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CENTER for PROFS bei den Vereinten Nationen – Fulda goes global

Hauptgebäude der Vereinten Nationen New YorkIm Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York tagte vom 9. – 20.3.2015 die Frauenrechtskommission zum 59. Mal. Anwesend waren 4000 Delegierte der 45 Mitgliedstaaten und rund 1000 bei den Vereinten Nationen zugelassene Nichtregierungsorganisationen. Mit dabei: 4 Vertreterinnen des CENTER for PROFS aus Fulda, das seit 15 Jahren bei den Vereinten Nationen mit beratendem Status akkreditiert ist. Diesjähriges Sitzungsthema: Peking plus 20. Im Zentrum der Tagesordnung: die in 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz, Peking, von 189 Mitgliedstaaten gefassten Beschlüsse und hier die Frage: was haben diese in den 20 Jahren bewirkt ?

Die 361 Punkte starke „Beijing-Aktionsplattform“ stellt eine Selbstverpflichtung für die Regierungen dar, die darin enthaltenen Beschlüsse aktiv umzusetzen, um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen herbeizuführen.

Schon damals, auf der Weltfrauenkonferenz in Peking, brachte sich das CENTER for PROFS, unter Leitung der Fuldaer Professorin, Dr. Muthgard Hinkelmann-Toewe, mit einem achtköpfigen Team und einem von ihr initiierten Mit-Reiseprojekt, an dem 30 Frauen aus ganz Deutschland teilnahmen, aktiv mit workshops und key-note-speeches in die internationale Debatte zur Gleichberechtigung ein.

Auch an den nationalen Vorbereitungsprozessen der diesjährigen Frauenrechtskommission, die auf nationaler Ebene seit 2013 deutschlandweit stattfanden, hat sich das CENTER for PROFS mit einschlägigen Fach- und Diskussionsbeiträgen engagiert beteiligt.

Die Bilanz der Frauenrechtskommission in New York zu 20 Jahren „Pekinger Aktionsplattform“ fällt ernüchternd aus: Kein einziges Land der Erde – so die RednerInnen einhellig – habe geschafft, die Geschlechtergerechtigkeit flächendeckend umzusetzen. Im Gegenteil – vielerorts würden Frauen und Mädchen stärker als zuvor Opfer von Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch und anderen Menschenrechtsverletzungen.

Freude und Wut
Die Stimmung in New York – zwiespältig.
Auf der einen Seite Freude über die ausgezeichneten Peking-Beschlüsse, andererseits Empörung darüber, dass die Umsetzung bis jetzt nicht gelungen ist – auch nicht in Deutschland. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, spart in der General Discussion im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung nicht mit deutlichen Worten, die klarstellen, dass es nicht ausreiche, Papiere zu schreiben und Beschlüsse zu fassen. Es gehe vielmehr darum, die konkrete Lebenswirklichkeit von Frauen zu verbessern – überall auf der Welt. Die Rechte von Frauen mit Füßen zu treten, Mädchen und Frauen zu quälen, sie zu unterdrücken und ihnen Gewalt anzutun, das seien Verbrechen, die endlich gestoppt werden müssen.

Fachkräfte werden gebraucht
Das, was vielen „Papieren“ und „Beschlüssen“ fehle – darauf macht Muthgard Hinkelmann-Toewe aus wissenschaftlicher Perspektive auf nationaler wie internationaler Ebene unermüdlich aufmerksam. So auch in ihrem Statement an den General-Sekretär, das in einem offiziellen Papier der Vereinten Nationen im November 2014 veröffentlicht wurde.

Der Kern ihrer Message: „Aus wissenschaftlicher Sicht und auf Grundlage jahrzehntelanger Erfahrungen mit den konkreten Umsetzungsprozessen lässt sich zweifelsfrei feststellen“ – so Hinkelmann-Toewe – „dass Gleichbehandlungs-Verhalten sich nicht von selbst einstellt – weder in Ehe / Familie, noch am Arbeitsplatz. Gleichbehandlungs-Verhalten will gelernt sein.“ Deshalb brauche es Fachkräfte, die die hierfür erforderlichen Fähigkeiten in Schulen und weiteren gesellschaftlichen Institutionen lehren und vermitteln können. Diese Fachkräfte – resümiert die Fuldaer Professorin – fehlten weltweit – auch in Deutschland.

FULDA-MOSOCHO-PROJEKT punktet bei den Vereinten Nationen

Workshop zum FULDA-MOSOCHO-PROJEKT im Rahmen der Frauenrechtskommission New YorkWas solche Fachkräfte können müssen – das stellte das Team des CENTER for PROFS unter Leitung von Ulrike Klingelhöfer im Rahmen der Frauenrechtskommission in einem Workshop den teilnehmenden Delegierten und NGO-Vertreterinnen und –Vertretern durch Film- Foto- und Wortbeiträge vor. Anhand des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES wurde verdeutlicht, wie durch Einsatz solcher Fachkräfte Männer flächendeckend die Richtung ihrer Macht änderten und sich nicht mehr auf Kosten oder gegen ihre Frauen verhielten, sondern zum Wohle der Frauen und Familien. Dies hat in der Projektregion Mosocho – wie in der 5Länderstudie der Vereinten Nationen im Kapitel Kenia beschrieben – zu einer flächendeckenden Reduzierung der Gewalt gegen Frauen, bis in die kleinste Zelle der Familie hinein geführt und zur Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung.

