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Mittelstandsvereinigung und Handwerk treffen sich zum Meinungsaustausch

Fulda. Auf Veranlassung ihres Kreisvorsitzenden Winfried Rippert haben sich die Mittelstandsvereinigung Fulda und Vertreter des heimischen Handwerks zu einem Meinungsaustausch getroffen. Thematisiert wurden u.a. die Auftragsvergabe der öffentlichen Hand, Ausbildung und Fachkräftenachwuchs im Handwerk sowie die Umsetzung des Mittelstandsförderungsgesetzes.

Einig war man sich, dass Handwerk und Kommunalpolitik eng miteinander verknüpft seien. Das Handwerk als wichtiger Teil des Mittelstandes sei eine tragende Säule für die Kommunen. Handwerk und Mittelstand würden ein Großteil des Gewerbesteueraufkommens erwirtschaften und dafür Sorge tragen, dass die Beschäftigung in der Region verbliebe. Kritik wurde an der Auftragsvergabe der öffentlichen Hand geübt, weniger an den heimischen Kommunen, die den größten Teil  ihrer Aufträge an regionale Betriebe vergeben würden, wobei allerdings die Möglichkeiten der freihändigen Vergabe nicht immer ausgenutzt würden.

Kritik übten die Vertreter des Handwerks vielmehr an der Vergabepolitik der Landesregierung.  Michael Wißler, stellvertretender Kreishandwerksmeister, erinnerte daran,  dass unter Roland Koch beispielsweise die JVA Hünfeld mit Billigfirmen gebaut worden wäre ohne dass Aufträge an heimische Betriebe gegangen wären. Das gleiche würde sich jetzt beim Erweiterungsbau der Hochschule Fulda abspielen, wo fremde Betriebe mit Dumpinglöhnen das heimische Handwerk ausschalten würden. Und auch in Frankfurt würde die hessische Landesregierung aktuell unter dem Deckmantel Private Public Partnership 54 Millionen Euro zur Brückensanierung an  auswärtige Billiganbieter vergeben. Die erforderlichen Wirtschaftlichkeitsprüfungen würden dabei oft außer Acht gelassen.

Hinsichtlich der Versorgung der Wirtschaft mit Fachkräften waren sich alle Beteiligten einig, dass die Situation für das Handwerk zunehmend schlechter würde. Immer mehr Betriebe hätten Probleme, geeignete Auszubildende und gute Fachkräfte zu finden. Vom Handwerk reklamiert wurde auch, dass die Theorie in der Schule und die Praxis in den Betrieben bei der Ausbildung weit auseinander klaffen würden. Der technische Fortschritt sei viel weiter als die Lehre in der Schule. Kreishandwerksmeister Claus Gerhardt forderte deshalb eine bessere finanzielle Ausstattung bei gleichzeitig besserer Kontrolle und Überwachung der Berufsschulen durch das Land.

Manfred Schüler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda, brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass die Aktivitäten der Kreishandwerkerschaft hinsichtlich Berufsorientierung an den Schulen zunehmend kopiert würden. Private Unternehmen, die häufig nur ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgten, würden den Schulen regelreicht die Türen einlaufen. Hier sollte man ein Riegel vorschieben. Positiv sei, dass der Bund und das Land Hessen Berufsorientierungsmaßnahmen von überbetrieblichen Einrichtungen wie z.B. der Kreishandwerkerschaft finanziell unterstützen würden. Negativ sei allerdings, dass das Land und der Bund an diese finanzielle Förderung die verbindliche Durchführung der so genannten Potentialanalyse bei den Schülern knüpfe. Die Potentialanalyse würde erhebliche finanzielle sowie personelle Ressourcen binden, ohne dass ein Nutzen für die Schüler erkennbar wäre.

Kreishandwerksmeister Claus Gerhardt wies darauf hin, dass das Mittelstandsförderungsgesetz insgesamt nur ungenügend umgesetzt würde. So sei die energetische Gebäudesanierung vom Bundesrat gestoppt worden, gleichwohl das Handwerk und der Mittelstand von der Energiewende profitieren könnten und die Förderung der energetischen Sanierung von den Ländern eigentlich unterstützt werden sollte.  Das Handwerk wünsche sich von der Politik Verlässlichkeit und Ehrlichkeit und weniger populistische Schnellschüsse, die dann häufig kurzfristig auf Kosten der Wirtschaft wieder rückgängig gemacht würden, wie das Beispiel ELENA oder die geplante Kanaluntersuchung bei den Hausanschlüssen gezeigt hätten. Gerhardt regte an, wieder einen Beauftragten der Landesregierung für die Kreishandwerkerschaften einzusetzen, wie es der ehemalige Landtagsabgeordnete Winfried Rippert während seiner aktiven Zeit von der  hessischen Landesregierung auch gefordert hatte.

 

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