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Milseburghütte feiert 125. Geburtstag – Festabend am 26. Juni

Rhönklub e.V.

Rhön. In diesem Jahr kann die beliebteste Hütte der Rhön, die Milseburghütte des Rhönklubs, ihren 125. Geburtstag feiern. Sie zählt zu den am meisten besuchten Hütten weit und breit, und das, obwohl man sie nur zu Fuß erreichen kann. Zum 125-jährigen Jubiläum der Milseburghütte veranstaltet die Gemeinde Hofbieber gemeinsam mit dem Rhönklub am Freitag, 26. Juni 2009 einen abwechslungsreichen Festabend mit einmaligen Programmpunkten.

Festabend in Hofbieber

Das seltene Jubiläum einer Berghütte soll am Freitag, dem 26. Juni 2009, im Gemeinde-Zentrum von Hofbieber mit einem Festabend feierlich begangen werden. Namhafte Künstler aus der Region haben sich für diesen Abend kostenlos zur Verfügung gestellt. Karten zum Preis von 8,– EURO gibt es im Vorverkauf in der Tourist-Information in Hofbieber und in der Geschäftsstelle des Rhönklubs in Fulda. An der Abendkasse kostet die Karte 10,– EURO. Die Plätze sind nicht nummeriert. Einlass erfolgt ab 19.00 Uhr; Beginn ist um 20.00 Uhr.

Aus der Chronik der Hütte

Bekanntlich wurde der Rhönklub im Jahr 1876 in Gersfeld gegründet mit dem Ziel, die Rhön touristisch zu erschließen. Erstaunlich ist die Tatsache, dass sich die Delegierten bereits im Jahr 1882 bei der Hauptversammlung in Bad Neustadt/Saale dafür aussprachen, auf dem schönsten Berg der Rhön, der Milseburg, eine Schutzhütte zu bauen. Als Standorte waren im Gespräch der Schnittlauchfelsen und der Platz unterhalb der Gangolfskapelle. Die Versammlung entschied sich für den 2. Vorschlag und bewilligte 350,– Mark aus der Hauptkasse. 1883 wurde, wieder durch die Delegierten, der vorgelegte Bauplan genehmigt. Noch im Herbst konnte mit dem Bau begonnen werden. Bereits im Frühjahr 1884 war der Bau vollendet. Am 29. Juni 1884, dem Fest Peter und Paul, erfolgte die feierliche Einweihung.

Rhönklub e.V. Rhönklub e.V.

Einfachste Verhältnisse

Natürlich war der erste Bau ganz einfacher Art. Es existierte nur ein einziger Raum. Die „Küche“ befand sich also im Aufenthaltsraum. Das führte schließlich 1894 zu Beanstandungen. Ein Küchenanbau wurde beantragt und genehmigt. Im Jahr 1885 erteilte schließlich der königliche Landrat von Gersfeld die Schankkonzession!

Am 4. Juli 1929 schlug ein Blitz in die Gangolfskapelle ein, sie brannte fast vollständig nieder. Auch an der Milseburghütte entstand großer Sachschaden. Mit erheblichem Kostenaufwand mussten Reparaturarbeiten durchgeführt werden. 1951 erfolgte die offizielle Wiedereröffnung der Hütte nach dem 2. Weltkrieg durch Präsident Oswald Milker. Nachdem 1953 ein Kugelblitz die Hütte trifft und erheblich beschädigt, entschließt sich der Hauptvorstand endlich 1956 zum Bau einer Blitzableiteranlage. 1959 erfolgen enorme Umbaumaßnahmen. Die Küche wird umgestaltet und ein Kellerraum entsteht.

Ein Rhöner Urgestein übernimmt die Hütte

Es war kein Aprilscherz, als am 1. April 1968 Ernst Bleuel mit seiner Christel als neue Pächter in die Hütte „einziehen“! Sie werden es bis in das Jahr 2006 dort oben aushalten. Mit Sicherheit haben beide viel zum Bekanntheitsgrad dieses Ausflugszieles beigetragen. Im Jahr 1977 ergeht über die RHÖNWACHT, die Zeitschrift des Rhönklubs, ein Spendenaufruf an die Mitglieder und Freunde der Hütte. Die Hütte ist in die Jahre gekommen und bedarf dringend einiger Erneuerungen: Fußboden schadhaft, Gebälk morsch, Platzmangel! Die Küche wird mit Hilfe der Spenden erweitert, ein zusätzlicher Gastraum wird hinten angebaut.

