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Der Rotmilan – eine Charakterart der Rhön

Rhön. Auf Einladung des Biosphärenreservats Rhön informierte Martin Hormann, Staatliche Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, über den Rotmilan und die Bedeutung der Rhön als eines seiner Hauptverbreitungsareale. Der Taggreifvogel, welcher eine Flügelspannweite bis zu 1,70 m hat, ist ein ausgesprochener Kulturfolger, der noch relativ häufig in der Rhön vorkommt. Hormann ist sich sicher, dass der Rotmilan das Zeug zum „Wappenvogel der Rhön“ hat.

Zur Nahrungsaufnahme benötigt er Offenland, insbesondere Grünland. Für die Brut zieht er Waldgebiete vor, wo er meist in Waldrandnähe seinen Horst baut. Mittelgebirge mit extensiver Landwirtschaft und einer strukturreichen Landschaft fördern eine hohe Dichte des markanten Seglers. Hormann macht deutlich, dass die Rhön für den Rotmilan eine besondere Verantwortung hat. Die Weltpopulation dieser Art wird derzeit auf gerade noch 20.000 Brutpaare geschätzt. 60 % des Weltbestandes brüten in Deutschland und davon wiederum alleine 6 – 7 % in Hessen.

Für keine andere Vogelart hat Hessen und hier speziell auch die Rhön eine vergleichbar große Verantwortung. Hauptverbreitungsgebiete für den Rotmilan sind nämlich der Vogelsberg und die Rhön. Hormann weist darauf hin, dass gerade im Vogelsberg in den letzten Jahren die Bestände teilweise drastisch zurückgegangen sind.

Nach Untersuchungen des Deutschen Dachverbandes der Avifaunisten sind in Teilbereichen des Vogelsberges die Bestände um bis zu 30 % eingebrochen. Windkraft führt zu Meideeffekten bei den sensiblen Vögeln, aber auch zu Vogelschlag. Die Spitzen der Rotorenblätter erreichen Geschwindigkeiten von über 200 km/h. Hinzu kommen Verwirblungen und der so genannte Nachlaufstrudel. Dies führt dazu, dass immer wieder Greife mit tödlichen Verletzungen unter Windkraftanlagen gefunden werden.

Inzwischen wurden 150 tote Rotmilane bei den sporadischen Kontrollen als Opfer von Windkraftanlagen in Deutschland kartiert. Die Vogelschutzwarte sieht daher das raumplanerische Erfordernis, dass konsequent Mindestabstände zu den „Home Ranges“ der Rotmilanpaare eingehalten werden. Unter dem Begriff der „Home Ranges“ definiert Hormann das Revier eines Rotmilanpaares, welches sowohl zur Brut als auch zur Nahrungsaufnahme genutzt wird.

Kritisch für den Rotmilan ist auch der verstärkte Anbau von Mais. Während im Mai die Maisäcker zur Nahrungsaufnahme noch gut nutzbar sind, entfallen sie ab Juni aufgrund des Pflanzenaufwuchses zur Gänze. Gerade aber dann benötigt der Rotmilan für die Fütterung der Jungen ein vielfältiges Nahrungsangebot. Hormann erläutert, dass der Rotmilan bei der Wahl der Nahrung keineswegs wählerisch ist. Von Regenwürmern und Käfern reicht das Spektrum über Kleinsäuger wie Mäuse und Hamster bis hin zu Aas. Gerade letzteres eröffnet aber auch evtl. die Chance einer gezielten Fütterung zur Stärkung der Art.

Torsten Raab und Martin Kremer, Hessische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön, verdeutlichten, dass man sich der besonderen Verantwortung für den Rotmilan bewusst ist und sich schon seit mehreren Jahren intensiv um diese Art kümmert.. Die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats Rhön haben deshalb schon in 2011 gemeinsam mit den fünf Rhönlandkreisen und den Vogelschutzwarten eine Projektskizze für ein Rotmilanschutzprojekt beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht. Im Rahmen eines Naturschutzgroßvorhabens sollen über sechs Jahre rd. 800.000 € eingesetzt werden, um die Lebensgrundlagen für die Gabelweihe, wie der Rotmilan oft auch genannt wird, zu erforschen und zu verbessern.

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