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Tränen statt Mutterglück? Wochenbett-Krisenhilfe unterstützt Mütter nach der Geburt

Fulda (hey). Eigentlich sollte die Geburt eines Kindes zu den glücklichsten Momenten im Leben einer Frau gehören. Doch 15 bis 20 Prozent aller jungen Mütter erleben nach der Entbindung Frust statt Euphorie. Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, ein Gefühl der Leere, Empfindungslosigkeit oder Schuldgefühle gegenüber dem Kind, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit oder körperliche Beschwerden können den Beginn der Mutterschaft überschatten.

Foto: Max Colin Hedenreich

Viele Frauen reden aus Scham nicht über ihre Probleme und hoffen, dass dieser Zustand von selbst wieder vergeht. Wenn dies nicht innerhalb der ersten 14 Tage nach der Geburt der Fall ist, sprechen Experten von einer postnatalen Depression, die jederzeit im ersten Jahr nach der Geburt auftreten kann. Doch viele Frauen wissen gar nicht, dass es sich bei ihrem Zustand um eine Krankheit handelt.

Ute Weber ist Fachkrankenschwester für Psychiatrie, Mitglied im Arbeitskreis Wochenbett und betreut seit zwölf Jahren junge Mütter, die an einer Wochenbettdepression erkrankt sind. „Die Mütter melden sich in der Regel auf Empfehlung ihrer Nachsorge-Hebamme bei mir. Für die Frauen ist es aber oft eine große Überwindung, sich Hilfe zu holen. Denn sie haben Schwierigkeiten zuzugeben, dass sie gerade einen Tiefpunkt erleben und nicht alles nach Plan verläuft“, berichtet die 43-Jährige.

Vor einigen Jahren waren es nur wenige Frauen, die Rat und Unterstützung bei der Fachkrankenschwester suchten. Doch weil der Beratungsbedarf kontinuierlich gestiegen ist, hat die Deutsche Familienstiftung im Dezember 2010 ergänzend zum Arbeitskreis Wochenbett, dem Psychotherapeutinnen, Hebammen, Sozialpädagoginnen, Krankenschwestern, Mütterpflegerinnen  und Sozialpädagogen angehören, die Wochenbett-Krisenhilfe gegründet.

Julia Spätling, Leiterin der Familienschule Fulda, erläutert: „Ute Weber hat die Frauen zehn Jahre lang auf ehrenamtlicher Basis betreut und beraten. Inzwischen ist der Bedarf so groß, dass die Arbeit nicht mehr ehrenamtlich bewältigt werden kann. Insofern freuen wir uns sehr, dass in diesem Jahr neben einigen Spendern auch der Landkreis Fulda die Familienschule Fulda und damit die Wochenbett-Krisenhilfe finanziell unterstützt.“

Laut Ute Weber haben im vergangenen Jahr 46 Frauen die Wochenbett-Krisenhilfe in Anspruch genommen. Das Angebot sei in 2011 ausschließlich durch Spenden finanziert worden. Unter der Mobilnummer 0151/19019261 können die betroffenen Frauen sowie Angehörige kostenlos und unverbindlich Informationen einholen oder Termine mit Ute Weber vereinbaren. „Unser Ziel ist es, möglichst früh in den Verlauf einzugreifen, um entgegenzuwirken, bevor es richtig schlimm wird“, betont die Fachkrankenschwester, denn grundsätzlich sei die Wochenbettdepression gut behandelbar und heilbar.

„Manchen Frauen reicht schon ein Gespräch, andere besuchen unsere Gesprächsgruppe ‚Mütter machen Mut’, nutzen therapeutische Angebote oder benötigen ganz individuelle Entlastung“, weiß die 43-Jährige. Auf jeden Fall ist Ute Weber für die Frauen da, solange ihre Unterstützung gebraucht wird.

Wer das Projekt durch eine Spende unterstützen möchte, kann dies mit dem Verwendungszweck „Wochenbett-Krisenhilfe“ auf das Konto der Deutschen Familienstiftung 40041414, Sparkasse Fulda, BLZ 53050180 tun. Mehr Informationen in der Familienschule Fulda 0661/9338872 oder unter www.familienschule-fulda.de sowie www.schatten-licht.de .

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