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Freiwilligendienst in Uganda – Jugendliche berichten von ihren Erfahrungen

Thomas Bretz

Fulda. In der Hälfte ihres Dienstes, den 6 Jugendliche des Bistums Fulda als „Freiwilligen Sozialen und Missionarischen Dienst im Ausland“ FSMDA, im Partnerbistum Hoima, in Uganda leisten, fand ein Zwischenseminar statt, zu dem Thomas Bretz, Referent für Neuevangelisierung im Seelsorgeamt des Bischöflichen Generalvikariats in Fulda und Mitinitiator des FSMDA sich vor Ort mit den Freiwilligen traf.

Thomas Bretz Thomas Bretz

Viele neue Erkenntnisse

Bretz: „Ich war sehr froh unsere Freiwilligen wohlauf und so „inkulturiert“ anzutreffen. Sie fühlen sich in Ihren Einsatzpfarreien wohl, haben untereinander einen tollen Teamgeist, können sich sinnvoll und relevant in ihren verschiedenen Tätigkeitsfeldern einbringen, erfahren einen ganz dynamischen und vitalen Teil unserer Weltkirche und ich konnte vieles von ihnen über Land & Leute lernen.“

Es war ermutigend von den verantwortlichen Ugandern vor Ort zu hören: „Ihr habt die Jugendlichen gut vorbereitet: sie haben eine Haltung des Dienens, eine hohe Lernbereitschaft und fühlen sich vorbildlich in unsere doch so andere Kultur ein. Sie helfen uns bei der Evangelisation, obwohl ihnen dies vielleicht gar nicht so bewusst ist. Denn bei uns ist ein jugendlicher Weißer, der sich für 9 Monate helfend in den Bereichen Entwicklungsarbeit, Bildung und Pastoral in unseren Pfarreien einbringt, ohne dafür bezahlt zu werden eine Attraktion und hat schon viele Neugierige in unsere Kirche gezogen.“

Thomas Bretz Thomas Bretz

„Bei diesem Freiwilligendienst investieren wir in erster Linie nicht in Geldtransfers und große Hilfsprojekte investiert, sondern in Menschen, in Partnerschaft, Freundschaft und in die Herzensbildung aller Beteiligten. Die Glaubensorientierung ist dabei das Spezifikum im Kampf gegen die vielen Gesichter der Not, das nur die Kirche der Menschheit anbieten kann.“, erklärt Bretz.

In der Woche des Zwischenseminars fand bei Gruppendiskussionen, Einzelgesprächen, Gottesdienst- und Gebetszeiten ein umfassender und tiefer Erfahrungsaustausch statt, sowohl mit den Jugendlichen als auch mit ihren verantwortlichen Mentoren vor Ort, die Priester sind und große Pfarreien leiten. Gemeinsam wurden Zielvereinbarungen für die verbleibende Dienstzeit ausgelotet und ggf. neue Motivationen und Handlungsmöglichkeiten erschlossen. Der Umgang mit Armut, Krankheit und Konflikten, typisch kulturelle Unterschieden, „highlights“ und Enttäuschungen wurden thematisiert.

Thomas Bretz Thomas Bretz

Beim gemeinsamen Ausflug zum Großen Afrikanischen Grabenbruch haben wir eine ganz ursprüngliche Pfarrei in einem  Fischerdorf am Albertsee besucht und sind dabei auch Affen, Antilopen und einer Schlange begegnet. Persönliche und berufliche Perspektiven kamen in den Blick und praktische Umsetzungsmöglichkeiten aus den Erfahrungen im Freiwilligendienst wurden besprochen.

Auch haben schon einige Familien der Freiwilligen ihre Kinder in Uganda besucht, gerade sind die Großeltern eines Jugendlichen in Hoima, die diesen bei seinem Projekt der Installation einer Solaranlage unterstützen. „Diese Besuche, die Rückbindung an ihre Pfarreien, Vereine und Freundeskreise bringen die gewollte Tiefenwirkung dieses Freiwilligendienstes“, berichtet Bretz.

