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Mit einer Ziegel fing es an …Renovierungsarbeiten an einem der ältesten Häuser der Stadt Fulda

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Fulda. Das Haus „Zum Roten Löwen“ wurde erstmals 1330 urkundlich erwähnt und diente früher als Adelssitz. Dort geben sich dieser Tage nun Sachverständige und Zimmerleute die Klinke in die Hand. Das jahrhundertealte Gebäude wird bereits seit Anfang April aufwendig saniert.

„Mit einer Ziegel fing alles an!“, erklärt Berthold Zwergel. Ihm und seinem Bruder Eberhard gehört mit dem Roten Löwen wohl eines der ältesten Häuser in der Domstadt. 1330 erstmals urkundlich erwähnt, schätzt Zwergel die Entstehung des Kellers – der unter dem eigenen Gebäude weit ins Nachbargrundstück hineinläuft – auf das 12. Jahrhundert. Seit 1933 betrieb sein Vater dort die „Drogerie Zwergel“, seit 1938 befindet sich das Gebäude in Familienbesitz.

Doch zurück ins Jahr 2013: Vergangenen Winter entdeckte Zwergel eine lose Ziegel auf dem Dach. „Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, das die Halterungen der ‚Bieberschwänze‘ allesamt porös sind. Doch auch der rund 300 Jahre alte Dachstuhl machte auf mich hie und da einen entsprechend morschen Eindruck“, erklärt der pensionierte Steuerberater Zwergel. Ein Sachverständiger bestätigte die Meinung: Neue Ziegel auf einen morschen Dachstuhl machen wenig Sinn. Am 2. April wurde der „Rote Löwe“ dann eingerüstet und seitdem geben sich Sachverständige und Zimmerleute die Klinke in die Hand: Die tragenden Balken des Dachstuhls sind in die Bodendecke verbaut, weswegen diese entkernt werden musste. Natürlich nicht, ohne vorher das Obergeschoss zu entmieten. Seitdem werden die schadhaften Stellen des Dachstuhls von Profis erneuert: Altertümliche Balken aus alten Scheunen verbaut, Holznägel geschnitzt, und das ganze wie von alters her neu verzapft.

„Eigentlich ein Wahnsinn!“, sagt Zwergel, Jahrgang 1938, und ergänzt: „Wenn wir nicht die ersten 20 Jahre unseres Lebens hier verbracht hätten, hätten mein Bruder und ich wohl auch nicht diese emotionale Bindung zu dem Haus und würden diese immense Investition vermutlich eher nicht mehr tätigen.“ Im zweiten Weltkrieg sei das Haus größtenteils verschont geblieben. Eine Bombe, die das Nachbarhaus traf, habe lediglich das Dach teilweise abgedeckt und die Fensterscheiben bersten lassen – was seinerzeit durch die Glasscherben auch den sonntäglichen Gänsebraten, der am Herd brutzelte, ungenießbar machte. Viele Erinnerungen Zwergels hängen an dem Haus, viele Anekdoten fallen ihm ein. Eine Schule, die Drogerie der Eltern, ein Saal in dem viele Vereine gegründet wurden befanden sich schon in dem Haus in der Pfandhausstraße 11.

Wo einst die „Drogerie Zwergel“ und zuletzt „Florales Wohnen“ ihre Produkte feil boten, stellt „U.M.7 Wohnbereiche“ seit 2005 nun auf circa 150 Quadratmetern und in sieben Räumen im Erdgeschoss umfassende Leistungen rund um das Thema Wohnen und Einrichten an.

Im wohl ältesten Haus Fuldas präsentiert Stefan Ullmann die modernsten Möbel und Einrichtungstrends: „Gerade die Kombination aus alt und neu steigert den Kontrast und dies hilft der Wahrnehmung, macht Räume interessanter und lebendiger!“, sagt der Inhaber. „Unsere sieben Räume stellen die Wohnbereiche Wohnen, Arbeiten, Lesen, Schlafen, Ankleiden, Essen sowie Objekte dar“, erklärt Ullmann. Er habe sich seinerzeit bewusst für die Räumlichkeiten in dem Altbau in der Pfandhausstraße entschieden: „Die durch das Alter des Gebäudes hervorgerufenen Unebenheiten und schiefen Wände passen hervorragend zu den modernen Einrichtungen. Auch die Kombination von teilweise vorhandenem (altem) und neuem zeigt dem Kunden, das solche Kombinationen möglich und oft sogar sehr reizvoll sind.“

Die wohnungsähnliche Ausstellung zeigt anhand vieler Details wie man Räume modern und stilvoll gestalten kann. Als gelernter Schreiner verfolgt der  passionierte Inneneinrichter auch die Bauarbeiten am Dach mit großem Interesse, wenn auch mit etwas Wehmut: „Seit das Gebäude eingerüstet ist, bleibt die Laufkundschaft leider nahezu vollständig aus!“ Doch ein Ende ist in Sicht: Übernächste Woche soll das Dach neu eingedeckt werden, anschließend die Fassade noch überarbeitet werden und Anfang August die Arbeiten am Haus „Zum Roten Löwen“ abgeschlossen sein. Dann versprechen Zwergel und Ullmann ein kleines Fest zur „Neueröffnung“ dieses alten Gemäuers …

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