Logo

Neue Wege und helfende Hände: AWO unterstützt Landkreis Fulda bei der Sozialbetreuung von Asylbewerbern

Arbeiten bei der Betreuung der Asylbewerber auf dem Aschenberg eng zusammen (v.l.): Adriana Oliviera, Ingeborg Gutberlet und Thomas Orf                               Foto: Heydenreich

Arbeiten bei der Betreuung der Asylbewerber auf dem Aschenberg eng zusammen (v.l.): Adriana Oliviera, Ingeborg Gutberlet und Thomas Orf Foto: Heydenreich

Fulda. „Da ist gerade Ruhe am Aschenberg eingekehrt und nun kommen die Flüchtlinge, die den sozialen Frieden im Stadtteil wieder gefährden könnten.“ Diese und andere kritische Äußerungen klingen Adriana Oliviera noch immer in den Ohren.

Wenn sich die Diplom Sozialpädagogin an die Anfänge des Projekts erinnert, das Landkreis Fulda, Arbeiterwohlfahrt (AWO) und drei Fuldaer Wohnungsbaugesellschaften im Oktober letzten Jahres gemeinsam auf den Weg gebracht haben, dann spielt die Sorge um die Akzeptanz der Asylbewerber bei den Bewohnern des Aschenbergs eine große Rolle.

„Wir hatten zwar immer den Gedanken, dass die meisten Menschen, die hier in diesem Stadtteil leben, auch nur mit einem Koffer gekommen sind und Verständnis für die Situation der Flüchtlinge haben müssten, aber dennoch war uns sehr wichtig, dass wir alle informieren und ins Boot holen – und zwar bevor die ersten Flüchtlinge an den Aschenberg kommen“, berichtet Oliviera, die bei der AWO den Bereich Integration und Bildung leitet. So wurden die Anwohner im Rahmen einer Sitzung, im Gottesdienst und in persönlichen Gesprächen darüber informiert, dass 60 bis 70 Asylbewerber am Aschenberg untergebracht und von den Mitarbeiterinnen der AWO betreut werden. „Betreuung bedeutet für uns, für die Flüchtlinge da zu sein und Angebote wie beispielsweise Sprachkurse vorzuhalten. Darüber hinaus wollen wir aber auch Ehrenamtliche für die Integrationsarbeit gewinnen und Öffentlichkeitsarbeit machen“, erklärt Adriana Oliviera.

Für Thomas Orf, Leiter des Sachgebietes Zuwanderung bei der Kreisverwaltung, ist die Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt eine klassische „Win-Win-Situation“. „Die Arbeit der AWO ist vorbildlich und für uns als Landkreis eine große Entlastung. Der Umgang mit dem Thema ist sehr offen. Es gibt eine große Aufmerksamkeit und Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung.“

Derzeit leben am Aschenberg genau 39 Asylbewerber. „Es handelt sich um Menschen in ganz verschiedenen Lebenslagen. Es sind einige Familien mit kleinen Kindern darunter, aber auch Männer, die einzeln unterwegs sind. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Äthiopien und Somalia“, berichtet Ingeborg Gutberlet, die die Asylbewerber betreut. Die Sozialpädagogin ist die Schnittstelle zwischen den Flüchtlingen, den Behörden und Institutionen sowie den Bürgern. Sie hilft den Asylbewerbern dabei, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, kümmert sich aber auch um die Fragen und Anliegen aus der Bevölkerung.

Es gibt auch mal Beschwerden“, weiß Adriana Oliviera. „Uns ist es wichtig, immer ein offenes Ohr zu haben, die Probleme ernst zu nehmen und Verständnis für beide Seiten zu wecken.“ Neben dem AWO-Grundgedanken „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist es den Sozialpädagoginnen wichtig, dass das Verhältnis von Geben und Nehmen ausgewogen ist. So werde jeder Asylbewerber dazu ermutigt und aufgefordert, sich einzubringen – wie es beispielsweise in den vergangenen Wochen beim Osterputz o

Für den Landkreis Fulda ist die soziale Betreuung der Zuwanderer keine gesetzliche Pflichtaufgabe, sondern eine freiwillige Leistung, für die es auch keinerlei finanzielle Unterstützung von Landesseite gibt. Dennoch steht der Ausbau solcher Projekte auf der Agenda des Landkreises. „Für uns ist die Mischung – eine Betreuung durch eigenes Personal sowie eine sozialpädagogische Begleitung über bewährte, in der Region verankerte Träger – ein neuer, aber absolut richtiger Weg“, hebt Jürgen Stock, Leiter des Fachbereiches Arbeit und Soziales, hervor. Mittelfristig soll, so Stock, durch die AWO noch ein weiterer Standort betreut werden. Zudem sei der Landkreis in Sachen Sozialbetreuung von Asylbewerbern mit weiteren Projektpartnern im Gespräch.

Die Sorge um den sozialen Frieden am Aschenberg hat sich übrigens als unbegründet herausgestellt. Der Stadtteil hat die Probe bestanden, da sind sich alle Projektpartner einig. (Dorit Heydenreich)

Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft, Topthema