Die Montagssänger und das Drahtseil

Bald finden sich immer montags in der urigen Hütte sangesfreudige Männer und Frauen ein. Es werden mehr und mehr. Sie kommen teilweise von weit her, von Frankfurt, von Würzburg und Hanau und natürlich aus der Rhön. Eine verschworene Gemeinschaft entsteht. Ihr großer Tag kommt, als zum Schutz der Flechten und Moose ein Drahtseil auf dem Gipfel der Milseburg installiert wird.. Die Sänger „besetzen“ den Gipfel und fordern die Demontage des Seiles. Ihr Ruf erschallt durch die ganze Rhön und wird auch in Kassel gehört. Und, was kaum jemand zu hoffen wagt  – die Demokratie trägt einen großen Sieg davon. „Das Seil ist weg!“ – steht am 1. September 2000 in der Fuldaer Zeitung.

Ein ganz schwarzer und ein heller Tag

Wenig bekannt dürfte in der Bevölkerung die Tatsache sein, dass die Hütte des Rhönklubs nicht auf eigenem Grund und Boden steht, sondern seit 1884 mit Duldung der Eigentümer, der Familie von und zu Guttenberg, deren Vorfahren seiner Zeit der Errichtung zugestimmt hatten.

Seit 2004 bemühte sich Präsidentin Regina Rinke darum, Herrn von und zu Guttenberg dazu zu bewegen, dem Rhönklub das kleine Grundstück „unter“ der Hütte zu verkaufen. Vergebens! Am 6. Dezember 2004 geht beim Hauptvorstand in Fulda ein Schreiben ein mit der Kündigung des Pachtverhältnisses zum 31.12.2005.

Am 6. Januar 2005 folgt ein weiteres Schreiben mit der Forderung, der Erstzustand von 1883 müsse auf der Milseburg wieder hergestellt werden. Diese Forderung bedeutete den Abriss der Milseburghütte! Im Februar 2005 richtet Präsidentin Rinke einen Hilferuf an Herrn Landrat Fritz Kramer, Fulda. Viele Beratungen im Hauptvorstand, viele Telefonate sind über das Jahr notwendig. Schließlich bietet Herr von und zu Guttenberg die gesamte Milseburg zum Verkauf an. Der Preis ist sehr hoch! Zum 1. November 2005 bittet Landrat Kramer bekannte Unternehmer aus der Rhön zu einem Krisengespräch in das Hotel „Zum Karpfen“ in Fulda. Er schildert die Situation und gibt auch der Präsidentin das Wort. In bewegten Worten bittet sie um Hilfe, die beliebte Hütte zu retten. Am Ende der Beratung gibt es eine strahlende Präsidentin mit verweinten Augen und von Landrat Kramer den Satz: „Ich habe noch nie in so wenigen Minuten so viel Geld zusammen bekommen!“. Die Firmen spenden freudig und auch die Mitglieder des Rhönklubs bringen 22.000,– EURO durch Spenden zusammen. Der Erhalt der Hütte war gesichert! Am 21. Dezember 2005 unterzeichnen Landrat Kramer und Herr von und zu Guttenberg im Landratsamt zu Fulda den Kaufvertrag. Das Areal der gesamten Milseburg war somit nun im Besitz des Landkreises Fulda, ist inzwischen in die Obhut der Gemeinde Hofbieber übergegangen.

Neue Pächter

Am 1. Oktober 2006 übernimmt Frau Patrizia Kümpel aus Schwarzbach als neue Pächterin die Bewirtschaftung der Hütte. Da sie bereits über viele Jahre schon den Bleuels zur Hand ging, kennt sie sich aus im „Haus“ und mit den Stammgästen. Selbst über 2 schwere, kalte und lange Winter ist es Patrizia mit Mann und Kindern gelungen, mit Rucksäcken die wichtigsten Nahrungsmittel zur Hütte zu schleppen und somit allen Winterwanderern zur Milseburg ihre Dienste anzubieten. Allerdings haben auch viele Wanderer fleißig mitgeholfen, manchen Schlitten den steilen Weg hinaufzuziehen! Der Beliebtheitsgrad der Milseburghütte ist auch im 125. Jahr ihres Bestehens ungebrochen.

Sternwanderung zur Milseburg

Am Sonntag, dem 28. Juni 2009, ladet das Präsidium des Rhönklub e.V. wieder alle Freunde des Wanderns und der Milseburg zu einer großen Sternwanderung zur Gangolfskapelle auf der Milseburg ein. Die Milseburgfreunde haben allen Grund, in einem feierlichen Gottesdienst Dank zu sagen für 125 Jahre urige Gemütlichkeit und Gastlichkeit in der bescheidenen Hütte auf dem schönsten Berg der Rhön. Der Gottesdienst beginnt um 10.30 Uhr. Er wird zelebriert von Pfarrer Willi Schmitt, einem großen Freund der Milseburg. Für das leibliche Wohl nach der Hl. Messe sorgen die Mitglieder der Pächterfamilie Kümpel. Zu dieser Sternwanderung ergeht ebenfalls herzliche Einladung an alle Rhönklub-Zweigvereine und die Bevölkerung. (Regina Rinke)

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