Die Darbietung traf in New York auf beachtliche Resonanz. Delegierte verschiedener afrikanischer Staaten und Vertreter und Vertreterinnen afrikanischer NGOs äußerten den Wunsch, dass diese Arbeit auch in ihrem Land durchgeführt werden solle. Auch die Bundesregierung, die wie alle anderen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen nun in der Aufgabe steht, die Anstrengungen zum Voranbringen der Geschlechtergerechtigkeit weiter zu erhöhen, formulierte Interesse an dem in Fulda entwickelten Wert-Zentrierten Ansatz, der im FULDA-MOSOCHO-PROJEKT zur Anwendung kommt, und lud das CENTER for PROFS noch vor Ort in New York zu einem Gespräch nach Berlin ein. Neben hoch-leveligem Einblick in Strukturen und Events der Vereinten Nationen und zahlreicher internationaler Kontakte war dies ein weiteres überaus positives Ergebnis, was das 4-köpfige CENTER-Team in New York einfahren konnte.

Neuer Projektabschnitt des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES in Kenia
Mosocho und seine Nachbar-Regionen
In diesen Wochen intensiviert das FULDA-MOSOCHO-PROJEKT, dank einer finanziellen Förderung durch „ALTERNAID – Stiftung für Menschen in Not“, den nächsten großen Schritt in seiner Arbeit in den Nachbarregionen Mosochos. Auf Nachfrage der angrenzenden Distrikte Marani und Kisii-South (ca. 240 000 Einwohner) werden die Menschen dort nun in den ersten von achtzehn Gemeinden in den von den Bürgermeistern einberufenen Dorfversammlungen „zum Wunder des weiblichen Körpers“, auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, die entsprechend aufbereitet sind, geschult. Marani und Kisii South haben diese Zusammenarbeit schon lange angefragt, weil sie einen ebensolchen Wandel wie in Mosocho herbeisehnen und ihre Töchter vor der grausamen Tradition bewahren wollen. Hier sind noch über 90% der Mädchen akut bedroht. Um die Arbeit regional möglichst weit auszudehnen, werden noch Spenden benötigt.

Prof. Dr. Hinkelmann-Toewe: „Das neue Wissen verunmöglicht, den Körper der Frau – so wie er von Gott geschaffen ist – weiterhin als minderwertig zu behandeln und ihn in der Folge dem grausamen Ritual mit dem Verlust der weiblichen Sexualität zu unterziehen! Der Wandel in der Mosocho-Region ist tiefgreifend: Männer schlagen ihre Frauen nicht mehr. Und Töchter, bis dato der FGM-Bedrohung ausgesetzt, sind nunmehr in Familie / Clan / Community sicher.“

Die Arbeit des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES habe nach den Worten des Senior-Chiefs der Mosocho-Region, Richard Aminga Nyakundi, der seit den Projektanfängen in 2002 dabei ist, die Menschen zusammen wachsen lassen. Das neue Wissen – das Wissen zum weiblichen Körper – ist nach seiner Auffassung das verbindende Element, durch das Frieden in die Familien gebracht worden ist.

180 Grad–Dreh
Neuere psychologische Studien besagen, dass Menschen, wenn sie in einem Bereich destruktives Verhalten ganz aufgeben, voll Freude seien. Genau das“, so Professorin Hinkelmann, „erleben seit Jahren Männer wie Frauen in Mosocho und mit ihnen die ganze Region. Die Männer haben die Richtung ihrer Macht um 180° verändert. Statt mit ihrer Macht Frauen weiter zu behindern / zu quälen, ihnen Gewalt anzutun – vor allem in der Sexualität – mündet ihre Macht nun in Wertschätzung und Achtung für den weiblichen Menschen und in neuer, liebevoller Kooperation mit ihren Frauen in Ehe / Familie / Gemeinde. Ehemals gewalttätige Ehemänner werden so zu „wirklichen Partnern“.

In diesen Wandlungs-Prozess können Interessierte auch anhand der Wanderausstellung
„Wonder of the female Body – Weibliche Genitalverstümmelung in Afrika – WIE ein kultureller Wandel zu erreichen ist“, die seit 2014 durch Deutschland tourt, Einblick nehmen. Eine einmalige Transparenz, die ein Novum in der Entwicklungszusammenarbeit sein dürfte. Weitere Infos zur Ausstellung, die auch ausgeliehen werden kann, und zur Arbeit des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES unter: www.fulda-mosocho-project.com.

Insbesondere für die Arbeit des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES in Kenia; aktuell vor allem für das Projektvorhaben in den Nachbarregionen Mosochos, wird die Solidarität und Unterstützung möglichst vieler Menschen, auch aus Osthessen, gebraucht und hofft der Fuldaer Trägerverein LebKom e.V. auf Spenden. Spendenkonto von LebKom e.V.: IBAN: DE 45 530 501 800 043 510 203,  BIC: HELADEF1FDS,  Bankinstitut: Sparkasse Fulda.

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