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Denkmalschutz-Expertin Eva Kohlmann kümmert sich im Landkreis um viertausend Häuser, Kapellen und Bildstöcke

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Eiterfeld/Fulda. Eva Kohlmann mag alte Gemäuer mit Geschichte. Nicht nur, weil sie selbst in einem Fachwerkhof im Eiterfelder Ortsteil Großentaft lebt, dessen historischer Teil aus dem Jahr 1820 stammt, sondern auch aus beruflicher Sicht. Die Mitarbeiterin der Kreisverwaltung ist nämlich im Landkreis Fulda für den Denkmalschutz zuständig.

Mit den denkmalgeschützten Häusern, Kapellen, Bildstöcken und Steinkreuzen kommt man zusammen auf eine Zahl von rund 4000. Die Architektin betreut und berät Eigentümer, entscheidet über Fördergelder und ist auch auf den Baustellen vor Ort. „Wenn ein Fachwerkhaus beispielsweise gestrichen werden soll, sprechen wir über die mögliche Farbe und machen auch schon mal einen Probeanstrich“, erklärt die Expertin.

Eine der größten Erneuerungsmaßnahmen im Landkreis Fulda finde zurzeit an Schloss Fasanerie statt. Das Projekt sei besonders interessant, da hier hochkarätige

Fachleute gemeinsam an einem hochwertigen Denkmal arbeiteten. Es komme nicht so oft vor, dass Fachleute aller Fachrichtungen in eine Maßnahme involviert seien. „Zwei bis drei Jahre wird es noch bis zu Fertigstellung dauern“, schätzt die 55-Jährige.

In der teilweise emotional geführten Debatte um das alte Telekom-Gebäude in Fulda, für viele laienhafte Augen eine Bausünde, hat die Großentafterin eine ganz eigene Meinung. „Denkmalschutz ist keine Frage der Schönheit.“ Ausschlaggebend sei bei einer Bewertung einer Immobilie vielmehr, ob diese eine spezielle Baukultur verkörpere. „Beim Telekom-Gebäude ist das offenkundig der Fall.“ Zur Erstellung der Denkmaltopographie würden alle relevanten Objekte begangen, Fachleute fertigten dabei Fotos und kleinere Texte an, um die Häuser nach einem standardisierten Verfahren zu bewerten und einzustufen.

Wie in vielen anderen Teilen Deutschlands ist auch im Landkreis der Leerstand ein Problem. „Das betrifft speziell größere Denkmäler weiter weg von der Kernstadt Fulda.“ Der demographische Wandel wirke sich dabei nachteilig aus. Das Denkmalschutzgesetz verpflichte jedoch die Besitzer zumindest zu notwendigen Reparaturarbeiten, um einen weiteren Verfall zu verhindern. Sehr häufig sei eindringendes Wasser das Hauptproblem.

Anfang September fand erneut der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ statt, in diesem Jahr unter dem Motto „Unbequeme Denkmäler“. Kohlmann empfindet solche Veranstaltungen als sehr wichtig, „damit die Menschen eine Affinität zu Denkmälern aufbauen und sehen, wie sich diese im Laufe der Jahre entwickeln können“.

In ihrer Freizeit ist die 55-Jährige kommunalpolitisch aktiv und engagiert sich für den Heimat- und Geschichtsverein. „Das ist schon Voraussetzung für meine Arbeit, dass man sich für alte Häuser interessiert“, lacht die Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. Außerdem spielt sie gerne Akkordeon und betreibt ein Hobby sehr intensiv: das Fahrradfahren. Nicht nur im Urlaub beradelt die Architektin schon mal den Werra-Radweg oder die Landschaft entlang der Mainschleife. Von Frühjahr bis Herbst legt sie zwei Mal in der Woche die Strecke von Großentaft nach Fulda ins Büro aus Muskelkraft zurück. Hin und zurück sind das 60 Kilometer.

Unterstützung erhält Kohlmann beim Strampeln zwar durch einen Elektromotor, aber ohne ausreichend Power in den Beinen ist kein Vorwärtskommen möglich. Fahrtzeit: jeweils 90 Minuten. Die idyllische Route führt sie unter anderem über Stendorf, Rückers, entlang des Marbacher Stausees, noch ein Stück über den Milseburgradweg durch Petersberg und schließlich in die Barockstadt.

Wenn die Trethilfe volle Leistung bringen musste, ist der Akku des Zweirads jetzt leer. Eva Kohlmann hingegen blüht frisch inspiriert durch die Natur auf – alte Häuser sind einfach ihr Ding.

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