Überlandwerk Rhön: Regionen übergreifender Energieversorger mit bewegter Geschichte
Mellrichstadt/Fulda. Vor 92 Jahren, am 29. März 1920, beschlossen 85 Gemeinden der Regionen Rhön-Grabfeld, Südthüringen und Osthessen den Aufbau eines eigenen Stromversorgungsnetzes und gründeten die Überlandwerk Rhön GmbH. Bis heute ist das Überlandwerk Rhön (ÜWR) eine kommunale Gesellschaft geblieben, an der auch der Landkreis Fulda Anteile in Höhe von 12,49 Prozent hält.
In der bayerischen, hessischen und thüringischen Rhön versorgt das Überlandwerk Rhön, mit Hauptsitz in Mellrichstadt, rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger mit Strom. Im Landkreis Fulda wird schwerpunktmäßig der Ulstergrund mit dem Strom des Regionen übergreifenden Energieversorgers beliefert. Der ist mit rund 200 Beschäftigten ein bedeutender Arbeitgeber in der Region und kann auf eine bewegte Unternehmensgeschichte zurückblicken.
Denn bis zum Jahr 1952 bezog das Überlandwerk Rhön den Strom aus dem Kraftwerk Breitungen in Thüringen. Die politischen Differenzen zwischen Ost und West führten in jener Zeit dazu, dass die Strombelieferung von heute auf morgen gestoppt wurde. Das bedeutete für die ÜWR-Mannschaft, in kürzester Zeit ein neues Versorgungsmodell für Hessen und Bayern „aus dem Boden zu stampfen“. So musste damals innerhalb weniger Wochen eine 30.000-Volt-Leitung mit mehr als 20 Kilometer Länge von Bad Kissingen in das Umspannwerk nach Bad Neustadt gebaut werden. In den darauf folgenden Jahren wurde das Stromnetz in der Rhön kontinuierlich erweitert. Inzwischen werden auch die Gemeinden der Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Wartburgkreis wieder durch das ÜWR versorgt.
Heute fließen durch das rund 3.200 Kilometer lange ÜWR-Leitungsnetz über 400 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr bei einer Höchstlast von rund 70 Megawatt. Das Dienstleistungsspektrum der Überlandwerk Rhön GmbH erstreckt sich von der Stromversorgung über die Energieberatung und Elektroinstallation bis hin zum Elektrofachgeschäft. Darüber hinaus gehört die Erzeugung regenerativer Energien, beispielsweise mit dem Betrieb von Photovoltaik-, Hack-schnitzel-, Biogas- und Biomethananlagen, zu den aktuellen Schwerpunktthemen des Energieversorgers.