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Hohe Mühle lässt uralte Handwerkskunst lebendig werden – Denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wird aufwändig renoviert

213-Hohe Mühle

Kalbach-Uttrichshausen. Schweres Eisenwerkzeug hängt noch an den rußgeschwärzten Wänden und an den Balken zeugen Hufeisen von der traditionellen Schmiedekunst: Die Geschichte der Hohen Mühle in Uttrichshausen reicht mehrere hundert Jahre zurück und soll, wenn es nach Kerstin Burkard und ihrem Mann Stefan geht, viele weitere Jahre in die Zukunft fortgeschrieben werden – denn die Familiengeschichte ist eng verbunden mit dem Gebäude.

Die Anfänge des denkmalgeschützten Hauses in der Talbrückenstraße liegen im frühen 17. Jahrhundert. Heimatforscher Michael Mott beschäftigte sich anlässlich der 1175-Jahr-Feier Uttrichshausens im Jahr 1986 mit der wechselhaften Geschichte des Kalbacher Ortsteils. In der von ihm verfassten Dorfchronik widmet er einen Abschnitt der „Hohen Mühle“, als eine der drei Mühlen im Ort. „Am Anfang wunderten sich alle, dass es sich um eine Mühle handeln sollte, weil sie so hoch liegt“, erinnert sich der Experte. Woher sie ihren Namen hat, dürfte daher geklärt sein, doch von einem Bach- oder Flusslauf ist heute weit und breit keine Spur mehr. Aber Mott fand in dem „unglaublich großen“ Aktenbestand zu Uttrichshausen im Marburger Staatsarchiv einen ersten Nachweis des Namens „Hochmöller“ im Jahr 1604. Im Jahr 1687 gibt es darüber hinaus eine exakte Auflistung aller drei Mühlen. Zur damaligen Zeit handelte es sich um Getreidemühlen. Eine Funktion, die sich beim genaueren Erkunden des Gebäudes bestätigte: In einer Aussparung in der Wand war wohl ursprünglich das Mühlrad eingelassen. Spätestens im Jahre 1773 findet die Mühle jedoch eine neue Bestimmung. Mott schreibt: „Inzwischen ward sie vielleicht mit Johannes Kohlhepp 1773 in eine Schmiede umgewandelt worden.“

Kohlhepp – dieser Name ist das Bindeglied zur Gegenwart und zur Familie von Kerstin Burkard. Ihre Mutter entstammt der Familie Kohlhepp, die tatsächlich bis in die jüngste Vergangenheit dem Schmiedehandwerk treu geblieben war: „Mein Großvater arbeitete dort noch bis Mitte der 1990er Jahre als Schmied“, erinnert sich Kerstin Burkard. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, das Gebäude fachgerecht zu sanieren. Fachgerecht heißt gemäß den Richtlinien des Denkmalschutzes, unter den das Haus gestellt wurde: „Ein Gebäude, in dem handwerklich gearbeitet wurde, ist immer wegen der Bedeutung für die Ortsgeschichte interessant und daher besonders erhaltenswert, denn es hat im kollektiven Gedächtnis des Dorfes viele Spuren hinterlassen“, begründet Eva Kohlmann, Sachgebietsleiterin Denkmalschutz beim Landkreis Fulda, und lobt zugleich die „sehr guten Renovierungsarbeiten, die etwa auch mit der Wiederherstellung der Fenster und Türen das Gesicht des Gebäudes wahren“. Der Kreis unterstützt dies mit einer Beihilfe in Höhe von 5000 Euro.

Seit nunmehr fünf Jahren arbeitet die Familie an dem Großprojekt. Erste Planungen gab es bereits 2008, gebaut wird mit Unterstützung der Fuldaer Architekten Müller und von Soden seit Juni 2012: „Davor wurde ein dendrochronologisches Gutachten erstellt“, erzählt Stefan Burkard. Für die Untersuchung wurden an verschiedenen Holzbalken des Hauses Probebohrungen gemacht. Das entnommene Holz wurde im Alter bestimmt und – gab im Falle der Hohen Mühle – weiteren Aufschluss über die Baugeschichte: „Das älteste Holz stammt aus dem Jahr 1767 und wurde in der Schwelle der Kellerschmiede verbaut. Andere Proben stammen aus dem Jahr 1852“, erläutern Kerstin und Stefan Burkard. So kam man zu dem Schluss, dass das Haus in drei Bauabschnitten auf die Größe wuchs, die es vor den gegenwärtigen Renovierungsarbeiten hatte: drei Geschosse auf einer Länge von 18,50 Meter und einer Breite von 7,50 Meter.

Zurzeit beschäftigt sich die Familie mit dem Innenausbau – alles soll in historisch getreuen Verfahren erneuert werden. Und punktuell wird der ursprüngliche Zustand weiterhin zu sehen sein – im Eingangsbereich wird etwa hinter Glas ein Stück historische Wand präsentiert. Sind die Arbeiten abgeschlossen, soll der größte Teil gewerblich genutzt werden. Das Herzstück des Hauses soll jedoch bleiben, was es war: Die alte Schmiede soll Historie für Kinder lebendig werden lassen. Und Interessierte dürfen einen Blick in die Auftragsbücher aus dem 19. Jahrhundert werfen, auf deren Seiten noch der Daumenabdruck des damaligen Schmieds zu finden ist. / Text & Foto: Diener

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