Logo

Taiwanesische Autorin Jade Y. Chen stellt in der Reihe „Leseland Hessen“ ihr Buch „Die Insel der Göttin“ vor

Fulda (mb). Die Schriftstellerin Jade Y. Chen stammt aus Taiwan, der Insel der Meeresgöttin Mazu. Wenn sie in ihrer Muttersprache liest, klingen ihre Worte oft sanft wie ein Windhauch, aber auch hart und anklagend zugleich. So wie die Geschichte, die sie in „Die Insel der Göttin“ sehr anschaulich und bildreich erzählt. Ihr im jungen Münchner Frühling Verlag erschienener Roman enthält keine weichgespülte Handlung, vielmehr ist er eine anrührende Biografie mit allen Höhen und Tiefen, die die Autorin selbst oder ihre Familie durchlitten haben.

Magistratspressestelle Magistratspressestelle

Politische Weltkunde

Chens Schreibstil ist flüssig, analytisch und gut zu lesen. Ihr Roman gibt einen „Einblick in eine Welt, die uns zugleich nah und fern ist“, wie Fuldas OB und Kulturdezernent Gerhard Möller zur Einführung formuliert. Auf den Zuhörer wirkt der Roman wie „poetische Weltkunde“. Die beiden Wächterstatuen der Göttin Mazu mit so unglaublichen Namen wie „Sieht tausend Stunden weit“ und „Hört wie der Wind so schnell“ sind der Ausgangspunkt einer Erzählung, in der Jade Y. Chen pointiert und beispielhaft den inneren Konflikt der taiwanesischen Bevölkerung beschreibt. Denn das Inselvolk setzt sich aus einem bunten Gemisch von Nationalitäten zusammen: Vorwiegend Chinesen, aber auch Japaner und Ureinwohner; sie leben bis heute in einem spürbaren Spannungsfeld zusammen. Weil Chen dieses sensible Thema aufgegriffen hat, zählt ihr bereits 2004 in Taiwan unter dem Titel „Familie der Göttin Mazu“ erschienenes Buch zu den Bestsellern in der alten Heimat.

Wer bin ich?

Als Auslöser für ihre kreative Phase als Buchautorin nennt Chen, dass sie, seitdem sie Kind war, immer wieder die Frage gestellt habe: Wer bin ich?“ Der Roman „Die Insel der Göttin“, die vor 2 ½ Jahren begonnene Übersetzung des taiwanesischen Originals ins Deutsche, sei „ein Buch über meine Familie, mein Land und mich“, bekennt die Schriftstellerin, für die das Schreiben Teil der eigenen Identität ist. Identität im übertragenen Sinne hat sie mit ihrem Roman auch ihren taiwanesischen Landsleuten geschenkt. Der Erfolg Ihres Buchs auf der von China unabhängigen Insel ist neben der reizvollen Erzählweise vor allem darauf zurückzuführen, dass Leserinnen und Leser Jade Y. Chen immer wieder bestätigen, sich dank ihres Buches mit der eigenen Heimat identifizieren zu können. Für ihre Landsleute ist „Die Insel der Göttin“ gleichsam ein „Gleichnis der Geschichte der Nation.“

Mit Ihrer Lesung im Rahmen der Reihe „Leseland Hessen“ hat die Autorin, die ursprünglich Theaterwissenschaften in Paris studiert und früh mit dem Schreiben von Essays begonnen hat, die Zielsetzung des Veranstaltungszyklusses erfüllt: „Für Literaturinteressierte Akzente zu setzen und darüber hinaus“, wie Möller betont.

Verbotene Liebe

„Die Insel der Göttin“ ist in der Ich-Form geschrieben und erzählt die Geschichte der Enkelin der jungen Japanerin Ayako aus Okinawa. Die Begegnung mit einem Deutschen ist für die Erzählerin der Auslöser, erstmals nach 15 Jahren wieder in ihre Heimat Taiwan zurückzukehren. Auf der Insel der Göttin erfährt sie von der verbotenen Liebe zwischen ihrer Großmutter und ihrem Großonkel und sie begegnet ihrer eigenen Vergangenheit.

Categories:

Alle Nachrichten, Bildung & Jobsuche, Kultur & Unterhaltung, Politik & Wirtschaft