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Anregender Workshop zur Frauenwoche: Frauenpolitik bleibt auch im „Gender Mainstreaming“ wichtig

Vogelsbergkreis. Das Private ist politisch. So lautete der Titel eines anregenden Workshops im Rahmen der Frauenwoche. Die anwesenden Frauen waren sich einig: Frauenpolitik bleibt auch in Zeiten von „Gender Maintreaming“ wichtig. Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. So die Definition des Bundesfrauenministeriums.
Sprachfähig werden, die eigenen Wünsche und Erwartungen formulieren, gesellschaftspolitisch wichtige Themen aufgreifen, Haltungen aus Sicht der Frauen entwickeln und in die öffentliche Diskussion einbringen – das ist der Weg zu einem guten Miteinander von Frauen und Männern. Diese Auffassung vertraten jedenfalls die Frauen, die sich vor wenigen Tagen unter Leitung von Irmtraud Weissinger in der Aula der Sparkasse in Lauterbach zu einem dreistündigen Workshop getroffen hatten. Eingeladen zu der Veranstaltung hatten das Frauennetzwerk Vogelsberg unter Leitung von Christa Wachter und Gisela Lich sowie das Vogelsberger Familienbündnis. Unterstützt wurde die Initiative durch die Gleichstellungsbeauftragte der evangelischen Dekanate Alsfeld und Vogelsberg, Magdalena Pitzer.

Christa Wachter vom Frauennetzwerk freute sich über das Interesse der Frauen an der Veranstaltung und die rege Diskussion. Mit Irmtraud Weissinger, Jahrgang 1952, konnten die Veranstalterinnen eine Frau aus den ersten Stunden der autonomen Frauenbewegung in der Lauterbacher Sparkassenaula willkommen heißen.

Irmtraud Weissinger, Sozialarbeiterin und systemische Organisationsberaterin, hat viele Jahre als Gleichstellungsbeauftragte im evangelischen Regionalverband Frankfurt gearbeitet, bevor sie sich selbstständig gemacht hat.  Die Frauenbewegung, die sie als größte soziale Bewegung der vergangenen Jahrzehnte bezeichnet, muss sich neu definieren.

Die alte These „Das Private ist politisch“ hat viel bewegt. Gesetzliche Gleichstellung ist erreicht. Dennoch – die Realität sieht mancherorts anders aus. Beispielhaft nannte Weissinger die nicht vorhandene Entgeltgleichheit oder die Besetzung von Führungspositionen in der Wirtschaft.
Was bedeutet, ein gutes Leben zu führen, aus Sicht der Frau heute? Welche Normen, Werte, Erfahrungen bestimmen, wie FRAU die Realität sieht? Wo steht sich FRAU im Weg? Und wie kann die Eroberung des öffentlichen Raums für FRAU gelingen.

Diesen Fragen näherten sich die Workshopteilnehmerinnen unter Anleitung von Irmtraud Weissinger mit der Methode des „Inneren Teams“ des Hamburger Kommunikationswissenschaftlers Professor Schulz-von-Thun an.  Es geht um das innere Gefühlswirrwarr, die mehreren Seelen in der Brust, die im Widerstreit miteinander liegen und einen Zwiespalt der Gefühle auslösen. Wichtig sei es jedes innere Teammitglied zu erkennen und eindeutig zu benennen. Eine gute „innere Gesprächsleitung“ sei nötig, macht Irmtraud Weissinger deutlich. Denn je nachdem, wie sich das innere Betriebsklima  unter kluger Gesprächsleitung gestaltet, gelingt die Kommunikation oder scheitert das Vorhaben.

Welche gesellschaftlichen Bedingungen sind nötig für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in allen Bereichen des Lebens? Dieser Frage will sich das Frauennetzwerk verstärkt widmen. Das Netzwerk müsse sich weiterentwickeln zu einem „Lernraum für Frauen“. Der Wunsch, sich konkrete Themen vorzunehmen und öffentlich zu sensibilisieren, wurde mehrfach von Teilnehmerinnen eingefordert. Für Christa Wachter vom Diakonischen Werk und Gisela Lich vom Caritasverband, die zum Leitungsteam des Frauennetzwerks Vogelsberg gehören, ist der Auftrag klar: Die konzeptionelle Weiterentwicklung  der Bündnisarbeit steht für die nächsten Monate auf dem Programm der Netzwerktreffen.

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