Mainz. Die jetzt gefundene Münze wurde aber in Regensburg geschlagen [Fotos oben]. Diese Besonderheit bedarf der Erklärung:

911 erlosch die männliche Linie des karolingischen Königsgeschlechts im ostfränkisch-deutschen Reich. Das wäre nun nach dem Geblütsrecht mit dem westfränkisch-französischen Reich zu vereinigen gewesen. Der Erbanspruch des dort regierenden Karolingers wurde jedoch von den Großen aus Bayern, Sachsen, Franken und Schwaben übergangen. Sie erhoben mit Unterstützung durch die Würdenträger der Reichskirche einvernehmlich einen aus ihrer Mitte, den Frankenherzog Konrad, zum König.

Damit war der bundesstaatliche Aufbau des Gemeinwesens grundgelegt. Dieses verfassungsgeschichtliche Ereignis wirkte weit in die Zukunft hinein. In ihm wurzelt letztlich das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Dem wurde 1949 in Bayern nicht zugestimmt; die Parlamente der übrigen Länder nahmen es an.

An der geschichtsträchtigen Königswahl von 911, die als „Geburtsstunde Deutschlands“ gilt, beteiligten sich alle ‚Länderchefs’ – auch der Bayernherzog Arnulf. Doch das Einvernehmen zwischen ihm und König Konrad I. fand schon bald ein Ende. Und das, obwohl der König zwischenzeitlich – wohl mit politischer Absicht – die verwitwete Mutter des Herzogs geheiratet hatte. Der machtbesessene, ehrgeizige Arnulf wollte selbst als Stiefsohn Konrads dessen königlichen Hoheitsrechte nicht respektieren. Arnulf betrachtete sich nicht als Amtsträger des Königs, sondern als Landesherr aus eigenem Recht. Bayern drohte somit aus dem ostfränkisch-deutschen Reich auszubrechen.

Konrad sah sich also gezwungen, mit bewaffneter Macht in Bayern einzumarschieren. In Regensburg, dem herzoglichen Hauptsitz, belagerte er Arnulf. Der ergriff die Flucht und suchte Schutz bei seinen ungarischen Todfeinden. Konrad übertrug die Verwaltung Bayerns seinem Bruder Eberhard. Zur Demonstration und Dokumentation seiner Oberhoheit in Bayern ließ der König im besetzten Regensburg Münzen schlagen.

Von diesen königlichen Denaren waren bisher lediglich zwei Exemplare bekannt. Sie zählen zum kostbaren Mittelalterbestand der Staatlichen Münzsammlung München. Der Historische Verein Eichstätt ist im Besitz des vor kurzem an die Oberfläche gekommenen dritten Stücks dieser seltenen Münzart.

Nun lautet die spannende Frage: Wird diese Münzrarität auf den Markt kommen? Der Frankfurter Numismatiker Dr. Frank Berger, Angehöriger der bürgerschaftlichen INITIATIVE, sieht vorerst keine Erwerbschancen. Aber vielleicht gelingt es dem Vonderau Museum Fulda, eine der drei Regensburger Prägungen des in Fulda bestatteten Königs auszuleihen.

Eine Gelegenheit dazu böte die für 2011 zur Erinnerung an die Königswahl von 911 geplante Ausstellung. Sie soll nämlich auch verdeutlichen, dass die Interessengegensätze von Bund und Ländern ein rund 1100 Jahre altes Herkommen haben. Dieses historische Faktum wäre dann auf eindrucksvolle Weise numismatisch zu illustrieren: Die Besucherinnen und Besucher könnten sowohl den hauseigenen Mainzer als auch den ausgeliehenen Regensburger Konrad-Denar im Vonderau Museum Fulda bestaunen.

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