Delegation kehrte aus Ukraine zurück – viele Projekteindrücke, viele gute Ideen
Ein mitreißendes Fußballspiel zweier Mannschaften von Menschen mit Behinderung aus Burschtyn und Iwano-Frankiwsk, Zusammentreffen mit Ortsbischof Wolodymyr Wijtyschyn, der sich extra vor einer Dienstfahrt nach Lviv (Lemberg) die Zeit für ein Gespräch mit den Fuldaer Caritas-Gästen im Caritas-Haus nahm, desweiteren zahlreiche Projektpräsentationen, Besuche bei Betroffenen-Selbsthilfegruppen von Menschen mit Behinderung und ihrer Angehörigen, Gespräche mit Initiatoren dieser Gruppen sowie mit kommunalen Politikern, die mit ihnen kooperieren, und mehrfaches Zusammentreffen mit den örtlichen Medien – all das gehörte zum gut gefüllten Programm der Caritas-Delegation aus Fulda bei ihrem diesjährigen Aufenthalt in Iwano-Frankiwsk in der West-Ukraine. Dabei ging es den Gästen darum einen Überblick zu erhalten, wie die vereinbarten gemeinsamen Projekte voran kommen, Ideen auszutauschen, und zu überlegen, inwieweit sich die beiden Schwesterverbände zusätzlich noch in anderer Hinsicht bei ihrer Arbeit unterstützen können.
In Bezug auf die Schaffung und den Ausbau von Teilhabemöglichkeiten an Arbeit für die Menschen mit Handicap arbeiten die Verbände bereits sechs Jahre zusammen. Hier zielen die Projektpartner inzwischen darauf ab, verstärkt die Arbeitsfelder und die Produkte der Menschen mit Behinderung auf die Refinanzierung der Betreuungstätigkeit auszurichten. „Es geht ja nicht nur um Beschäftigung der Menschen“, erläutert Gesamtleiter Berufswege und Werkstätten Bernd Wystrach, der zur Fuldaer Delegation gehörte. „Wir setzen darauf, dass wie bei uns mittelfristig auch in Iwano-Frankiwsk die Werkstätten immer mehr gesellschaftliche Anerkennung finden als ernst zu nehmende Produktions- und Arbeitsstätten mit qualitativ hochwertigen Erzeugnissen. Um diesen Weg zu beschreiten, haben wir weitere Ideen entwickelt.“
Das neue Projekt, das auch von der Aktion Mensch finanziell unterstützt wird, zielt in erster Linie auf die Schaffung von Selbsthilfestrukturen für die Familien der Menschen mit Behinderung ab. Hier haben sich bereits mehrere Initiativen gebildet, die – ja nach örtlicher Situation – mit kommunaler Unterstützung und örtlichen Sponsoren begonnen haben, in eigener Regie Angebote für den Betroffenenkreis bezüglich Beschäftigung, Beratung und gegenseitiger Entlastung zu schaffen. Vier solche Gruppen bestehen bereits im Bezirk Iwano-Frankiwsk, drei weitere sind in Gründung. „Das System basiert vor allem auf dem Voneinander-lernen und auf das Aktivieren eigener Ressourcen“, erläutert Bernd Wystrach. „Das funktioniert schon hervorragend, jedoch ist es wichtig, dass die Menschen begleitet werden. Supervision und seelsorgerische Betreuung haben eine ganz wichtige Funktion!“
Zweien der Elterninitiativen ist es zwischenzeitlich gelungen, auch Ansprechpartner in den lokalen politischen Gremien und staatlichen Stellen zu finden, die sich nun verstärkt für die Interessen und Belange der betroffenen Familien einsetzen – wichtige Voraussetzung dafür, dass der Gedanke der Inklusion in der ukrainischen Gesellschaft langsam Raum greifen kann. Und in Iwano-Frankiwsk konnten die Fuldaer Gäste ein Büro in Augenschein nehmen, das noch diesen Sommer als zentrale Anlaufstelle für alle Betroffenen zum Austausch, zur Beratung und zur Begegnung eröffnet wird. Für das Projekt kann zudem voraussichtlich im Herbst aus Fulda ein Ford Transit zur Verfügung gestellt werden, der für die nötige Mobilität aller Betroffenen an den verschiedenen Standorten sorgen wird. Für 2016 sind erneute wechselseitige Besuche von Caritas-Delegationen verabredet worden.
Natürlich hat sich die Fuldaer Delegation auch mit der Flüchtlingsproblematik in Iwano-Frankiwsk beschäftigt. Der Krieg im Osten des Landes wirkt sich durch anhaltende Flüchtlingsströme aus; die Caritas vor Ort betreut und versorgt zahlreiche Flüchtlingsfamilien, denen es oft an den elementarsten Dingen fehlt.
Die Caritas im Bistum Fulda unterstützt aus Eigenmitteln die Behindertenarbeit in Iwano-Frankiwsk. Wegen der Inflation und des Geldwertverfalls in der krisengeschüttelten Ukraine wird es für die ukrainische Caritas jedoch immer schwieriger, speziell die nötigen Heizkosten aufzubringen. Das kann im nächsten Winter im schlimmsten Fall dazu führen, dass Dienste für die Menschen mit Behinderung ausgesetzt werden müssen. Für Heizkosten bzw. Dämmungsbaumaßnahmen am Caritas-Haus bittet die Caritas Fulda daher bereits jetzt im Sommer um Spenden, die sie im vollen Umfange weitergeben wird – Spendenquittungen werden auf Wunsch gerne erstellt. Spendenkonto des Caritasverbandes für die Diözese Fulda bei der Sparkasse Fulda, Kto-Nr. 220, BLZ 530 501 80, IBAN DE64 5305 0180 0000 0002 20, BIC HELADEF1FDS. Auch Online-Spenden für die Ukraine ist möglich (unter www.caritas-fulda.de einfach „Engagement“ anklicken).