Gernsehen und Abendessen war ein voller Erfolg
Fulda. Magie lag in der Luft bei dieser Veranstaltung der Reihe „Gernsehen und Abendessen“, denn die Zuschauer wurden Zeugen eines intimem kreativen Prozesses, der normalerweise in der abgeschiedenen Stille eines Ateliers abläuft, wie auch die Gastgeberin des Abends, die Entertainerin Marianne Blum, in ihrer amüsanten Anmoderation plastisch vor Augen führte. Dass sich der Bildhauer Gernot Ehrsam mit diesem Experiment in die Öffentlichkeit traue, sei ihm daher hoch anzurechnen. Gut, dass er dieses Wagnis eingegangen ist, denn so konnten die Gäste live beobachten, wie ein Kunstwerk entsteht.
Fotos (36): Max Colin Heydenreich
Doch damit nicht genug, denn da war ja noch die Musik, die als zweite Kunst dazu kam. Für diesen Part hatte Marianne Blum, den argentinischen Gitarristen, Tony Osanah eingeladen. Osanah, der seit vielen Jahren in der Region lebt, ist in Brasilien eine Berühmtheit. Mit Gilberto Gil, Caetano Veloso und vielen anderen Größen hat er dort schon zusammen gespielt, aber auch mit US-Stars wie Jeannie Caroll, B.B.King und Joe Cocker. Osanah und Ehrsam kannten sich vorher nicht. Aber beide wollten schon immer einmal ein solches Experiment machen, daher sagten beide sofort zu, als die Initiatorin der Veranstaltungsreihe sie fragte, ob wie mitmachen wollten.
Und so konnten die Zuschauer an diesem Oktoberabend Zeugen werden, wie sich die beiden Künstler aufeinander einließen und dabei gleich zwei Kunstwerke auf einmal entstanden: eine Skulptur und sphärische Musik. Das war ein berührendes und spannendes Erlebnis, obwohl der Abend nichts von oberflächlicher Action und künstlichem Spannungsaufbau hatte. Im Gegenteil: Die wunderbaren Klänge des Gitarristen und das langsame, handwerkliche Bearbeiten der Holzskulptur hatten etwas faszinierend Mediatives. Es war, als würde man nach einer Zeit der totalen Reizüberflutung durch Fernsehbilder plötzlich wieder die Schönheit einer selbst und mit allen Sinnen erlebten Landschaft entdecken.
„Ich war total gestresst, als ich heute Abend nach der Arbeit hier her kam,“ meinte eine Zuschauerin, „jetzt bin ich wie aufgeladen.“ Diese Beschreibung trifft ziemlich genau die Stimmung im Raum, in dem das Publikum gebannt verfolgte, wie sich die beiden Künstler annäherten, einander zuhörten und zusahen. Mal folgte der Bildhauer mit seinen Schlägen den Harmonien, mal der Musiker dem Rhythmus des Bildhauers. Das war eine Show jenseits der Show. Als dann noch die Gastgeberin des Abends, die Sängerin Marianne Blum, ihren brillanten Mezzosopran mit mäandernden Improvisationen in das Geschehen mischte, war es ein bisschen so als würde man abheben. Poesie ohne Worte. Geerdet einzig durch ein ausgesprochen köstliches 3-Gang-Menü von Jonas Sporer, das den geistigen und seelischen Genüssen des Abends die kulinarische Note hinzufügte.
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