Fuldaer Nachrichten

Eichenzell-Rönshausen. „Friert das arme Schaf nicht, wenn man das ganze Fell abschneidet“, fragt die kleine Marie, die auf dem Arm ihrer Mutter ganz fasziniert dabei zusieht, wie aus einem dicken, wolligen Rhönschaf in nur knapp fünf Minuten ein zierliches Tier wird. Es ist öffentliche Schafschur auf dem Biolandhof Rönshausen. Ob Rhönschaf oder Moorschnucke – heute kommen alle unter das Schermesser von Schäfer Uwe Rothe.

Fotos: Max Colin Heydenreich

Bei hochsommerlichen 27 Grad Celsius ist das für die Tiere vermutlich ein Akt der Befreiung. Für die rund 70 kleinen und großen Zuschauer, die gespannt mitverfolgten, wie es den Schafen an die Wolle geht, ist es zweifelsohne ein tolles Erlebnis. Während Uwe Rothe routiniert die elektrische Schermaschine bedient und Schaf um Schaf von der bis zu 15 Zentimeter dicken Wolle befreit, staunen die Kinder darüber, wie die Tiere die Prozedur ganz geduldig über sich ergehen lassen und stellen Biobauer Helmut Schönberger jede Menge Fragen zur Schafhaltung. Der 62-Jährige Diplompädagoge freut sich über das große Interesse und nimmt sich viel Zeit, um den Fragen seiner Gäste gerecht zu werden.

„Traut euch, fasst die Tiere ruhig an und erzählt mal, wie sich das anfühlt“, fordert Schönberger die Kinder auf. Gerümpfte Nasen sieht man bei einigen, die sich trauen, an der Wolle zu riechen. „Muss wohl erstmal in die Waschmaschine“, kommentiert der achtjährige Lukas das scha(r)fe Aroma. Was man aus Wolle alles machen kann, erklärt Barbara Nüchter in ihrer Wollwerkstatt. Dort können die Kinder beim Filzen von Bällen den Umgang mit Wolle erproben.

Sämtliche Sinne anzusprechen und damit ganz unterschiedliche Zielgruppen an Umwelt und Tiere, Landwirtschaft und gesunde Ernährung heranzuführen, das hat sich der Verein Biolandhof Rönshausen – Schulbauernhof e.V., der aktuell 150 Mitglieder zählt, auf die Fahnen geschrieben. „Führungen oder Seminare bieten wir auf dem Biolandhof schon seit vielen Jahren an. Mit der Vereinsgründung in 2007 haben wir uns professionalisiert, so dass wir auch die Finanzierung von Teilzeit- und Honorarkräften sicherstellen können“, erläutert der Erste Vereinsvorsitzende Helmut Schönberger. Der ist froh darüber, dass der Landkreis Fulda – laut Schönberger als einziger Landkreis im Bundesland Hessen – das Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ seit Jahren auch finanziell unterstützt.

Von April bis Oktober haben Schönberger, die beiden Diplom-Geologen Anna Leonhard und Max Kaeselitz sowie Diplompädagoge Jürgen Niemann Hochsaison. Wöchentlich kommen drei Kindergarten- oder Schulgruppen aus dem Landkreis Fulda im Rahmen der Initiative „Der Bauernhof als Klassenzimmer“ nach Rönshausen. „Dabei führen wir die Kinder von Tierstation zu Tierstation und vermitteln Wissenswertes über Tierhaltung, die bäuerlichen Landwirtschaft und gesunde Ernährung“, so Schönberger.

Auch Lehrer, Studenten, Familien, Reisegruppen oder Landwirte aus dem europäischen Raum verschlägt es regelmäßig auf den zwölf Hektar großen Biohof. „Wir haben für jeden etwas Spannendes in petto“, meint der 62-Jährige und verweist dabei auf die neuen Angebote im Bereich der Umweltbildung: Historische Messmethoden und Maße, Wasser als Lebensgrundlage und geologische Entdeckungsreisen in der Rhön. „Das ist Brachland, was es zu beackern gilt“, sagt Schönberger, bevor er sich wieder den neugierigen Fragen der Kinder stellt.

Kontakt

Biolandhof Rönshausen
Rohingstraße 22 – 24
36124 Eichenzell
Telefon 06659/3287
Telefax 06659/918789
E-Mail hofgemeinschaft.roenshausen@t-online.de
Internet www.biolandhof-roenshausen.de