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Ein Kantor erfolgreich auf Stimmenfang – Zum dritten Mal hatte Thomas Nüdling zum Projekt „Der Chor“ eingeladen

311-Tanner Chorprojekt

Tann.„Gib uns deine Stimme!“ war in den vergangenen Monaten auf Plakaten im Ulstertal zu lesen – durchaus nicht ungewöhnlich in einem Wahljahr. Bei dieser Aufforderung handelte es sich jedoch mitnichten um politische Wahlwerbung, sondern sie bezog sich auf das musikalische Projekt „Der Chor“.

Thomas Nüdling, Kantor der Tanner Stadtkirche, hatte den Chor im Januar 2012 ins Leben gerufen und seitdem drei solcher Chorprojekte geleitet. Mit jedem Mal war die Zahl der Mitwirkenden gewachsen: Von anfangs 30 Interessierten stieg die Zahl im zweiten Projekt (Januar 2013) schon auf 40, und beim dritten Projekt im Juni diesen Jahres waren 70 singbegeisterte Menschen der Einladung gefolgt. Die Proben mussten aus Platzgründen sogar in der Stadtkirche stattfinden.

Während anderswo Chöre mangels Sängern sterben, wächst unter der Leitung von Thomas Nüdling ein neuer Chor heran, der Sänger und Publikum gleichermaßen begeistert. Das Erfolgsgeheimnis sieht Nüdling in den konzentrierten Probenphasen mit nur drei bis vier Proben, in der zielführenden Gestaltung eines Gottesdienstes und in der Auswahl der Stücke. Gabriele Schiffhauer aus Schlitzenhausen, die zum dritten Mal an dem Projekt teilgenommen hat, bestätigt: „Außer, dass der zeitliche Aufwand überschaubar war, hat mir besonders die Auswahl der Lieder gefallen: Das waren flotte, junge Stücke.“

Älteste Teilnehmerin war mit 75 Jahren die Tannerin Ilse Orf. „Ich habe seit meinem neunten Lebensjahr in verschiedenen Kantoreien gesungen und seit 16 Jahren im Tanner Kirchenchor. Ich mag die Kirchenmusik gern, aber die flotten Rhythmen waren mal etwas anderes und haben mir auch sehr gut gefallen.“ So gut, dass sie beim nächsten Projekt wieder mitmachen möchte. Der Chor sang dieses Mal unter anderem Sätze aus Nüdlings „Missa canonica“ sowie Sally deFords innige Jazzballade „My grateful Spirit sings“.

Fast 69 Jahre Altersabstand liegen zwischen der ältesten und den jüngsten Sängerinnen: Lara Schiffhauer ist sieben, Helena Kuhn acht Jahre jung. Beide sind gemeinsam mit ihren Müttern zu den Proben gegangen. „Ich bin begeistert, wie Thomas Nüdling es schafft, Jung und Alt, begabte und weniger begabte Sängerinnen und Sänger auf ein Level zu bringen“, lobt Gabriele Schiffhauer.

Apropos „weniger begabt“: Wirklich erstaunlich ist, wie viele der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer von sich behaupten: „Ich singe gern, aber nicht gut. Beim gemeinsamen Singen im Chor ist nicht aufgefallen, dass ich eigentlich gar nicht singen kann.“ Keine falsche Bescheidenheit, möchte man da als Zuhörer in Anbetracht des überaus gelungenen Auftritts ausrufen. „Wir waren besser als bei jeder Probe“, ist Antje Dänner aus Tann überzeugt, die gemeinsam mit ihrer Tochter Anna-Lena zum zweiten Mal an dem Projekt teilgenommen hat und die auch im Kirchenchor singt. „Man hat gespürt, dass jeder Einzelne hochmotiviert war und den anderen mitgetragen hat.“

Nicht nur Sängern und  Gottesdienstbesuchern hat der Auftritt große Freude bereitet, auch die beiden Tanner Pfarrer Frank Nico Jaeger und Kai Kleina begrüßen das Projekt. Sie sehen darin ein musikalisches Glaubensangebot, das Konfessions- und Altersgrenzen überschreitet. „Jung und Alt, Mann und Frau, Tanner und Auswärtige bilden eine wunderbare Gemeinschaft“, beschreibt Thomas Nüdling.

Für die Zukunft des Projektchors wünscht er sich, dass weiterhin viele Menschen das Angebot nutzen, singend wie zuhörend, aber auch, dass sich Sponsoren finden. „Der Chor“ sei zwar ein kostenfreies Angebot für jedermann, das solle auch so bleiben. Dennoch entstünden Kosten etwa für die Anschaffung von Noten und das Engagement von Musikern. (Text & Foto: Limpert)

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