Logo

Rhöner Schäfer besuchen Schaf- und Ziegenbetriebe in Rhön und Vogelsberg

Rhön. Auf Einladung des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön e.V. und der Hessischen Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön besuchten Schäfer aus Rhön und Vogelsberg Schaf- und Ziegenbetriebe in Kalbach, Schlüchtern und im Spessart. Erste Etappe der Fachexkursion war die Schäferei Norbert Werner in Mittelkalbach. Hier wurden die Betriebsgebäude und die Merino-Schafherde des Familienbetriebs in Augenschein genommen. Der 45jährige Betriebsinhaber erläuterte sein Betriebskonzept mit derzeit 600 Mutterschafen, 50 Mutterkühen und 145 ha Grünland. Seit 20 Jahren erzeugt Werner als Biobetrieb hochwertiges Lammfleisch, welches er über seinen Hofladen sowie über Tegut vermarktet.

Nächstes Etappenziel war der Klosterhof von Frank Simon in Schlüchtern-Gomfritz. Der landwirtschaftliche Betrieb wirtschaftet mit 80 Milchziegen und erzeugt pro Jahr rd. 120 Stück Mastziegen. Daneben werden noch einige Mutterkühe und Rinder gehalten. Im Jahr 2000 hat Frank Simon den Hof erworben und seither systematisch um- und ausgebaut. 2008 wurde eine Hofkäserei nach EU-Richtlinien auf dem Biobetrieb eingerichtet. Von der hohen Qualität des auf dem Hof erzeugten Ziegenkäses konnten sich die Teilnehmer bei einer Verkostung überzeugen.

Ein kurzer Zwischenstopp wurde bei Metzgermeister Dirk Ludwig in Schlüchtern eingelegt. Der umtriebige Metzger, welcher sich gezielt Kontakte zu Promiköchen und dem Gourmetfachhandel aufgebaut hat, vermarktet im Hochpreissegment Rhönschaf-Spezialitäten. Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland. Aktuell werden 20 – 25 Rhönschafe pro Woche geschlachtet. Allerdings sieht Ludwig ein deutlich höheres Potential. Leider fehlen qualifizierte Zulieferer.

Am Nachmittag stand dann die Schäferei Dieter Michler in Gemünden auf dem Programm. Der junge Betriebsinhaber nennt 800 Mutterschafe sein eigen, mit denen er in diesem Jahr erstmalig den Truppenübungsplatz Wildflecken beweidet. Michler bedauert, dass die Schäfereien seit einigen Jahren aus dem Spessart verdrängt werden. Rinder- und Pferdezüchter machen den Schäfern die Weiden streitig. Umso mehr freut sich Michler über den Zuschlag, im Truppenübungsplatz weiden zu können.

Zum Abschluss der ganztägigen Fahrt wurde noch die Wanderschafherde von Dieter Diehl bei Ruppertshütten im Spessart besucht. Auch hier handelt es sich um einen jungen, 37jährigen Schäfer, der mit 600 Mutterschafen Weideflächen im Spessart nutzt und einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege leistet. Diel führt seine Schafe in 2 Herden. Zur Gewinnung des Winterfutters bewirtschaftet er 60 ha Grünland und 4 ha Mais. Diel vermarktet überwiegend über Händler. Da er zurzeit noch gezwungen ist, einen Großteil seiner Herde auch im Winter im Freien zu halten plant er einen Stallneubau.

Immer wieder diskutiert wurde der Rückgang der Schäferei in Deutschland. Ursächlich hierfür ist auch, dass nur geringe Löhne gezahlt werden können. So verdient ein ausgelernter Schäfer in Deutschland heute kaum mehr als 1.100 €, häufig aber auch deutlich darunter. Hier ist eine große Diskrepanz zwischen dem Anspruch, hochwertige Lebensmittel zu erhalten und den aktuellen Preisen. In Anbetracht der Marktsituation sind Schäfer auf die EU-Flächenförderungen dringend angewiesen. Doch die Zukunft ist ungewiss, da ab 2014 seitens der EU eine neue Programmperiode startet, welche voraussichtlich wieder veränderte Fördervoraussetzungen mit sich bringt.

Die Leitung der Exkursion oblag Martin Kremer, Geschäftsführer des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön.

Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft, Umwelt & Tourismus