Assistierend war Frau Monika Reinhardt aus Dipperz, Hebamme im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda, mit beim Zwischenseminar. Sie war als MAZ´lerin im Jahre 2005 für das Bistum Fulda für 1 Jahr in Tanzania tätig. „Besonders beeindruckt haben mich die Teamarbeit der Jugendlichen, das pädagogische Begleitkonzept und die spirituelle Komponente des FSMDA.“

Ausblick:
Die Vorbereitungsphase des FSMDA-Jahrgangs 2009/10 hat begonnen, bei der sich nach Ihrer Rückkehr auch die nun sehr erfahrenen Freiwilligen einbringen wollen.


Kontakt:

Interessenten für den „Freiwilligen Sozialen und Missionarischen Dienst im Ausland“ wenden sich an Sturmius Schneider vom Referat Mission, Entwicklung und Frieden, Tel. 0661/87-363, missio@bistum-fulda.de und Thomas Bretz vom Referat Neuevangelisierung, Tel. 0661/87-364, Thomas.Bretz@Bistum-Fulda.de .

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Erfahrungsberichte:

Michael Müglich 19 Jahre, aus Stadtallendorf:
Vormittags bin ich an der Primary und Secondary School der Pfarrei in Kigumba. Dabei braucht es viel Liebe, Einfühlungsvermögen, Geduld und vor allem in Spaß am Unterrichten. Ich habe mich aufgrund meiner guten Erfahrungen hier dafür entschieden diese Eigenschaften in einem Lehramtsstudium zu vertiefen und danach in die deutschen Klassenräume zu tragen. Nach dem Unterricht gibt es Mittagessen um 13.00 Uhr. Reis und Bohnen, Bohnen und Reis, Kartoffeln mit Bohnen, Bohnen und als Beilage Bahnenbrei (Matooke). Aber gesund.  Frische, süße Melonen oder Ananas bilden den Abschluss der Mahlzeit.

Wenn man die Hungerbäuche kleinerer Kinder und das Essen der Menschen in den ärmeren Vierteln einmal zu Gesicht bekommen hat, dann wird das Wort Sinnhaftigkeit im Zusammenhang mit Tischgebeten erst mit Bedeutung gefüllt, ganz egal was und wie viel letztendlich auf dem Tisch steht.

In der zweiten Hälfte des Nachmittages müssen die Einzelwünsche der verschieden Afrikaner an einen Musungu (Europäer, Weißer) gestillt werden. Da warten ein paar Deutschlandbegeisterte Mitglieder des von mir gegründeten „German-Clubs“, die in deutscher Sprache, Kultur und Musik unterrichtet werden wollen. Die Jungen auf dem Fußballplatz denken sich währenddessen: „Wir sehen die Europäer immer nur im Fernsehen kicken. Wenn schon mal einer hier ist, dann soll er doch auch mit uns spielen.“ Und nebenbei will ich auch noch die Website der Pfarrei designen und ein von mir gegründetes Patenschaftsprogramm für Waisenkinder voranbringen.

Das schönste bei Alledem ist die Dankbarkeit. Die Dankbarkeit dafür, dass man einfach da ist und sich einbringt, egal ob erfolgreich oder weniger erfolgreich. Der Tag endet mit dem Gang zum „Morles“, dem zur Pfarrei gehörenden Restaurant, das mit Spendengeldern der Pfarreien Hofaschenbach und Morles aufgebaut wurde. Die Hitze, die Aktivitäten, die Kommunikation, das Miteinander, die Sinnüberflutung mit neuen Eindrücken- positiven wie negativen- und die Gedanken an zu Hause machen müde. Weil ich all das erleben kann, jeden Tag aufs Neue, bin ich auch heute Abend sehr glücklich diesen Schritt gemacht zu haben.

