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Grenzen erfahren und überwinden – Was Sportler und Sterbende verbindet – Auftaktveranstaltung “I run for life”

Fulda. In einem kurzweiligen Frage-Antwort-Interview entlockte Moderator Axel Elm den beiden Vertretern der Deutschen PalliativStiftung, Vorstandsvorsitzender Thomas Sitte und Projektleiter Marcel Sühwold, Details und Hintergründe zu der neuen sozialsportlichen Initiative „I run for life“ (IRFL) sowie zur Arbeit der Stiftung – und natürlich auch zur Frage, was Marathonläufer und Sterbenskranke verbindet.

Fotos: DPS/Moritz Fischer

„Sowohl Schwerstkranke als auch Sportler stoßen immer wieder an Grenzen, müssen sie verarbeiten und auch überwinden. Und auf der anderen Seite gibt es auch im Sterbeprozess durchaus positive, lebensbejahende Seiten – wie beispielsweise einen gesunden Humor. Humor ist oft das einzige, was bleibt“, erklärte Sühwold die Gemeinsamkeiten.

Auf die Idee zu IRFL ist der 29-jährige Hobby-Triathlet während seines Studiums der Pflegewissenschaften an der Hochschule Fulda gekommen. Ein erstes Konzept, die Laufwette „Jede Sekunde zählt“, stellte er Thomas Sitte dann zum Fulda Marathon 2011 vor, und seither entwickeln die beiden weitere Ideen, die palliative Versorgung mit dem Themenkreis Sport und Gesundheit in Verbindung zu bringen. Durch die Unterstützung des Kooperationspartners Techniker Krankenkasse entstand schließlich die Initiative IRFL.

Denn Ziel der Stiftung ist es, das Tabuthema Sterben in weitere Kreise der Gesellschaft zu bringen. „Wir wollen Bewegung in die Palliativarbeit bringen. Denn nach einer Studie von EMNID wissen nach wie vor etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung nicht, was das Wort palliativ bedeutet“, berichtete Sühwold, und Thomas Sitte ergänzte: „Die Versorgung von Schwerstkranken funktioniert mittlerweile sehr gut, vor allen Dingen im ambulanten Bereich hier in Osthessen. Aber bei der Versorgung der breiten Masse in Deutschland hapert es noch. Daher müssen wir zunächst aufklären: Jeder muss wissen, was die Begriffe Hospizarbeit und Palliativversorgung bedeuten und wie viel Leid wir am Lebensende lindern können“, forderte der Stiftungsvorsitzende.

„Aber was genau bedeutet denn nun eigentlich palliative Versorgung?“, wollte Axel Elm von Thomas Sitte wissen. „Jeder will gesund werden, wenn er krank ist. Das nennt man kurativ. Palliativ ist die Ergänzung. Viele Krankheiten kann man nicht heilen. Palliative Versorgung lindert Schmerzen, Leiden, gibt Hilfen, macht Leben auch in schwerster Krankheit überhaupt weiter möglich und oft wieder lebenswert.“

Der Moderator fragt nach: „Ist das Sterbehilfe?“ Sitte: „Der Begriff ist verwirrend. Wir helfen in der Palliativversorgung beim Sterben. Aber wir helfen nicht nach, wir verkürzen das Leben nicht, was man in der Regel meist mit Sterbehilfe verbindet. Deshalb sage ich lieber: Palliativversorgung ist Sterbebegleitung.“

Auf die Frage von Moderator Elm, wie denn „ein Supersportler“ wie er die Aktion unterstützen könne, antwortete Sühwold augenzwinkernd und – mit Blick auf den Körperumfang des Moderators – kess: „Du kannst uns helfen, Massen in Bewegung zu bringen und in Bewegung zu halten. Das geht ganz einfach: Sprich über uns, diskutiere über uns und mache uns somit bekannt. Trage die Idee weiter!“

Aber auch weitere Möglichkeiten der Unterstützung zeigte der IRFL-Projektleiter auf. Interessierte können beispielsweise beim Deutschland Cup am 2. September beim Fulda Marathon 2012 mit im IRFL-Team mitlaufen. Denn da ist der Startschuss für die neue Eventreihe. Oder Sportler können bei jedem anderen Lauf für die Initiative IRFL an den Start gehen. Auch andere Sportarten können genutzt werden, um auf die Hospizidee und Palliativversorgung aufmerksam zu machen, fügte Sühwold hinzu. „Du kannst aber auch einfach gerne ein Bratwürstchen oder ein Eis an der Strecke essen, währenddessen den Sportlern zuschauen und sie anfeuern oder eine Spende pro Kilometer auf das Team setzen, welches für IRFL – und damit zugleich für die Versorgung von sterbenden Menschen – ins Rennen geht.“

Warum unterstützt die Techniker Krankenkasse „I run for life“

Die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich der ambulanten Palliativversorgung. Noch bevor der Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung im Gesetz verankerte wurde, war sie durch einen Vertrag zur Integrierten Versorgung mit Palliative-Care-Teams in Wiesbaden und Fulda Vorreiter auf diesem Gebiet. Mittlerweile gibt es Verträge mit Palliative-Care-Teams in ganz Hessen. Zudem fördert die TK ambulante Hospizdienste, die Sterbebegleitung anbieten.

Dr. Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der TK in Hessen: „Der Tod gehört zum Leben dazu – leider wissen viele noch nicht, dass es durch die ambulante Palliativversorgung leichter ist, ohne Angst in Würde und in vertrauter Umgebung zu sterben. ‚I run for life‘ ist eine gute Möglichkeit, durch das lebensbejahende Thema Sport eine breite Öffentlichkeit auf das Tabuthema Sterben und die Arbeit der Deutschen PalliativStiftung aufmerksam zu machen. Deshalb unterstützten wir die Initiative sehr gerne.“

“I run for life” beim 19. Fulda Marathon

Durch die Sportinitiative „I run for life“ gibt es beim 19. Fulda Marathon am 2. September 2012 einen neuen Wettbewerb: den Deutschland Cup. Dieser Wettbewerb soll, wie beim Fulda Marathon der LG Fulda, in bestehende Laufveranstaltungen integriert werden. Dabei stehen nicht nur die schnellsten und leistungsfähigsten Sportler im Fokus, sondern er richtet sich an alle, die Spaß am Laufen haben. Deswegen wurden unterschiedliche Teildisziplinen entwickelt. Es gibt das Sprint-Trikot (Der Schlusssprint auf den letzten 200 Metern beim Einlauf im Stadion wird gewertet.), das Berg-Trikot (Die Läufer werden zweimal im Verlauf der Veranstaltung über ein ansteigendes Streckenprofil geschickt.) sowie das Champion-Trikot (Sieger in der Gesamtwertung).

Zudem startet ein I run for Life-Team beim Fulda Marathon, bei dem jeder mitlaufen kann – und damit hilft, die Themen Hospizarbeit und Palliativversorgung stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Dafür kann man sich über die Homepagewww.irunforlife.de/laufe-mit-uns  oder bei der Deutschen PalliativStiftung, Telefon (0661|48049797) anmelden.

Weitere Informationen gibt es unter www.irunforlife.de sowie unter www.palliativstiftung.de.

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