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Viehabtrieb in Simmershausen findet wieder statt

Hilders-Simmershausen. „Die Region ist wohl bald um eine Attraktion ärmer: Der Viehabtrieb in Simmershausen wird wahrscheinlich nicht mehr stattfinden.“ So lautete im April 2010 eine Nachricht in der Fuldaer Zeitung. Tatsächlich fiel das Spektakel vergangenes Jahr aus. Umso erfreulicher die Neuigkeit, die jetzt, ein Jahr später, bekannt gegeben wird: Das Ereignis findet wieder statt, und zwar am Sonntag, 25. September. Haupthinderungsgrund war gewesen, dass der Ort nicht mehr über genug zahme Milchkühe verfügt. Ein neues  Konzept soll helfen, die 1989 ins Leben gerufene Tradition aufrechtzuerhalten. „Jetzt packen wir es gemeinsam an. Da müsste es wieder klappen“, sagt Heribert Stumpf, der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Viehabtrieb, zuversichtlich. Mit „wir“ meint der ehemalige Ortsvorsteher neben der Vereinsgemeinschaft die Gemeinde Hilders und den Landkreis Fulda.

Die Gemeindeverwaltung hat mit ihrer Tourist-Information die Werbung übernommen, unter anderem mit einem Flyer, der erstmals am vergangenen Sonntag während des Rhöner-Charme-Auftakts in Gersfeld  verteilt worden ist. In dem Faltblatt wird zugleich auf den am 24. September stattfindenden Michaelismarkt in Hilders hingewiesen. Außerdem haben sich Landwirte aus Nachbardörfern bereit erklärt, mit ihrem Vieh mitzuwirken, so dass außer Vereinen mit Motivwagen sowie Schafen, Ziegen und Yaks insgesamt fünf Bauern mit etwa 15 geschmückten Kühen durch den Ort ziehen werden. Bedingung für deren Mitwirken war, dass die verwilderte Herde, die den Sommer auf den Weiden am Buchschirm verbracht hat, aus Sicherheitsgründen nicht mehr wie früher durch das Dorf getrieben wird.

Unterdessen unterstützt der Landkreis die Simmershäuser organisatorisch. „Es handelt sich um ein Fest, das überregionale Bekanntheit erlangt hat. Landrat Bernd Woide möchte es erhalten, weil es den Landtourismus stärkt“, erklärt Peter Malolepszy, der sich als persönlichen Referent des Landrats um das Thema kümmert.

Tatsächlich hatte der Fremdenverkehrsverein Simmershausen als Initiator des Viehabtriebs sein Ziel – eine Steigerung der Übernachtungszahlen –  erreicht: Die ursprünglich 150 Gästebetten in Simmershausen waren zum Zeitpunkt der Veranstaltung alljährlich ausgebucht. Dies ist noch immer der Fall, allerdings hat sich die für Urlauber zur Verfügung stehende Bettenzahl etwa halbiert. Umso mehr Gäste kommen nur für einen Tag oder weichen auf Quartiere in den  Nachbargemeinden aus. 5.000 bis 7.000 Besucher zählten die Veranstalter durchschnittlich, viele davon kamen in Bussen aus dem Rhein-Main-Gebiet oder Würzburg.

Stammgäste seit 18 Jahren sind Uli und Elsbeth Sagenschneider aus Gelsenkirchen. „Wir genießen die Atmosphäre beim Viehabtrieb. Für mich symbolisiert er das pure Leben“, sagt die 52-jährige, die es „sehr schade“ fand, dass im vergangenen Jahr der Viehabtrieb ausgefallen ist. Als ihre Tochter klein war, seien die verschiedenen Tiere der Hit gewesen. Sie selbst bewundere besonders, was die Dorfgemeinschaft auf die Beine stelle. „Bei uns in der Großstadt gibt es nur Konsum: Großbäckereien statt Brot aus dem Backhaus“, vergleicht Elsbeth Sagenschneider. Längst war das Ehepaar nicht mehr nur Zaungast, sondern packte mit an: Beim Würstchen grillen, Reibekuchen zubereiten oder in einem der beiden Backhäuser.

Für dieses Jahr hatte sich die Familie für den 25. September bereits anderweitig verpflichtet. „Jetzt, da wir wissen, dass es wieder einen Viehabtrieb gibt, kommen wir aber vielleicht doch“, überlegt Elsbeth Sagenschneider. Dann darf sich das Ehepaar aus dem Ruhrgebiet von mehreren neuen Ständen mit Essensangeboten,  Rhöner Handwerk oder Informationen des Biosphärenreservats überraschen lassen – ebenfalls ein Teil des neuen Konzepts.

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