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30 alte Häuser suchen begeisterungsfähige Käufer

Fulda. Der Landkreis Fulda sucht Individualisten, die sich für eines von 30 leerstehenden Gebäuden interessieren. Das Besondere: Die Käufer dürfen sich zwar nicht „ins gemachte Nest setzen“, aber sie können sich an ausgearbeiteten Sanierungs- und Umnutzungsplanungen orientieren und haben gleichzeitig Gestaltungsspielräume. Für die Konzepte hat der Landkreis Fulda 108.000 Euro (jeweils 3.000 Euro für insgesamt 36 Objekte) investiert.

„Oft schrecken Interessenten wegen der unkalkulierbaren Renovierungsrisiken vor dem Kauf einer alten Immobilie zurück. Mit den Planungsunterlagen erhalten sie zugleich realistische Kostenschätzungen“, erklärt Stephan Büttner, Leiter des Fachdienstes Dorferneuerung und ländliche Entwicklung beim Landkreis Fulda. Landrat Bernd Woide hatte 2009 das Projekt angeregt, um dem Verfall der Bausubstanz in den Ortskernen an der Peripherie des Landkreises entgegenzuwirken. „Junge Familien bauen meist auf der grünen Wiese, während die Ortskerne fast nur noch von alten Menschen bewohnt werden, was auf absehbare Zeit zu Massenleerständen führen wird“, befürchtet Fachdienstleiter Büttner in Anbetracht des demografischen Wandels.

Mit einem eigenen Förderprogramm zur Stärkung der Ortskerne hat der Landkreis Fulda hessenweit eine Vorreiterrolle übernommen. Fünf Gemeinden nehmen teil. In Schweben wurden acht Objekte gefördert, in Heubach drei, in Rasdorf und Großenlüder je sechs und in Tann 13.

Wie unterschiedlich die 36 Planungsansätze sind, zeigt Stephan Büttner anhand von Beispielen in Rasdorf, Tann und Großenlüder auf: Drei Objekte in Rasdorf eignen sich nach Ansicht des Hünfelder Planungsbüros Ketter-Eichert & Hinz aufgrund ihrer Lage am Anger sehr gut für ein ruhiges und zugleich zentrales Wohnen; da der Kernort mit seinem jetzt schon hohen Anteil an Bürgern über 75 Jahren über keine eigene Apotheke verfügt, wäre in einem der Gebäude die Einrichtung einer Apotheke möglich und sinnvoll.

Während die Umbaukosten für eines der Objekte am Anger auf 72.000 Euro geschätzt werden, müssten Interessierte für das aus dem 16. Jahrhundert stammende Elfapostelhaus in Tann mit 363.000 Euro rechnen. Bei Dreiviertel der geförderten Bauten erfolgten die Planungen in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Fulda, so dass Käufer sich über diesen Aspekt keine Gedanken mehr machen müssen. Für das denkmalgeschützte Tanner Fachwerkhaus schlägt Planer Stefan Möller (Petersberg-Steinau) eine touristische Nutzung vor: Neben zwei kleinen Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss könnten die kleinstrukturierten Räume im Erdgeschoss gut genutzt werden für Töpfer-, Schnitz- und Malkurse sowie ein Informationszentrum mit Café.

In Großenlüder dagegen hat Planer Markus Best (Künzell) die alte Fachwerkbausubstanz mit modernen Elementen – vor allem viel Glas und Grün, ähnlich einem Wintergarten -konzipiert. Neben der Nutzung als Etagen- und Penthouse-Wohnung hat er für ein untersuchtes Anwesen die Idee zu einer Kunsthandwerkerscheune für angewandte Kunst und Design, kombiniert mit einem Gourmet-Restaurant. Für zwei andere direkt aneinander angrenzende leerstehende Wohnhäuser schlägt er die Nutzung als Büroräume vor. Dieser Planungsansatz ist Stephan Büttners Favorit, weil er dazu beitrage, Großenlüders Profil zu schärfen. Der Ort ist seit 2010 auch als Förderschwerpunkt im Dorferneuerungsprogramm anerkannt, so dass die Sanierungsmaßnahmen zusätzlich mit Landesmitteln bezuschusst werden können. Die vorliegenden Konzepte passten optisch hervorragend zum avantgardistischen Lüderhaus, meint Büttner. Zudem biete sich die Kombination von dortigen Kulturveranstaltungen mit dem Angebot einer gehobenen Gastronomie an.

Für die Vermarktung der ausgewählten Objekte wird Landrat Bernd Woide in diesem Frühjahr persönlich Gespräche mit der Sparkasse Fulda und den Raiffeisenbanken im Landkreis Fulda führen. Anschließend beginnt die offensive Werbephase mit Anzeigen und Flyern.

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