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Jugendhilfeeinrichtung Perspektiva bringt Menschen mit Handicap und Unternehmen zusammen

Vor wenigen Jahrzehnten konnten Sonderschulabgänger und schwache Hauptschüler den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen. Viele Tätigkeiten wurden mit Hilfskräften besetzt. „Inzwischen sind die Chancen für Jugendliche mit Handicap, es ohne Hilfe auf den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen, gesunken. Die steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt sind zu schier unüberwindbaren Hürden geworden“, erklärt Perspektiva-Geschäftsführer Michael Becker. Im Jahr 1999 schlossen sich deswegen 17 heimische Unternehmer, Bürger und zwei soziale Einrichtungen zu „Perspektiva, Fördergemeinschaft für Arbeit und Leben“ zusammen. Jugendliche mit Handicap sollten durch die gebündelte Kraft des Netzwerks Unterstützung erhalten: „Jeder Jugendliche, der den Willen mitbringt und sich auf die Förderung einlässt, erhält eine Chance.

„Das betrifft nicht nur die Arbeit, sondern auch das Wohnen“, erklärt Becker. Zehn Wohnplätze werden momentan in Kooperation mit dem Jugendamt vergeben, in der Fuldaer Kronhofstraße bestehen Trainingswohnungen, in denen Jugendliche an das selbstständige Wohnen herangeführt werden. „Das Ziel ist vor allem die berufliche Integration. Durch eine qualifizierte Helfertätigkeit oder Ausbildung wird eigenes Geld verdient, dadurch können die Jugendlichen ihr Leben selbst gestalten“, unterstreicht Becker. Zuerst erfolgt jedoch eine Orientierungsphase: Innerhalb von zwölf Monaten erhalten die Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren auf dem Theresienhof in Maberzell eine Grundlagenausbildung. In der eigenen Baumschule und bei spezifischen Arbeiten erlernen sie Arbeitstugenden und Grundfertigkeiten. In Praxis und Theorie werden Pünktlichkeit, Aufgabenteilung und Ausdauer geübt, Konfliktbewältigung und Sozialverhalten bereiten auf die betriebliche Arbeit vor.

In der zweiten Phase erfolgt der Einstieg in den Betrieb: Inzwischen sind 100 Unternehmen im Netzwerk zusammengeschlossen, vom Einzelhandel bis zur Metallverarbeitung reicht die Spanne der Betriebe. Am künftigen Arbeitsplatz werden die Jugendlichen mit den Tätigkeiten vertraut gemacht und wachsen so in den Betrieb hinein. „Inklusion ist das zentrale Anliegen: Jugendliche mit Handicap und Unternehmen, die daran glauben, dass Menschen Potenziale entwickeln können, bringen wir zusammen”, erklärt Becker. Aus der Behindertenwerkstatt in den Betrieb – das klingt wie eine Utopie, ist bei Perspektiva aber Realität: „Alleine im letzten Jahr haben dreizehn unserer Jugendlichen einen festen Vertrag bekommen, sechs haben ihren Hauptschulabschluss gemacht. Angesichts des demografischen Wandels können es sich Unternehmen nicht leisten, auf Arbeitskräfte zu verzichten. Etliche Tätigkeitsfelder lassen sich so gestalten, dass auch schwächere Menschen dort arbeiten können“, erklärt Becker.

Die Inklusion soll im Landkreis Fulda noch fortgeführt werden: Das dreijährige Projekt „Fulda Futur“ unter Federführung des kommunalen Kreisjobcenters soll dazu beitragen, noch mehr Unternehmer zur Öffnung ihrer Betriebe für Menschen mit Handicap zu gewinnen.

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