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Neue Imker begeistern und bei ihrer Arbeit unterstützen – „Öko-Bienen-Region Rhön-Grabfeld

Foto: Mediendienst für das Biosphärenreservat Rhön / Prof. Dr. Eckhard JedickeBad Königshofen. Ohne Bienen gäbe es nicht nur keinen Honig. Auch die Ernte in Gärten und auf Feldern würde viel geringer ausfallen, denn viele Pflanzen in der Natur würden nicht mehr ausreichend bestäubt. Aus diesen Gründen starteten Bauernverband und Imker ein neues Projekt: Die „Öko-Bienen-Region Rhön-Grabfeld“ soll neue Imker begeistern und bei ihrer Arbeit unterstützen – von der Arbeit am Bienenstock bis hin zur Vermarktung.

Ökologische Bienenhaltung

Am Rande der Einweihung des Imkerzentrums in Bad Königshofen stellten der Bauernverband und der Imkerverein mit mehreren Partnern das neue Projekt vor, welches die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) über zweieinhalb Jahre mit bis zu 123 500 Euro unterstützen wird. „Wir möchten am Beispiel des Landkreises und angrenzender Regionen beispielhaft zeigen, wie sich die ökologische Bienenhaltung durch die Zusammenarbeit vieler Menschen ausbauen lässt“, erläuterte Prof. Dr. Eckhard Jedicke, der das Projekt leitet und im Biosphärenreservat Rhön bereits mehrere große Vorhaben im Bereich von Naturschutz und Landnutzung erfolgreich umgesetzt hat, beispielsweise das Grünlandprojekt Rhön. Michael Diestel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Bad Neustadt, möchte vor allem den historischen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Imkerei wiederherstellen: „Unsere Bauern sind darauf angewiesen, dass Bienen die Kulturpflanzen bestäuben,  damit die Früchte reifen. Da macht es Sinn, vor allem auch die Landwirte zu motivieren, nebenbei Imkerei zu betreiben.“

Träger des Projekts ist der Bauernverband, umgesetzt werden soll es durch dessen Tochterunternehmen, die bbv-LandSiedlung. Deren Geschäftsführer, Benno Steiner, betonte die sinnvolle und notwendige Zusammenarbeit vieler Akteure in der Kulturlandschaft. So werde das Bienen-Projekt sehr eng mit dem neuen Vorhaben zur Förderung der Agrobiodiversität in der bayerischen Rhön kooperieren, welches die Regierung von Unterfranken in Fortsetzung des Grünlandprojekts finanzieren werde. „In beiden Fällen geht es darum, die Vielfalt der Kulturlandschaft zu erhalten und zu fördern – und das nicht gegen die dort arbeitenden und lebenden Menschen, sondern gemeinsam mit ihnen und zu ihrem Vorteil.“ Weitere Partner in dem Bienen-Projekt sind die BEEgroup an der Universität unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Tautz, der Imkerverein Bad Königshofen und Umgebung, die Firma Bienen-Ruck in Saal a.d. Saale und der Verein Biosphärenreservat und Naturpark Bayerische Rhön.

Öffentlichkeit einbinden

Die Imkerei in Deutschland habe mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, erläuterte Jedicke: immer weniger und kaum junge Imker (in den letzten zehn Jahren ging die Zahl der gehaltenen Bienenvölker um ein Fünftel zurück), wiederholte Bienensterben, schlechte Vermarktung des Honigs. Auch wenn durch das beispielhafte Engagement des Imkervereins Bad Königshofen hier derzeit schon bessere Perspektiven bestünden, solle an folgenden Punkten das neue Projekt ansetzen: Die Öffentlichkeit soll über Bienen und die Imkerei informiert werden, auch um neue Interessierte für den Einstieg in die Imkerei zu gewinnen. Dabei werden Schulen wichtige Partner sein.

Durch den Imkerverein Bad Königshofen am Lehrbienenstand sollen Schnupperkurse und eine Einstiegsberatung für Neu-Imker(innen) angeboten werden – so wie das bereits jetzt erfolgreich der Fall ist. „Wir lassen die Neueinsteiger nicht allein, sondern stehen immer mit Rat und Tat zur Seite“, versicherte Vorsitzender Markus Gütlein. Imker werden dabei beraten, wenn sie auf zertifizierte Öko-Bienenhaltung nach Naturland-Kriterien umstellen möchten.

Neben dem Honig können Bienen eine Reihe weiterer Produkte liefern – zum Beispiel Honigwein, Honiglikör, Honigbrotaufstriche, Honigkuchen, Blütenpollen, Gelee Royale, Wachs und Propolis. Das Projekt soll die Imker bei der Vermarktung des Honigs und weiterer Produkte unterstützten – mit dem Ziel, sie von Arbeit zu entlasten und ihnen zugleich bessere Einnahmequellen zu eröffnen.

Öko ist nicht gleich unproduktiv

Als Ergebnis erwarten die Partner in dem Projekt, dass sich die Bestäubungsleistung der Bienen erhöht: „Mehr Bienen gleich größere Ernten in Land- und Gartenbau, aber auch mehr Natur und biologische Vielfalt in der Kulturlandschaft“, erklärte der Vertreter der Landwirte, Michael Diestel. Dass nicht ausschließlich, aber vorrangig die Öko-Bienen-Haltung gefördert werden solle, begründete Jedicke auch mit der Vorbild-Funktion des Biosphärenreservats. „Dieses soll eine Modelllandschaft sein für das Zusammenleben von Mensch und Natur – Öko-Landbau und Öko-Imkerei passen optimal zusammen.“ Denn nach den Naturland-Kriterien für ökologische Imkerei sollten in einem 3-km-Umkreis keine nennenswerten Verschmutzungen auftreten. Weitere Vorgaben seien die Verwendung von Holz-Beuten, die Verwendung nur ausgewählter natürlicher Behandlungsmittel für die Bienen und ihre Beuten, ein Mindestanteil von zehn Prozent an Honig im Winterfutter und die Zufütterung von Öko-Zucker.
Dass diese Ziele keine Theorie sind, zeigen im Landkreis schon heute neun Imker mit über 500 Völkern, die bereits im vergangenen Jahr auf Öko-Imkerei umgestellt haben.

„Von diesem Projekt geht ein positives Signal aus“, urteilte der Präsident des Deutschen Imkerbunds e.V., Peter Maske: Weniger als 0,4 Prozent der 85 000 Imker in Deutschland seien bisher nach Öko-Kriterien anerkannt. Prof. Dr. Jürgen Tautz, Vorsitzender von „Bienenforschung Würzburg e.V.“ und Leiter der BEEgroup am Biozentrum der Universität Würzburg, wies auf die zentrale Rolle der Biene als Indikator für den Klimawandel hin. Das Biosphärenreservat Rhön werde als naturnahes Vergleichsgebiet in der Forschung seines Instituts eine wichtige Rolle spielen, kündigte er an und sicherte seine Unterstützung für das Öko-Bienen-Projekt zu. Der Geschäftsführer der BEEgroup, Ernst A. Hestermann, forderte die Sicherstellung der so wichtigen Bestäubungsleistung der Bienen „als staatliche Aufgabe zur Ernährungssicherung“. Und auch die Imker wie der Bad Königshofer Imkervereins-Vorsitzende Markus Gütlein machten deutlich, dass mehr öffentliche Unterstützung notwendig sei.

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