Logo

Manfred Lauer versucht als Schiedsmann zerstrittene Parteien wieder zu versöhnen.

 

Kalbach. Er hat die Begabung zuhören zu können. Außerdem kann er gut zwischen den Menschen vermitteln und bringt Verständnis für andere auf. Als Diplom-Sozialpädagoge besitzt Manfred Lauer die notwendigen sozialen Kompetenzen, um als Schiedsmann Zivilstreitigkeiten zu schlichten.

 

Wahrscheinlich ist das auch genau der Grund, warum Manfred Lauer vor zirka sieben Jahren von der Gemeindevertretung Kalbach zum Schiedsmann gewählt wurde. „Ich bin kein kleiner Richter und verfüge ebenso wenig über eine juristische Ausbildung“, sagt er. „Ich versuche lediglich auf neutralem Boden die Sichtweisen des Gegenüber verständlich zu machen. Ziel ist die einvernehmliche Beendigung von teilweise langjährigen Streitigkeiten. Denn: Nachbar bleibt Nachbar.“

 

Im Hessischen Schiedsamtgesetz ist geregelt, dass für bestimmte Zivilstreitigkeiten eine Zivilklage vor dem Amtsgericht nur dann möglich ist, wenn zuvor die sogenannte „obligatorische außergerichtliche Streitschlichtung“ stattgefunden hat. Zu den „geringwertigen Streitigkeiten“ zählen beispielsweise persönliche Beschimpfungen, Verleumdungen oder Lärmbelästigungen. Ein typisches Beispiel sind Äste, die in Nachbars Garten hineinragen. Das Schiedsamt wird dann auf Antrag als Vergleichs- bzw. Schlichtungsstelle tätig.

 

In der Gemeinde Kalbach scheint das Miteinander der Bürgerinnen und Bürger friedlich zu sein. In den vergangenen Jahren hatte Manfred Lauer nämlich nur wenige Fälle, in denen er sich als Schiedsmann einschalten musste. „In diesen Fällen ist es jedoch dann leider meist so, dass die Chance sich gütlich zu einigen, von den Parteien gar nicht gewünscht wird. Vielmehr hofft man auf eine richterliche Entscheidung, und das Schiedsgericht wird nur als Durchlaufposten gesehen“, berichtet Lauer.

 

„Ohne die Einigungsbereitschaft der Parteien hat man als Schiedsmann im Grunde keine Möglichkeit zu schlichten“, bedauert Lauer weiter. Dabei entstehen im Vergleich zu einem gerichtlichen Klageverfahren nur sehr geringe Kosten, was von den Parteien aber meist nicht erkannt wird. Auch bleiben die Vorteile wie örtliche Nähe und kurze Wartezeiten meist unbeachtet.

 

Ähnlich ist es auch in der Stadt Fulda. Trotz der höheren Einwohnerdichte sind dort die Fallzahlen ebenso niedrig wie auf dem Land, was vermuten lässt, dass die Dienste eines Schiedsmanns eher ungern in Anspruch genommen werden.

 

Seine Amtsstelle hat Manfred Lauer in den Räumen der Gemeindeverwaltung Kalbach. Die Dienstaufsicht obliegt jedoch dem Amtsgericht Fulda. Hier erhält er juristischen Rat und ist verpflichtet, ein Protokollbuch zu führen. Über den Verein Bund Deutscher Schiedsmänner werden regelmäßig Aus- und Fortbildungen angeboten, um das erforderliche Grundwissen aufzufrischen. Formale Voraussetzungen zur Ausübung des Schiedsamtes sind nicht erforderlich.

 

Die ehrenamtliche Tätigkeit als Schiedsmann übt der 47-jährige Manfred Lauer mit Freude aus. „Ich habe immer das Ziel vor Augen, die verstrittenen Parteien wieder zu versöhnen“, sagt der Niederkalbacher. Hauptberuflich arbeitet Lauer seit einigen Jahren als Sozialpädagoge im Fachdienst Jugend, Familie, Sport, Ehrenamt der Kreisverwaltung Fulda.


Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft