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LNG und RMV gestalten den ÖPNV im Kreisgebiet und darüber hinaus

Landkreis Fulda. Beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) handelt es sich um eine Aufgabe der Daseinsvorsorge. Um für die 154 000 Kreisbewohner diese dienstleisterische Grundversorgung zu gewährleisten, haben der Landkreis Fulda und seine 23 Kommunen die Lokale Nahverkehrsgesellschaft Fulda mbH (LNG) als privatwirtschaftlichen Betrieb in kommunaler Hand ins Leben gerufen.

Sitz der Geschäftsstelle  ist die Richthalle auf der Ostseite des Bahnhofs. Mit 50,4 Prozent der Anteile ist der Landkreis Hauptgesellschafter, den Rest teilen sich die Städte und Gemeinden. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist der Landrat. Die Stadt Fulda gehört nicht zu den Teilhabern, sondern hat eine eigene lokale Nahverkehrsorgansiation.

Für die Erschließung der insgesamt 1.380 Quadratkilometer Landkreisfläche bestellt die LNG jährlich 2,9 Millionen Busleistungskilometer, 75 Prozent davon treuhänderisch für den Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV). Insgesamt 44 Buslinien (aufgeteilt auf fünf Linienbündel) verkehren im Kreisgebiet. Nach der jüngsten Ausschreibung werden seit dem 11. Dezember vergangenen Jahres alle von der ÜWAG Bus GmbH (ÜBG) betrieben, davon acht Linien (das Linienbündel West) in deren eigener wirtschaftlichen Verantwortung. Für 16 Linien hat die LNG die Verantwortlichkeit und 20 Linien betreut die LNG für den RMV.

Weniger Landeszuschüsse

Der ÖPNV ist nicht allein durch die Einnahmen finanzierbar. Auf knapp eine Million Euro jährlich beläuft sich der Zuschuss der Beteiligten, das entspricht einem Finanzierungsanteil von 15 Prozent. „Im Landesvergleich ist dies ein sehr günstiger Wert des Verhältnisses vom Aufwand zum Ertrag“, führt LNG-Geschäftsführer Ulrich Stüttgen aus. Bezieht man in die Betrachtungen den RMV mit ein, so sind nur noch 65 Prozent der Kosten durch die Fahrpreise gedeckt. Gut sei diese Quote im Vergleich immer noch. So liege der durchschnittliche Kostendeckungsgrad beim RMV bei 57 Prozent, wie dessen Geschäftsführer Knut Ringat im Januar mitteilte. Andere Verkehrsverbünde in Deutschland stünden schlechter da.

Wegen der Schuldenbremse hat das Land Hessen seine Zuschüsse für den ÖPNV gekürzt. Der RMV muss dadurch dieses Jahr mit rund elf Millionen Euro weniger haushalten. Welche Folgen das für die 26 lokalen Nahverkehrsorganisationen als Partner des RMV haben wird, lässt sich laut Stüttgen noch nicht konkret sagen: „Aber treffen wird es uns mit Sicherheit mit einer sechsstelligen Summe.“

Am RMV ist der Landkreis Fulda ebenfalls beteiligt: mit 3,7 Prozent. Die LNG stellt für den Landkreis das Bindeglied zum RMV dar und bringt die Kreis-Interessen bei der Ausgestaltung und Finanzierung des übergeordneten Personenverkehrs ein.

Mehr Nutzer seit 2005

Eine knifflige Aufgabe obliegt der LNG, wenn neue Verkehrspläne erstellt werden: So müssen die Umsteigepunkte zwischen Bus- und Schienenverkehr (vor allem für Pendler nach Frankfurt) und die verschiedenen Unterrichtszeiten der Schüler beachtet werden. Mit 60 Prozent macht der Schülerverkehr den Hauptanteil an Fahrgästen im Kreisgebiet aus.

Das Grundversorgungsprinzip mit viermal täglich verkehrenden Buslinien in allen Orten mit mindestens 200 Einwohnern geht neben den Bedürfnissen der Pendler und Schüler darauf ein, dass sowohl vor- als auch nachmittags Arztbesuche oder Einkäufe per Bus möglich sein sollen. Dieses Grundnetz wird in der Regel zwischen den Kernorten der Gemeinden und der Stadt Fulda beziehungsweise Hünfeld auf eine stündliche Verbindung verdichtet. Die Kernorte Hofbieber und Dipperz haben sogar eine Verbindung alle 30 Minuten nach und von Fulda.

„Wir haben eine 25-prozentige Nutzungssteigerung seit 2005“, erklärt Ulrich Stüttgen und führt dies darauf zurück, dass seitdem die Linien zum einen häufiger und zum anderen im Takt bedient werden. Er gibt aber auch zu bedenken, dass es eine Gratwanderung sei, ein Gleichgewicht zwischen Wunsch und Aufwand zu finden.

Wie sich der ÖPNV in Zukunft – gerade auch im Hinblick auf den demografischen Wandel – entwickeln wird, lässt sich nicht absehen. Auf der einen Seite sieht Stüttgen die sinkenden Schülerzahlen, auf der anderen Seite aber auch das durchaus vorhandene Potential für Fahrgastzuwächse im Bereich der Nutzung durch Jedermann. „Wenn Schulen geschlossen werden, steigt für uns der Aufwand durch weitere Wege, wodurch der Kostendeckungsgrad sinkt.“ Demnach müssten sich die Kommunen auf eine höhere Kostenbeteiligung einstellen. Ein Ziel sei, trotz abnehmender Bevölkerungszahl die aktuellen Nutzerzahlen zu halten.

Und um die Aufgabe der Daseinsvorsorge weiterhin zu erfüllen, müssen dann vielleicht noch mehr flexible Angebote entstehen wie das des Rufbusverkehrs zwischen Gersfeld und Poppenhausen. Dieser fährt seit diesem Jahr – mit den Zeiten der Rhönbahn und der Buslinie 35 verknüpft – die Orte Gackenhof, Rabennest, Maiersbach, Schachen, Schwarzerden und Rodholz an, aber nur, wenn über Telefon der Bus angefordert wurde. Ansonsten begibt sich der Fahrer von Gersfeld direkt zur Wasserkuppe. Diese ist seit Dezember achtmal täglich mit dem ÖPNV erreichbar.

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