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Gewalt in der Pflege wirksam begegnen

338-Hessencampus_Logo_FuldaDer Landkreis Fulda möchte Gewalt gegenüber pflegebedürftigen Menschen wirksamer als bislang begegnen. Aus diesem Grund beteiligt er sich mit den drei weiteren Modellkommunen Dortmund, Potsdam und Stuttgart an dem bundesweiten Projekt „Gewaltfreie Pflege“. Am Donnerstag fand die Auftaktveranstaltung im Kreishaus mit über einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt.

Zielsetzung des vor knapp zwei Jahren gestarteten Projekts, das der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Köln durchführt, ist die Entwicklung und Erprobung von Präventionskonzepten. Im Mittelpunkt stehen die Information und Aufklärung der Öffentlichkeit, die Schulung und Fortbildung von pflegenden Angehörigen und Pflegekräften sowie die Schaffung von Anlaufstellen für Entlastungs- und Unterstützungsangebote.

Bei der Begrüßung betonte Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld, dass es darum gehen müsse, ein gesellschaftliches Tabuthema offen zu kommunizieren und für die Betroffenen Hilfestellung anzubieten. Angesichts des Wegbrechens großfamiliärer Strukturen auch im ländlichen Raum wachse tendenziell die Gefahr der Überforderung in problematischen Pflegebeziehungen. Der Landkreis Fulda sei als Region überschaubar und biete daher die Chance, durch eine engere Kooperation und Vernetzung der Beteiligten bestehende Strukturen weiter zu optimieren.

Ludger Jungnitz zeigte sich als Vertreter des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen von der bisherigen Resonanz auf das Projekt beeindruckt. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gingen davon aus, dass vier bis sechs Prozent der Pflegebedürftigen Gewalt erfahren würden. Dies reiche von körperlicher und psychischer Misshandlung bis zur finanziellen Ausbeutung und Einschränkung des freien Willens. Durch die Übernahme von Verantwortung auf allen Ebenen könne solchen Auswüchsen vorgebeugt werden.

Anschließend stellten verschiedene Referenten die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Institution in Bezug auf die Vermeidung und Verhinderung von Gewalt in der Pflege älterer Menschen durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren dar. Die Bandbreite reichte von der Schutzambulanz, dem Pflegestützpunkt und der Pflegekraft des Landkreises Fulda, über das Polizeipräsidium Osthessen, das Ordnungsamt der Stadt Fulda sowie die Betreuungs- und Pflegeaufsicht, bis zur Betreuungsbehörde des Landkreises und den Fortbildungseinrichtungen von Mediana und Caritas.

Kontakt
Anlaufstelle für Opfer von Gewalt in Stadt und Landkreis ist die Schutzambulanz im Zentrum Vital. Dort finden Gewaltopfer Hilfe und Unterstützung bis hin zur gerichtsfesten Dokumentation von Verletzungen. Die Mitarbeiterinnen haben auch ein offenes Ohr, wenn es um Gewalt in der Pflege geht. Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte können sich unter Telefon (0661)6006-1200 an die Schutzambulanz wenden, um von dort gegebenenfalls weitervermittelt zu werden. Alle Anliegen werden auf Wunsch anonym behandelt.

Zum Bild: Bei der gut besuchten Auftaktveranstaltung des Projekts „Gewaltfreie Pflege“ im Kreishaus von links: Ludger Jungnitz (Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen), Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld (Landkreis Fulda), Polizeidirektor Klaus Wittich (Polizeipräsidium Osthessen)

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