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Magistratsmitglieder besuchen Baustelle unter dem Schlossdach – Experten bewahren viel historische Substanz

Fulda (mb). Fast wie ein „riesiges Segel“ wölbt sich die ungewohnte Konstruktion über dem Schloss. Und ganz oben unterm Dach, da „fühlt man sich wie in einem Schiffskörper, da knarzt und knurzt es fortwährend – vor allem bei heftigem Wind“, versucht Frank Volmer, Leiter des städtischen Gebäudemanagements seine Gefühle bildhaft zu beschreiben, wenn er sich inmitten der historischen Balkenkonstruktion bewegt. Den Fuldaern bietet sich zurzeit eine imposante „Wanderbaustelle“. Denn das Dach über dem Mittelbau und dem südwestlichen Flügel des Schlosses muss saniert werden. Ein mobiles „Notdach“ schützt die offene Baustelle vor Regen und im Winter vor Schnee. Nachdem die Arbeiten am Mittelbau weitgehend abgeschlossen sind, haben Baufachleute inzwischen das „Schutzdach“  Richtung Busbahnhof versetzt und ein neues Gerüst hochgezogen.

Ambitioniertes Projekt

Als „hoch ambitioniertes Projekt“ stufte Fuldas Verwaltungschef Gerhard Möller die Schlossdachsanierung bei einem Rundgang auf der Baustelle mit Mitgliedern des Magistrats ein.  Nicht nur für die Finanzierung habe „viel Kreativität aktiviert werden müssen, um das Projekt in eine entsprechende Förderkulisse hinein zu bekommen.“ Rund 1,5 Millionen Euro konnten dank Bemühungen des OBs aus dem Energiepakt akquiriert werden. Auch der Fortschritt der Sanierung selbst sorge immer wieder für neue Überraschungen. Denn wenn die Decken geöffnet werden, zeige sich oft erst das tatsächliche Schadensbild.

Reinigen oder reparieren

Mit diesem Hinweis begründet Möller, warum sich die Sanierungskosten gegenüber dem ursprünglichen Ansatz erhöht haben. Statt 3,35 Millionen Euro dürften sie sich einschließlich der Sanierungsarbeiten am südwestlichen Schlossflügel voraussichtlich auf 3,65 Millionen Euro belaufen. Offen ist nach Möllers Worten noch die Frage, wie mit den Decken und den historischen Räumen im musealen Teil des Schlosses umgegangen werden soll – bleibt es beim Reinigen oder soll, wo notwendig auch restauriert und repariert werden. Die Kosten für die Reinigung der Decke des Fürstensaals sind bereits budgetiert. Als Beispiele für eine gelungene „Auffrischung“ führte Möller das „Grüne Zimmer“ und das historische Büro des Kulturamtsleiters an. Was gegenwärtig anstehe, bezeichnete Fuldas Verwaltungschef als eine „Generationenaufgabe, die wir übernommen haben.“

Organismus

Stadtbaurätin Cornelia Zuschke kehrt bei ihren Ausführungen gedanklich auf die Metapher des „Organismus“ zurück, mit dem sie das Dach vergleicht. „Es hebt und senkt sich.“ Und über die Jahrhunderte hat es einen schleichenden Verfall der Balken gegeben. Fäulnis und Schimmelpilz infolge von Leckagen und stehender Nässe haben den horizontalen „Fußpunkten“, auf denen die Dachbalken aufliegen, ziemlich zugesetzt, wie Amtsleiter Volmer den Magistratsmitgliedern erläutert. „Erfreulicherweise war das Schwamm-Szenario aber nicht so schlimm, wie erwartet“, präzisiert die Stadtbaurätin, um hinzuzufügen, dass viel historische Substanz erhalten werden konnte. Momentan sei es schwierig, exakte Prozentangaben zu machen, ergänzt Volmer. Bei den Deckenbalken hätten jedoch wohl mehr als zwei Drittel gerettet werden können. Präzise Angaben werden noch folgen.

Komplexes Projekt

Die Dimension der Dachsanierung wirkt beeindruckend; darin sind sich die Magistratsmitglieder einig. In der Tat handele es sich um ein äußerst komplexes Projekt, betont Volmer – allerdings nicht nur hinsichtlich der Sanierung selbst, sondern vor allem auch im Hinblick auf den notwendigen Abstimmungsprozess mit den vielen Nutzern der Räume und Freiflächen des Schlosses. Ein „Stein“ fällt dem Leiter des Gebäudemanagements förmlich vom Herzen, wenn er an die laufenden Arbeiten über dem Fürstensaal denkt. Das Schadensbild sehe Gott sei Dank weit weniger schlimm aus als befürchtet. In den 70er Jahren sei viel gemacht worden. Starke konstruktive Veränderungen waren damals vorgenommen worden, um statische Probleme der schwierigen Deckenkonstruktion des Fürstensaals auszugleichen. Doch längst sind die Arbeiten nicht beendet. Bis weit ins kommende Jahr werden Zimmerleute und Dachdecker über dem südwestlichen Schlossflügel zu tun haben. Aufgrund der Arbeiten erfolgt im historischen Teil, also den museal genutzten Räumen, eine Teilauslagerung, bis zu guter Letzt die historischen Räume für eine gewisse Zeit sogar ganz geschlossen werden müssen. „Doch wenn wir erst einmal alles hinter uns haben, werden wir mit unserer Perle Stadtschloss getrost in die Zukunft der nächsten Jahrzehnte blicken können“, freut sich Fuldas Verwaltungschef auf den Abschluss der Arbeiten.

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