Logo

Rhöner Genie trifft auf Wahnsinn: Marianne Blum und die „Rhöner Säuwäntzt“ treten zum ersten Mal gemeinsam auf

Motten. Die Rhön ist ihre Wahlheimat. „Das ist die Mitte von Deutschland“, erklärt Marianne Blum, warum sie sich vor fast 20 Jahren bewusst für Motten entschieden habe. „Auch die Metropolen Paris und Wien seien gleich weit entfernt“, schmunzelt die Sängerin. Das sei optimal für Künstler, die auch überregional tätig sind – wie ihr Ehemann, der bekannte Kunstmaler Peter Henryk Blum.

Fotos (36): Marzena Traber

Die gebürtige Hessin ist familiär vorbelastet: Der Vater Komponist, die Mutter Musiklehrerin. Nach der obligatorischen Blockflöte erlernte Blum Geige und Gitarre; Gesangsausbildung erhielt sie zunächst vom Vater. Das Fundament war gelegt. Dennoch versuchte sie sich früh gegen eine künstlerische Laufbahn zu wehren und studierte Rhetorik in Tübingen. „Ich dachte, ich mache was Seriöses. Aber dem Künstlersein entkommt man nicht“, so die 42-Jährige – Glück für die Region Osthessen.

In der Kulturszene Fulda und Rhön ist sie als Allrounderin nicht mehr wegzudenken. Sie ist Sängerin, Komponistin, Moderatorin und Entertainerin. In zahlreichen Produktionen hat sie mitgewirkt, noch mehr davon stammen aus ihrer Feder. „Ich habe es gern lustig“, erklärt sie ihre Liebe zum Kabarett. Dabei nimmt sie sich mit Vorliebe andere Künstler zur Seite, wie im Damenduo DUELLE gemeinsam mit Marina Gajda oder mit dem Pianisten Danny Müller als „Bella & Bellissimo“. Seit 2006 produziert sie mit dem Comedy-Duo Wolf & Bleuel das „Late Night Special“.

Je gegensätzlicher ihre Partner sind, desto herausfordernder ist für Marianne Blum die Arbeit mit ihnen. Die 42-Jährige liebt das „Kontrastieren“, da kommt ihr die Zusammenarbeit mit den „Rhöner Säuwäntzt“ gerade recht. Optisch, musikalisch und sprachlich liegen Welten zwischen den vier Künstlern, ihr erstes Auftreten im Gasthof „Zur Grünen Au“ in Motten war aber nicht zufällig gewählt. „Hochdeutsch für Plattsprachler“, ein Volkshochschulkurs, den die „Dozentin“ Marianne Blum allen Mottenern ans Herz legte. Wenn Deutschland Wirtschaftsnation Nr. 1 und Deutsch Weltsprache geworden sein wird, sollte ihrer Meinung nach jeder im Ort des Hochdeutschen mächtig sein.

„Wenn ein portugiesischer oder griechischer Devisenhändler einen Drei-Millionen-Vertrag in Motten abschließen will, dann muss man schließlich wissen, dass es Stift und nicht Schriestäcke heißt“, so die Künstlerin. Die Säuwäntzt erwiesen sich allerdings als unbelehrbare Härtefälle, die trotz Schulung weiter auf den derben Rhöner Charme setzten. Erst mit den Liedern wie „He du, bo kömmsten du hä?“, „Mei Duurf“ oder „Mir hon gebaut“, die voll aus dem Leben gegriffen sind, konnten sie die die Sängerin immer mehr für die Mundart begeistern.

Auch musikalisch näherten sich die drei Lütterzer und die Mottenerin immer mehr an. Die Rhöner Säuwäntzt um Frontmann Martin Caba erwiesen sich schließlich doch noch als gelehrig und zeigten, dass sie nicht nur derb, sondern auch anders können. Gemeinsam brachten sie etwa eine sanft rollende Version von „Night and Day“ mit Ukulele, Koncas und Teekistenbass, den südamerikanischen Tanzklassiker „Guantanamera“ und Frank Sinatras berühmtes Duett „Something Stupid“ – auf Platt – zur Aufführung (in einer Übersetzung von Michael Bleuel).

Die Kombination Säuwäntzt-Blum erwies sich als sehr experimentierfreudig. Sogar die „Barkarole“, das berühmte Liebesduett aus Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“, trauten sie sich aufzuführen, wobei Christoph Günther und Christoph Leipold als Gondoliere und Rokoko-Schönheit auftraten – zum Brüllen. Die Akustik-Version von „Sexmachine“ von James Brown („Sämaschin‘“ bei den Säuwäntzt) leitete die After-Show Party ein. Dass die Dance Version von „Rhöner Äppel“ mit bekannten Party-Krachern mithalten kann, bewies das begeisterte Publikum. (Birgit Will)

Categories:

Alle Nachrichten, Topthema