Logo

Warum hat der Schäferstab Schippe und Haken? …diese und andere Fragen beantwortet die „Schäferei mit Herz“ in Leimbach

Eiterfeld-Leimbach. Er hat wahrlich ein großes Herz für Tiere, Elmar Spies (54),  Chef der „Schäferei mit Herz“. Den zertifizierten Ökobetrieb, in dem die Schafe auch ihr Gnadenbrot bekommen und bis zum Tod verbleiben können, betreibt er mit seinem Sohn Oliver (29) und der Schäferin Melanie Fauska (26), unterstützt von seiner Frau Brigitte (52), Sohn Sven (35) und im Sommer von vielen fleißigen Helferinnen und Helfern. Die Schäferei, etwa 100 Meter unterhalb des Kegelspielradwegs bei Leimbach gelegen, ist eine der großen Schäfereien im Biosphärenreservat Rhön.

900 Mutterschafe, davon 600 Schwarzkopf-Fleischschafe und 300 Rhönschafe, zehn  Zuchtböcke, 500 Lämmer, 110 Ziegen und acht Hütehunde leben von Dezember bis nach Ostern in dem 1600 Quadratmeter großen freitagenden Stallgebäude. Die Schafe bekommen dann ihre Klauen ausgeschnitten, werden entwurmt, erhalten Ohrmarken, werden ins Bestandsbuch eingetragen, und das Arzneibuch muss geführt werden. Im Januar werden die Tiere von drei professionellen Scherern geschoren. In der übrigen Zeit des Jahres ist die Herde auf der 210 Hektar großen Fläche am Dreienberg in Motzfeld bei Friedewald, dem nördlichsten Punkt des Biosphärenreservats in der Kuppenrhön. Einem Magerrasengebiet, das extensiv und ökologisch bewirtschaftet wird. Dort gibt es neben Magerrasen unter anderem  Wachholder und Orchideen zu bestaunen.

Vor 34 Jahren habe er angefangen, erzählt Elmar Spies mit markiger Stimme und wachen strahlenden Augen. Freunde hatten ihm und seiner Ehefrau zur Hochzeit zwei Schafe geschenkt. Er sei zum Quereinsteiger geworden und die Schäferei sein Hobby. „Einmal Schaf, immer Schaf“, so sein Spruch. Zum Schäfer müsse man geboren sein, meint Elmar Spies. Immer mehr Schafe seien dazugekommen und so sei der Betrieb vor sechs Jahren gezwungen gewesen an den heutigen Standort auszusiedeln. Erst vor zwei Jahren habe er 130 Rhönschafe in Bayern dazugekauft. Das Rhönschaf gehöre in die Landschaft der Rhön, habe bessere Klauen, sei genügsamer und besitze einen ausgeprägten Mutterinstinkt. Generell würden Schafe mehr Arbeit als Großvieh machen. So bräuchten seine Tiere über die Winterzeit 3,2 Tonnen Silo und 1.500 Kilo Heu.

Mit Beginn der Weidesaison werden die Tiere die 15 Kilometer zum Dreienberg getrieben. Die Hütehunde – vier von ihnen sind ausgebildete Hütehunde, zwei in der einjährigen Ausbildung – achten darauf, dass die Schafe nicht in bewachsene Felder ausbrechen oder Schäden in den für die Beweidung nicht vorgesehenen Feldern anrichten. Dass die Tiere ihre Hirten kennen, merkt man sofort, wenn man den Schafstall betritt. Die gelernte Schäferin Melanie, die ihre Prüfung mit Bravour bestanden hat, ist besonders mit den Jungtieren vertraut. Sie zieht die Flaschenlämmer groß. Kommt sie in den Stall, rennen die Tiere sofort auf sie zu. Zu Anfang müssten Muttertier und Lamm ganz eng zusammen sein, damit das Muttertier sein Lamm annehme, sagt Schäferin Melanie und zeigt ein Lämmchen, das gerade vor einem halben Tag geboren wurde. Manche Mutterschafe hätten nicht genug Milch, um ihre Lämmer ausgiebig zu säugen, und so müsse sie den Lämmchen halt wie einem Baby die Flasche geben, erzählt sie mit leuchtenden Augen.

Überhaupt sind die Tiere sehr zutraulich und menschenfreundlich. Das hat der Schäferei mit Herz auch den Beinahmen „Schafe zum Anfassen“ eingebracht. Gerne kommen Kindergärten, Schulklassen oder sonstige Besuchergruppen nach Leimbach. Die Kinder würden ganz interessiert und wissbegierig fragen, bekämen eine altersgemäße Führung und hätten die Möglichkeit, die Schafe zu streicheln und ihnen in die Wolle zu greifen, schildert Elmar Spies das Angebot der Schäferei. Und dann tauchten schon mal so Fragen auf wie, warum der Schäferstab Schippe und Haken habe. Die Schippe brauche der Hirte, um damit kleine Erdbrocken zu werfen, wenn die Tiere der Straße oder einer gefährlichen Stelle zu nahe kämen, und der Haken sei notwendig, um einzelne Schafe aus der Herde zu fangen, erklärt der Hobbyschäfer. Neben Informationen über Schafzucht und ökologischen Landbau, Biosphärenreservat Rhön und Hessisches Kegelspiel können die Besucher auch Lammprodukte verkosten. Gerade jetzt zu Ostern steigt die Nachfrage nach Lammfleisch. Aber für Kinder sind die lebenden Tiere viel wichtiger  – erst recht, wenn gerade ein Schaf gelammt hat. Übrigens: Am 30. Mai wird es in Motzfeld am Dreienberg ein großes Fest geben, wenn die Schäferei mit Herz dort ihr zehnjähriges Weidejubiläum feiert. (Text und Fotos: FotoText Winfried Möller)

Info

Die Schäferei mit Herz ist unter Telefon (06672)1526, per e-Mail info@schaeferei-mit-herz.de oder im Internet unter www.schaeferei-mit-herz.de erreichbar.

Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft, Topthema