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Abschlusskonferenz PROGRASS in Lauterbach/Hessen

Vogelsbergkreis. Am 20. Juni 2012 fand in Lauterbach die Abschlusskonferenz des von 2009 bis 2012 durch die EU geförderten Projektes PROGRASS statt. Die erzielten Ergebnisse wurden vorgestellt. Kern des Projekts war die Untersuchung der Machbarkeit und Demonstration der Erzeugung regenerativer Energie von extensiv genutztem Grünland. Hierzu wurde eine auf einem Sattelschlepper konstruierte Prototyp-Anlage verwendet, die im Vogelsberg, Wales und Estland zum Einsatz kam. Neben Landrat Manfred Görig nahmen Vertreter des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Projektpartner aus dem Vogelsbergkreis, Wales, Estland sowie die Forscher der beteiligten Universitäten, allen voran die Universität Kassel, teil.

Bei dem PROGRASS-Verfahren werden Flächen aus extensiver Bewirtschaftung, Naturschutzgrünland oder bisher nicht verwendeter Grünlandschnitt wie z.B. Straßenbegleitgrün eingesetzt, um Graspellets bzw. Grasbriketts zu erzeugen. Vor dem Hintergrund eines steigenden globalen Energieverbrauchs und der zunehmenden Verknappung fossiler Rohstoffe wie Öl, Kohle und Gas stellt das Verfahren somit sowohl einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen als auch zum Erhalt der Artenvielfalt durch Nutzung dar. Nur durch Sicherstellung einer angepassten Bewirtschaftung kann das artenreiche Kulturland auch erhalten werden. So zeigten die ökologischen Begleitforschungen, dass die Artenzahl auf den Versuchsflächen im Laufe der 3 Jahre zugenommen hat und gefährdete Arten der Roten Liste und besonders seltene Arten wie geflecktes Knabenkraut und Trollblume erhalten werden konnten. Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung entsteht nicht.

Kern des technischen Verfahrens von PROGRASS ist das Maischen, Abpressen und anschließende Trocknen von Grünlandsilage. Die von der Universität Kassel durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen der Brennstoffe ergaben, dass mit dem Verfahren die Gehalte an mineralischen Schadstoffen auf Holzniveau reduziert werden können. Die Stickstoffabsenkung fällt geringer aus, mit Hilfe des Einsatzes einer gestuften Verbrennung sind die Emissionen an Stickoxiden allerdings gering und die geforderten Grenzwerte der relevanten Emissionsschutzverordnungen können eingehalten werden. Das Verfahren ermöglicht es zudem, ca. 45 % der in der Biomasse gespeicherten Energie in Nutzwärme zu überführen, in Kombination mit einer herkömmlichen Biogasanlage durch Nutzung der dort vorhandenen Überschusswärme sogar 53 %.

Unter Beachtung regionaltypischer Voraussetzungen verdeutlichen Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Universität Kassel, dass der PROGRASS-Ansatz eine sinnvolle ökonomische Alternative darstellen kann, die zum Erhalt regionalwirtschaftlicher Strukturen und zum Schutz von Extensivgrünlandhabitaten beiträgt. Investitionsrechnungen zu großmaßstäblichen Anlagen zeigen, dass eine rentable Nutzung des extensiv bzw. nicht genutzten Grünlands möglich ist.

Vor dem Hintergrund dieser vielversprechenden Projektergebnisse steht im Zentrum der weiteren Schritte die Erprobung in großmaßstäblichen Pilotanlagen. Entsprechende Projektanträge für südost- und nordwesteuropäische Regionen sind bereits gestellt. Eine Kopplung des Verfahrens mit der Erneuerung der Kläranlage Lauterbach ist hierbei angedacht. Die mobile Prototyp-Anlage kommt erneut zu Demonstrationszwecken zum Einsatz.

Weitere Informationen: www.prograss.eu

Zum Foto: Befürworter des regionalorientierten Ansatzes von PROGRASS auf dem Kongress in Lauterbach (von links): Professor Dr. Michael Wachendorf, Andreas Koch (Abteilungsleiter Klimaschutz und Energie im Hessischen Umweltministerium), Dr. Katrin Heinsoo (Universität Tartu, Estland), Karl-Peter Mütze (Leiter Amt für den ländlichen Raum, Vogelsbergkreis), Vogelsberg-Landrat Manfred Görig, Dr. Mariecia Fraser (Univesität Aberysthwyth, Wales) und Lorenz Kock, Projektleiter Bioenergie in der Vogelsberger Kreisverwaltung. Foto: Erich Ruhl, Pressestelle Vogelsbergkreis

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