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Martin Kremer von der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats gestaltet die Dirloser Dorfabende mit

Künzell-Dirlos. Im Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe erstellt Martin Kremer immer wieder Texte und Layouts für Broschüren, welche die Bevölkerung über das Biosphärenreservat Rhön (BRR) informieren sollen. Aber in Ruhe zu arbeiten, gelingt selten: Telefonate, Kollegenanfragen und Besucher unterbrechen immer wieder sein Feilen an Vortragstexten oder Pressemitteilungen. Da wäre es verständlich, wenn dem stellvertretenden Verwaltungsstellenleiter, der unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist,  privat zur Entspannung nach anderem der Sinn stünde. Doch gerade hat er zum 50. Jubiläum der „Dirloser Dorfabende“ eine Chronik erarbeitet, nachdem er vor fünf Jahren bereits an der Dorfchronik mitgewirkt hatte. Aber sein Beitrag beschränkt sich längst nicht auf die Dokumentation der Dorfabende, die viermal jeweils im Januar von der Laienspielgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Dirlos ausgerichtet werden.

Von 2001 bis 2006 war er selbst als Schauspieler aktiv, „aber dann wurde mir das Auswendiglernen zuviel.“ Überhaupt habe er zu den Spielern gehört, die sich lieber die Inhalte gemerkt und dann frei gesprochen hätten. „Das war für meine Mitspieler, die manchmal auf ein bestimmtes Wort für ihren Einsatz gewartet haben, schwierig“, erinnert er sich.

2005 übernahm er zusammen mit Ortsvorsteher Rainer Klüber die Moderation der Abende, seit drei Jahren führt er gemeinsam mit seiner Frau Susanne Kremer durch das unterhaltsame Programm. „Vor allem bei den Texten für die Anmoderation der vier Einakter überlege ich oft lange: Sie sollen neugierig machen, ohne zuviel zu verraten.“ 2007 übernahm Kremer zum ersten Mal die Regie für einen der Sketsche, die zwischen 20 und 60 Minuten lang sind. Zur Aufgabe der vier Regisseure gehört auch das Soufflieren während der Aufführung. Für wichtig hält er sich in dieser Rolle nicht: „Wenn jemand ins Stocken gerät, hört er mein Zuflüstern meist gar nicht, weil sein Blut so laut in den Ohren rauscht.“ Diese Erfahrung habe er jedenfalls selbst so schon – sowohl im Soufflierkasten als auch auf der Bühne – gemacht. „Dann muss man als Schauspieler improvisieren.“

2010 hat auch sein damals 16-jähriger Sohn Alexander in einem Stück mitgewirkt. Einer der vier Einakter ist stets ein Jugendstück. „In diesem Jahr hatten wir unter den rund 30 Schauspielern ein Altersspektrum von 12 bis 81 Jahren.“ Nachwuchssorgen kenne die Gruppe nicht, was Kremer darauf zurückführt, dass das Engagement zeitlich überschaubar vom Probenbeginn im Oktober bis Januar sei. „Außerdem ist das Theaterspielen nicht nur Vergnügen, sondern bringt auch Lebenserfahrung. Ich halte beruflich viele Vorträge, dafür sind die Bühnenauftritte ein ausgezeichnetes Training“, erklärt der 48-Jährige. Er legt Wert darauf, dass es sich bei den Dorfabenden um Gemeinschaftsproduktionen handele: „Die Stücke werden im Team ausgewählt, die Rollenverteilung erfolgt im Team und das Einstudieren ebenfalls; jeder Regisseur schaut auch bei den anderen drei Stücken hin.“

Augenmerk lege er vor allem auf die Aussprache, Körperhaltung und Kleidung der Schauspieler. Manchmal müssten die Regisseure Rollen auch umschreiben, so dass diese zu den Spielern passten. Wie lernt man „Regisseur“? Martin Kremer schaut sich regelmäßig Theaterstücke anderer Laiengruppen in der Rhön an und hatte nach eigenen Worten mit Erwin Grabenau, dem Leiter der Dirloser Gruppe über Jahrzehnte, einen erfahrenen Lehrmeister. Und wenn es doch einmal hakt oder „Knatsch“ gibt, fällt ihm eine Aussage seines „beruflichen Lehrmeisters“ Heinrich Heß, dem Leiter der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats von 1996 bis 2005, ein: „Man kann nur mit den Mädchen tanzen, die tanzen wollen.“ Das treffe sowohl auf die Umsetzung von Projekten im BRR als auch auf erfolgreiche Theateraufführungen zu. „Man kann nichts erzwingen. Je weniger ich als Regisseur interveniere, desto besser ruckelt’s meist am Ende von allein zusammen.“

Info

Die Chronik „50 Jahre Dirloser Dorfabende“ mit 76 Seiten und zahlreichen Fotografien ist zum Selbstkostenpreis von sieben Euro bei Joachim Stock (Tel. 0661/33799) oder Martin Kremer (0661/38622) erhältlich.

Zum Foto: Bei der Präsentation der Dirlos Dorfabendchronik von links: Martin Kremer, Martin Zentgraf, Jörg Schleicher (Vorsitzender der Theatergruppe), Joachim Stock (Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Dirlos, Rainer Klüber (Regisseur und Ortsvorsteher)

 

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