Thomas Bretz Thomas Bretz

Verena Storch, 20 Jahre, aus Kirchhasel bei Hünfeld
Wenn ich nicht in der Schule unterrichte, singe und spiele ich im Kindergarten nebenan. Die Kindergärtnerinnen fungieren als Dolmetscher und erklären den lebhaften Kindern meine Anliegen, meine Gedichte, Lieder und Spiele. Im Gegenzug dazu geben sie ihr Bestes mich in die afrikanische Tradition, Musik, Instrumentenkenntnis und Handarbeit einzuweihen.
In den Ferien half ich unseren beiden Köchinnen im Haushalt oder ging mit den Schwestern, die nebenan in einem kleinen Konvent wohnen, auf Safari.

Wir gingen stundenlang zu Fuß und bei sengender Hitze durch den Busch, um die Menschen in ihren Häusern und Hütten zu besuchen und eventuelle Probleme zu besprechen. Überall wurde ich freundlich aufgenommen und so anstrengend diese Wanderungen auch waren, so reichhaltig waren die Erfahrungen und Geschenke, die ich mit nach Hause brachte.
Manchmal wünsche ich mir, dass doch viele meiner Freunde und Verwandte sehen könnten wie lebendig, vital und ansteckend der Glaube unserer afrikanischen Geschwister ist.

Anna Katharina Jüngst, 20 Jahre, aus Emsdorf bei Marburg
Besonders freut mich, dass ich das Projekt der „Sundayschool“ in meiner Einsatzpfarrei mit ins Leben rufen konnte. So kommen hier sonntagsfrüh 200 Kinder zusammen, um mit Gesang und Theaterspiel und Kinderkatechese den Wortgottesdienst zu feiern und dann in einer feierlichen Prozession an der Eucharistie der Gemeinde teilzunehmen. Auch fühle ich mich geehrt bei dem Kind das unsere Pfarrsekretärin im April bekommen wird Patentante sein zu dürfen – sie ist eine meiner besten Freundinnen hier.

Thomas Bretz

Torben Bock, 21 Jahre, aus Hettenhausen
An meinem Dienst gefällt mir besonders, dass ich mich ganz flexibel einbringen kann:
So fahre ich z.B. mit meinem Mentorpfarrer öfters in die „Outstations“. Unsere Pfarrei ist 5 Jahre alt, zählt etwa 70.000 Katholiken und hat 48 dieser Pfarreistationen in Dörfern im Busch, die jeweils von 2-3 ausgebildeten Katecheten betreut werden und die der Pfarrer jeweils etwa 1 Mal im Jahr besucht. In der letzten Woche hat der Pfarrer bei so einer Visite ca. 140 Taufen und 5 Trauungen gespendet, danach noch eine Pfarrgemeinderatsversammlung abgehalten und viele pastorale Gespräche geführt. Die Priester geben sich hier sehr für Ihre Gläubigen hin, in alle Belange des Lebens.

Des Weiteren betätige ich mich als Bauplaner, leiste einfache Handwerksdienste und versuche nun eine Solaranlage in der Pfarrei zu installieren. Auch betätige ich mich in der Landwirtschaft auf dem Pfarrgelände wo wir für den Eigenbedarf Mais, Bohnen, Erdnüsse und Kasave anbauen – und habe auch schon Bananenstauden gepflanzt. Mal sehen ob sie wachsen.

Michael Birkenbach, 20 Jahre, aus Eichenzell

Der Bischof von Hoima, Deogratias Byabazaire, hat mich nach seinem Kuraufenthalt in Dietershausen gefragt, ob ich als ausgebildeter Koch in Abstimmung mit seinen Ärzten beim Aufbau einer diabetischen Küche helfen könnte. Das mache ich sehr gerne und unterrichte außerdem an einer Hauswirtschaftsschule wo ich afrikanische Spezialitäten kennen lerne und wir zur Weihnachtszeit deutsche Plätzchen gebacken haben.

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