Logo

Junge Asylbewerber helfen bei der Apfelernte im Biosphärenreservat Rhön

Sie sind Syrer, Afghanen und Eritreer: Gut 50 Jugendliche und junge Männer, die ohne Familie nach Deutschland gekommen sind, leben derzeit auf der Wasserkuppe. Um den Flüchtlingen einen Weg aus der Eintönigkeit ihres Alltags zu ermöglichen, haben das Biosphärenreservat Rhön und der Jugendhilfeverbund St. Elisabeth der Caritas Fulda ein Projekt gestartet, das derzeit in vollem Gange ist: Die Ernte von Äpfeln und Birnen auf den Streuobstwiesen in der Rhön.

Ideengeber für das Gemeinschaftsprojekt sind die Rhöner Apfelinitiative, das Biosphärenreservat Hessische Rhön und der Jugendhilfeverbund der Caritas in Fulda. Ranger Arnold Will vom Biosphärenreservat Rhön und Christof Schneider vom Jugendhilfeverbund der Caritas, der als Fachbereichsleiter auch als Koordinator für die ausländischen Jugendlichen auf der Wasserkuppe zuständig ist, zeichnen für die Umsetzung verantwortlich.

„Wir haben schon in diversen Projekten zusammengearbeitet und so kam uns die Überlegung, welche Beschäftigung für die jungen Menschen möglich sein könnte, da sie ja während des Asylverfahrens keiner Arbeit nachgehen dürfen“, erklärt der Bereichsleiter. „Da wir mitten in der Apfelernte sind, war es naheliegend, die Migranten mit einzubinden, und sie tun dies mit großem Elan und Begeisterung“, fügt Ranger Will hinzu.

Das an der Fohlenweide geerntete Obst wird an eine Kelterei geliefert, die für die Caritas-Werkstatt Haselstein in Nüsttal im Rahmen von „Rhöner Fruchtgenuss“ keltert. Ein Teil des Apfelmosts soll als Getränk für die Asylbewerber in allen Teilen der Region genutzt werden, finanzielle Überschüsse aus dem Verkauf von Saft durch die Caritas sollen in Projekte für Flüchtlingskinder fließen.

„Es gibt viele Streuobstwiesen im Biosphärenreservat, die nicht alle bewirtschaftet werden können, weil es an Mitarbeitern fehlt“, erklärt Arnold Will. „Durch die Aktion Obsternte, die derzeit im Bereich der Fohlenweide läuft, sind wir in der Lage, den Jugendlichen Abwechslung in den Alltag zu bringen, den Teamgeist innerhalb der Gruppe zu stärken und Kontakte zu Menschen aus der Region herzustellen“, erläutert der Ranger die vorrangigen Ziele des Projekts.

Will und Schneider haben ehrgeizige Pläne. „Wenn wir durchhalten und in Absprache mit Hessenforst, dem große Areale in der Rhön gehören, die Streuobstwiesen abernten dürfen, sind wir in der Lage, ziemliche Mengen an Obst an die Keltereien in der Region zu liefern und so einige tausend Liter Saft produzieren zu lassen. In dem Projekt steckt ein riesiges Potential für die Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen“, sagt der Ranger.

Für Christof Schneider und Arnold Will ist es durchaus denkbar, die Flüchtlinge auch bei Pflegeschnitten auf den Streuobstwiesen einzusetzen oder bei Privatleuten, die selbst nicht in der Lage sind, ihr Obst abzuernten, als Erntehelfer zu fungieren. „Wenn neben der Beschäftigungsmöglichkeit auch die Kommunikation zwischen den Menschen aus der Region und den jugendlichen Flüchtlingen in Gang kommt, wäre das auch beim Überwinden von beiderseitigen Berührungsängsten hilfreich“, sagt Arnold Will.

Für die beiden Projektverantwortlichen und ihre Schützlinge ist es schon jetzt eine gelungene Aktion. Die freiwilligen und vor allem eifrigen Erntehelfer aus Afghanistan, Syrien und Eritrea hatten bei ihrem ersten Einsatz an der Fohlenweide viel Spaß an dieser besonderen Art der Freizeitgestaltung.

Info
Wer das Projekt unterstützen und sein Obst ernten lassen möchte, kann sich bis Freitag, 9. Oktober, 12 Uhr bei der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats melden. Mindestens fünf Obstbäume sollte der Einsatz umfassen. Kontaktaufnahme per Telefon unter (06654)96120 oder per E-Mail an vwst@brrhoen.de.

Bild: Der erste Ernteeinsatz auf einer Streuobstwiese an der Fohlenweide war ein voller Erfolg. Die jungen Flüchtlinge freuten sich über die Abwechslung und hatten unter Anleitung von Christoph Schneider (links) und Ranger Arnold Will (3. von links) in kürzester Zeit große Mengen an Obst eingebracht.

Categories:

Politik & Wirtschaft